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Wann tranken die Türken ihren Kaffee vor Wien?: Weltgeschichte - alles, was man wissen muss (German Edition)

Wann tranken die Türken ihren Kaffee vor Wien?: Weltgeschichte - alles, was man wissen muss (German Edition)

Titel: Wann tranken die Türken ihren Kaffee vor Wien?: Weltgeschichte - alles, was man wissen muss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Seidel
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Chancen.
    Nach 1345 kam es zum Zusammenbruch zahlreicher älterer Bankhäuser, weil der englische König Edward III. hohe Schulden aus dem Hundertjährigen Krieg nicht beglich – praktisch ein englischer Staatsbankrott. Die Medici waren durch Tuchfabrikation und Grundbesitz wohlhabend. In die Finanzbranche stiegen sie kurz vor 1400 ein. Durch persönliche Beziehungen wurde die Medici-Bank mitten in den letzten Wirren des Abendländischen Schismas 1413 Bankhaus des Papstes. Unter Cosimo de Medici (1389–1464) war seine Bank um 1450 das führende Geldhaus in Florenz. Durch die Vergabe von Krediten förderte Cosimo seine Freunde und ruinierte seine Feinde. Denn er spielte auch in der Regierung der Stadtrepublik eine führende Rolle. Das alles endete abrupt 1490 im Ruin, weil sich die Medici mit den Kreditvergaben übernommen hatten. 1494 folgte ihre Vertreibung aus Florenz durch den politisch einflussreichen Bußprediger Savonarola.
    1439
    KONZIL VON FLORENZ     Nach der Beilegung des Abendländischen Schismas in Konstanz mit der Wahl des von allen Seiten anerkannten PapstesMartin V. wäre es beinahe auch zur Beilegung des Morgenländischen Schismas mit Byzanz gekommen. Nach Konstanz kam es zu einem Geplänkel von Konzilien und Gegenkonzilien in Basel, Lausanne, Ferrara und Florenz. Das Konzil in Florenz nahm eine unerwartete Wendung, als dort 1439 der byzantinische Kaiser Johannes VIII. angesichts der unmittelbar bevorstehenden Eroberung von Konstantinopel in höchster Not die Unterordnung der orthodoxen Kirche unter den Primat von Rom und damit das Ende des Schismas anbot. Darüber wurde zwar in den Verhandlungen Einigkeit erzielt, aber die orthodoxen Bischöfe erkannten das nicht an. Sie konnten die Schmach der Eroberung und Schändung durch die »fränkischen« Kreuzritter im Vierten Kreuzzug nicht verwinden. Die Kirchenunion kam nicht zustande.
    Viel wesentlicher für die Renaissance-Geschichte aber war die beflügelnde Wirkung dieses »Staatsbesuchs«, weil im Gefolge von Kaiser Johannes viele griechische Gelehrte anwesend waren.
    ca. 1440
    RENAISSANCE     Die Attraktion dieser griechischen Delegation muss der rund achtzigjährige Philosoph und Kaiserberater Georgios Gemistos gewesen sein, bekannt unter dem Namen Plethon (ca. 1360–1452). Plethon hielt nicht viel von Christentum oder Islam, sondern trat mit der Erläuterung zu chaldäischen Orakeln auf und propagierte ein ethisches Neuheidentum und einen neuen Platonismus. Damit elektrisierte er die Zuhörer, darunter Cosimo de Medici und Marsilio Ficino. Sein Auftritt führte zur Gründung der platonischen Akademie in Florenz.
    Weniger spektakulär, aber fast noch nachhaltiger wirkte der Erwerb von 238 griechischen Kodizes durch den Süditaliener Giovanni Aurispa (1376–1459). Dieser hatte seit 1421 zwei Jahre lang in Konstantinopel beste Kontakte zum Kaiserhof geknüpft. Er brachte griechische Texte mit, Abschriften der Ilias und der Odyssee , von Thukydides, Herodot, Aristoteles und Platon. Das waren die Anfänge der griechischen Antikenbeschäftigung in Italien. Nach dem Fall von Konstantinopel verstärkte sich diese Tendenz kolossal, weil viele Gelehrte vor den Türken aus Konstantinopel nach Italien flohen und ihr Wissen und ihre Bücher mitbrachten. Der Besuch der griechischen Delegation traf den Nerv der Zeit, denn schon Petrarca und Boccaccio suchten systematisch nach antiken Manuskripten und lasen diese Autoren auf der Suche nach alternativen Denk- und Lebensformen im Kontrast zur spätmittelalterlich erstarrten geistigen und künstlerischen Welt, in der sie lebten. Das – unter anderem – bedeutete »Renaissance« (»Wiedergeburt«) der Antike.
    R ENAISSANCE-KUNST     Ein weiterer wichtiger Anstoß war die Wiederauffindung der Zehn Bücher über die Architektur des römischen Architekten Vitruv (1. Jahrhundert n. Chr.) im Jahr 1414. Es ist das einzige erhaltene architekturtheoretische Werk der Antike und wurde zur »Bibel« von Generationen von Architekten – bis in die Gegenwart.
    Filippo Brunelleschi (1377–1446) – Erfinder der Renaissancearchitektur, Erbauer der Domkuppel von Florenz und der Pazzi-Kapelle – vermaß römische Ruinen, um Erkenntnisse über antike Bauweisen und Bautechniken zu gewinnen. Mit seiner ingenieurhaften Vorgehensweise gilt er auch als Erfinder der Zentralperspektive, die ja mathematisch konstruiert werden muss. Der Maler Masaccio (1401–1428) übertrug diese Erfindung auf die Malerei. Der Höhepunkt

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