Wann tranken die Türken ihren Kaffee vor Wien?: Weltgeschichte - alles, was man wissen muss (German Edition)
Studenten Benno Ohnesorg bei diesen Krawallen wurde Auslöser für die Radikalisierung der Studentenbewegung.
Chomeini islamisierte den Iran wieder (Verschleierung der Frauen) und unterdrückte seinerseits die Opposition durch menschenvernichtenden Terror. Seine »Revolutionswächter« genannten Garden inszenierten öffentliche Massenhinrichtungen, es gab Tausende von Toten und Zehntausende von gefolterten politischen Gefangenen. Irak unter Saddam Hussein versuchte, die noch instabile Lage durch eine Invasion zu nützen (Erster Golfkrieg 1980–1988). Es war ein verlustreicher Krieg für beide Länder. Damals erhielt Saddam noch Unterstützung seitens der Amerikaner.
Nach dem Tod Chomeinis (1989) gebärdete sich Iran mit Blick auf das Ausland zunächst moderater; der gegenwärtige Staatspräsident Mahmud Ahmadinedschad orientiert sich seit 2005 in seiner Politik wieder stärker an Chomeini; wie bei Chomeini ist seine Außenpolitik dezidiert antiisraelisch.
ab 1980
SCHWELLENLÄNDER In den Siebziger- und Achtzigerjahren entwickelten Südkorea, Taiwan, Singapur und Hongkong eine Wirtschaftsdynamik, die sie weit über den bei Entwicklungsländern üblichen Standard hinausführte. Sie bauten Fertigungsindustrien für rohstoffarme Produkte auf (Textil, Unterhaltungselektronik), die dank niedriger Löhne auf dem Weltmarkt konkurrenzlos preiswert waren. So gelangten diese damals »Tigerstaaten« genannten kleinen asiatischen Länder an die Schwelle zu Industrieländern. Dieses Geschäftsmodell war damals neu und wurde in vielen anderen Ländern der Dritten Welt nachgeahmt, nicht zuletzt von China.
Mit einer durchgreifenden Wirtschaftsliberalisierung erreichte auch Indien seit den Neunzigern eine ungeahnte Dynamik. Treibende Kraft ist Premierminister Manmohan Singh (seit 2004). Er setzte die Wirtschaftsreformen bereits 1992 als Finanzminister in Gang. Indien erlangte vor allem für die Computerindustrie weltweite Bedeutung.
Schwellenländer haben innerhalb der Dritten Welt mittlerweile einen recht hohen Industrialisierungsgrad erreicht und verfügen aufgrund eigener Exporte (nicht nur von Rohstoffen, sondern eben auch von Industrieprodukten) über bedeutende Devisenreserven. Vor allem Letzteres ist ein wichtiger Unterschied zum »klassischen Entwicklungsland« mit seinem chronischen Zahlungsbilanzdefizit. Zu den Schwellenländern zählen Brasilien, China, Indien, Malaysia, Mexiko, Russland, Philippinen, Südafrika, Thailand, Türkei.
DIE EUROPÄISCHE EINIGUNG
Der erste Träger des Aachener Karlspreises, der alljährlich für Verdienste um die europäische Einigung vergeben wird, war 1950 der österreichische Adlige Richard N. Coudenhove-Kalergi (1894–1972), ein Mann mit internationalem familiärem Hintergrund. 1922 hatte er die Paneuropa-Union gegründet, im Gegensatz zum krassen Nationalismus seiner Zeit. Unterstützt wurde er dabei von Persönlichkeiten wie Albert Einstein, Thomas Mann, Artistide Briand (dem französischen Politiker und Friedensnobelpreisträger von 1926) oder auch Charles de Gaulle und Konrad Adenauer. Nach dem Zweiten Weltkrieg schlug Winston Churchill bei einer Rede in Zürich 1946 die Bildung der Vereinigten Staaten von Europa vor. 1949 wurde der Europarat gegründet und im Zusammenhang damit der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte geschaffen.
1957
RÖMISCHE VERTRÄGE 1950 entwickelte der französische Unternehmer und Regierungsberater Jean Monnet einen vom französischen Außenminister Robert Schuman auf der politischen Ebene vertretenen Plan, die Montanindustrien (Kohle und Stahl) Frankreichs und Deutschlands zusammenzuschließen, dem sich die Beneluxstaaten und Italien anschlossen. Diese Gemeinschaft, die 1952 ins Leben gerufen wurde, war im Kern eine Zollgemeinschaft, innerhalb derer die nationalen Zölle für Kohle- und Stahlprodukte entfielen. Es entstand also ein »gemeinsamer Markt«. Ähnliche Regelungen für die Atomindustrie brachte die Gründung der Europäischen Atomgemeinschaft (Euratom).
Auf dieser Basis handelten die Politiker seit Sommer 1955 Verträge für eine umfassende wirtschaftliche Zusammenarbeit in Europa aus. Diese Verträge wurden im März 1957 in der italienischen Hauptstadt Rom unterzeichnet und traten am 1. Januar 1958 in Kraft. So entstand die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft EWG. Die politische Leitidee war, nach den traumatischen Ereignissen zweier Weltkriege durch einen gemeinsamen Markt und die zunehmende Verflechtung der
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