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Wann tranken die Türken ihren Kaffee vor Wien?: Weltgeschichte - alles, was man wissen muss (German Edition)

Wann tranken die Türken ihren Kaffee vor Wien?: Weltgeschichte - alles, was man wissen muss (German Edition)

Titel: Wann tranken die Türken ihren Kaffee vor Wien?: Weltgeschichte - alles, was man wissen muss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Seidel
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EUROPÄISCHE HAUS     Der Begriff und das Bewusstsein vom »Abendland« im Sinne eines gemeinsamen, christlichen Europas tauchen erstmals im Zusammenhang mit der akuten türkischen Bedrohung auf. Noch vor seinem Pontifikat als Renaissance-Papst Pius II. formulierte Enea Silvio Piccolomini, ein hochgelehrter Humanist, 1454 auf einem Reichstag in Frankfurt: »Wenn wir die Wahrheit gestehen wollen, hat die Christenheit seit vielen Jahrhunderten keine größere Schmach erlebt als jetzt. Denn in früheren Zeiten sind wir nur in Asien und Afrika, also in fremden Ländern geschlagen worden, jetzt aber wurden wir in Europa, also in unserem Vaterland, in unserem eigenen Haus, an unserem eigenen Wohnsitz aufs Schwerste getroffen.« Piccolomini verwendet erstmals wieder das Wort Europa, das im Horizont der mittelalterlichen Reiche seit den Zeiten Karls des Großen aus dem Blickfeld geraten war, verbindet es mit der Christenheit und nennt es Vaterland und Europäisches Haus.
    Der zweite Beleg für dieses Bewusstsein findet sich als »die Abendländer« 1529 bei dem Reformator Kaspar Hedio, der es auf Deutsch für das bis dahin gebräuchliche »Okzident« verwendet; auch er meint damit die »christlichen Abendländer«. 1529 war das Jahr der kurzen, bald wieder abgebrochenen ersten Belagerung Wiens durch die Türken unter Süleiman I. Dieses Ereignis fand europaweit Beachtung. Auch Luther schrieb darüber zwei Traktate und bezeichnete die Türken als »Gottesplage«.
    1462
    DRACULA     Nach seiner epochalen Tat legte Mehmet nicht die Hände in den Schoß. Er eroberte unter anderem noch das Kaiserreich Trapezunt am kleinasiatischen Südrand des Schwarzen Meeres sowie große Territorien auf dem Balkan, in Griechenland, Serbien, Bosnien und in der Walachei des Dracula-Vorbildes Vlad III. Vlad trägt den Beinamen Tepes, »der Pfähler«. Dieser Türkenhasser ließ Zehntausende türkischer Kriegsgefangener, aber auch eigene Untertanen pfählen; eine besonders grausame Tötungsart. Seinen Beinamen »Dracula« (»kleiner Drache«) erhielt er schon früher, weil sein Vater, Fürst Vlad II., Mitglied des von Kaiser Sigismund gegründeten katholischen Drachenordens war und sich Vlad Dracul nannte. Dracula ist die Verkleinerungsform.
    Was danach geschah : Mehmet war ein kultivierter Mann und fähiger Herrscher. Er baute die türkische Flotte aus, straffte die Verwaltung und erließ eine Gesetzessammlung. Gleich nach der Eroberung von Byzanz begann er mit dem Bau des Topkapi-Palastes und veranlasste die Errichtung Hunderter von Moscheen, Medresen und Bädern. Die verbliebenen byzantinischen Adligen ließ er allerdings samt ihren Familien köpfen.
    1453 war ein weltgeschichtliches Wendejahr in Eurasien, das sich nur mit 490/480 v. Chr. (Marathon/Salamis), 622 v. Chr. (Mohammeds Flucht), 1492 (Entdeckung Amerikas), 1789 (Französische Revolution) und 1989 (Mauerfall und Ende des Kalten Krieges) vergleichen lässt. In Europa war ein Bewusstsein von Abendland entstanden, durch den Fall von Konstantinopel war der internationale Fernhandel zwischen dem Mittelmeer und Asien unterbrochen. Für Venedig, Genua und all die anderen gab es nichts mehr zu verdienen. In Portugal hatte man sich schon angewöhnt, den Blick nach Westen zu wenden, auf den Atlantik und entlang der afrikanischen Küste.

RENAISSANCE IN ITALIEN
    Durch die Medici und andere Gönner, Förderer und Sponsoren, die den Kultur- und Kunstbetrieb in Florenz und anderen italienischen Städten teils aus persönlichem Interesse, teils aus Prestigegründen förderten, wurde die Toskana ein einzigartiger Hotspot der »Renaissance«, des zivilisatorischen Fortschritts, der das europäische wirtschaftlich frei handelnde und selbstbestimmte Individuum hervorbrachte. Cosimo de Medici stiftete das Kloster San Marco und die Biblioteca Laurenziana in Florenz und gab den Palazzo Medici in Auftrag, förderte Brunelleschi, Donatello, Fra Angelico und den einflussreichen »neuplatonischen« Philosophen Marsilio Ficino. Cosimos Sohn Piero war von 1464 bis 1469 praktisch Alleinherrscher von Florenz. Dessen Sohn Lorenzo, genannt il Magnifico (»der Prächtige«), holte den jungen Michelangelo nach Florenz und machte Botticelli zu seinem »Hofmaler«.
    1393/1397
    MEDICI-BANK     Eigentlich waren um 1300 die großen Marktanteile in der Finanzbranche in Europa bereits vergeben. Bankhäuser in Siena oder die florentinischen Bardi besaßen Filialen zum Beispiel in Brügge. Newcomer hatten wenig

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