Wann tranken die Türken ihren Kaffee vor Wien?: Weltgeschichte - alles, was man wissen muss (German Edition)
boykottierten Südafrika mit wirtschaftlichen Maßnahmen, die UNO verhängte ein Waffenembargo, die Sängerin Miriam Makeba erinnerte immer wieder an die Zustände in ihrem Heimatland. Das Schicksal des Bürgerrechtlers Steve Biko, der in einem südafrikanischen Gefängnis an schweren Kopfverletzungen starb, war Gegenstand eines aufsehenerregenden Buches von Donald Woods – der mit Biko befreundet war – und dem darauf basierenden Film Cry Freedom (1987, mit Kevin Kline und Denzel Washington). Am 11. Februar 1990 wurde Nelson Mandela nach 27 Jahren aus der Haft entlassen. Der neue Ministerpräsident Frederik de Klerk baute das Apartheidssystem ab, sodass 1994 freie Wahlen für alle Volksgruppen stattfinden konnten. Mandela wurde 1994 bis 1999 der erste schwarze Präsident des Landes und betrieb eine sehr versöhnliche Politik. Er und de Klerk erhielten 1993 den Friedensnobelpreis.
1987/2000
INTIFADA Möglicherweise wuchs nach dem Jom-Kippur-Krieg die Einsicht der arabischen Staaten, gegen Israel nicht militärisch erfolgreich sein zu können. Durch das von US-Präsident Jimmy Carter vermittelte Abkommen von Camp David 1978 und dem anschließenden Friedensvertrag zwischen Ägypten und Israel 1979 hatten sich beide Länder gegenseitig anerkannt und Ägypten erhielt den im Sechs-Tage-Krieg eroberten Sinai zurück. Dafür bekamen der ägyptische Präsident Anwar as-Sadat und der israelische Ministerpräsident Menachem Begin 1978 den Friedensnobelpreis.
An der Situation der Palästinenser änderte sich aber nichts. Sie reagierten seit1987 mit passivem Widerstand in Gaza, im Westjordanland und in Ost-Jerusalem, darüber hinaus allerdings auch mit Steinen, Kleinterror, Anschlägen und Mord. Die Widerstandsbewegung (Intifada) dauerte bis zum Abschluss des Oslo-Friedensprozesses, der 1993 die Welt überraschte. Israel und die Palästinenser hatten unter norwegischer Vermittlung sehr geheim verhandelt. Die Israelis erkannten die PLO an und stimmten einer palästinensischen Selbstverwaltung im Westjordanland und im Gazastreifen zu.
Nach dem Besuch des israelischen Ministerpräsidenten Scharon auf dem Jerusalemer Tempelberg im Jahr 2000 begann die zweite, ebenfalls fünfjährige Intifada. Die Palästinenser versuchen – vermehrt durch Selbstmordattentate – die israelischen Polizeikräfte zu provozieren und zu zermürben. Die Zahl der Anschläge, Überfälle und Raketenangriffe geht in die Abertausende. 2003 räumten die Israelis den von der radikalislamischen Hamas beherrschten Gaza-Streifen.
Im Nahost-Konflikt bleiben die Dinge bis heute sehr im Fluss. Wie es aussieht, kann jeder Tag eine überraschende Wendung bringen.
1979
AYATOLLAH Seit 1941 regierte mit Mohammed Reza Pahlewi (1919–1980) der zweite Schah aus der Familie Pahlewi in Iran. Sein Vater war 1925 durch Parlamentsbeschluss als konstitutioneller Monarch auf den persischen Thron gelangt. Beide waren westlich orientiert und versuchten, das Land zu modernisieren und zu industrialisieren. Das Tragen des Schleiers wurde 1935 verboten. Ende der Zwanzigerjahre hatte man reiche Ölvorkommen entdeckt, von denen Iran seit der Gründung der OPEC 1960 so stark profitierte wie nie zuvor. Der Schah legte ein »Weiße Revolution« genanntes Reformprogramm auf (Landreform, Frauenwahlrecht, Gewinnbeteiligung an Unternehmen für Arbeiter und Angestellte, Kampf gegen das Analphabetentum, Ausbau des Gesundheitswesens). Es wurde von den Großgrundbesitzern, vor allem aber von der schiitischen Geistlichkeit und allen voran von Ruhollah Chomeini (1902–1989) als antiislamisch erbittert bekämpft. Chomeini musste 1964 ins Exil gehen.
1979 gelang es dem Ayatollah Chomeini noch von seinem Pariser Exil aus, den Schah zu stürzen. Er kehrte nach Teheran zurück und begründete die Islamische Republik als Gottesstaat. In Iran herrscht seitdem die schiitische Geistlichkeit. Ayatollah (»Hochgelehrter«) ist ein Titel, den es nur im schiitischen Islam gibt. Schon vor seinem Exil war Chomeini Anführer einer starken Opposition gegen den Schah gewesen. Dessen Reformpolitik ertrug die vormoderne iranische Gesellschaft einfach nicht. Und der Schah, hinter dem die Amerikaner standen, unterdrückte jegliche Opposition gewaltsam mithilfe seines brutalen Geheimdienstes SAVAK und übernahm sich mit Großmachtambitionen im Mittleren Osten. Wie verhasst er weltweit war, zeigten die Studentenkrawalle anlässlich seines Staatsbesuchs in der Bundesrepublik 1967. Der Tod des
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