Wann tranken die Türken ihren Kaffee vor Wien?: Weltgeschichte - alles, was man wissen muss (German Edition)
Verteidigungsminister war. Wörtlich übersetzt bedeutet die Formel: gegenseitig garantierte Zerstörung. Es galt das Prinzip der Abschreckung, das die beiden in etwa gleich starken und jeweils mit einem großen Atomwaffenarsenal ausgerüsteten Supermächte davon abhalten sollte, diese Waffen auch einzusetzen. Dies war das »Gleichgewicht des Schreckens« – das in der Kuba-Krise 1962 während der Regierung von Präsident John F. Kennedy und dem sowjetischen Ministerpräsidenten Nikita Chruschtschow fast zum Weltkrieg eskalierte, als die Amerikaner mit einer Seeblockade auf bis dahin geheime russische Raketenstationierungen reagierten. Die atomaren Sprengköpfe waren von Kuba aus direkt auf die USA gerichtet, die Amerikaner stellten ein Ultimatum. Das war die gefährlichste Konfrontation während des Kalten Krieges und »keiner von uns begriff damals, wie nah wir am Rand einer Katastrophe standen«, sagte der seinerzeit unmittelbar beteiligte McNamara. Zur direkten Verständigung der beiden Supermächte wurde eine eigene Fernschreibverbindung zwischen Kreml und Weißem Haus eingerichtet, der »heiße Draht« – auf deutsch: eine Hotline.
Was danach geschah : In den Siebziger- und Achtzigerjahren setzte sich die Rüstungsspirale fort, angesichts der fortschreitenden technischen Entwicklung beider Waffensysteme. Dies war zugleich der Beginn der Friedensbewegung: Massive Proteste gegen den Vietnamkrieg hatte es nicht nur in den USA, sondern auch in Europa gegeben. Nun machte die Parole »Frieden schaffen ohne Waffen« die Runde, brachte neue Parteien und neue Formen des Protests hervor.
ab 1970
OSTPOLITIK »Wandel durch Annäherung« lautete die Formel des außenpolitischen Beraters Egon Bahr von Bundeskanzler Willy Brandt. Erstmals stellte die SPD seit 1969 in der Bundesrepublik den Kanzler. Brandts »Politik der kleinen Schritte« zielte auf eine Entspannung des im Kalten Krieg verkrampften Verhältnisses zum Ostblock. Bei einem Besuch in Warschau im Dezember 1970 ließ sich Brandt am Mahnmal des Aufstandes im Warschauer Ghetto auf die Knie fallen – ein symbolischer Akt als Bitte um Vergebung für die Gräueltaten der Deutschen im Zweiten Weltkrieg und ein Zeichen für die Suche nach Verständigung. Am gleichen Tag wurde der Warschauer Vertrag unterzeichnet. Hierin erkannte die Bundesrepublik die Oder-Neiße-Linie als Westgrenze Polens an. Das war, wie die gesamte Ostpolitik, in der BRD sehr umstritten.
Ein Transitabkommen erleichterte 1971 den Personen- und Güterverkehr zwischen der Bundesrepublik und Westberlin. Es war das erste direkte Abkommen zwischen den beiden deutschen Staaten. 1972/1973 ermöglichte der Grundlagenvertrag zwischen BRD und DDR den Austausch Ständiger Vertreter, eine gegenseitige Anerkennung knapp unterhalb der völkerrechtlichen Anerkennung.
Das deutsche Wort »Ostpolitik« wurde auch in den anderen europäischen Sprachen in der Originalversion der Inbegriff für Entspannungspolitik.
1975
KSZE Seit 1973 beriet eine »Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa« (KSZE) aller europäischen Staaten einschließlich den USA und Kanada in Helsinki. Die Konferenz brachte dem Ostblock die Anerkennung der Nachkriegsgrenzen durch den Westen und damit eine Art Bestandsgarantie des sowjetischen Imperiums, das wirtschaftlich schwach war. Im Gegenzug mussten die Ostblockstaaten Zugeständnisse bei den Menschenrechten machen. Damit schuf die KSZE eine wesentliche Grundlage für die Bürgerrechtsbewegungen der Achtzigerjahre in den osteuropäischen Ländern. Die Schlussakte von Helsinki markiert 1975 den Höhepunkt der Entspannungspolitik zwischen Ost und West vor dem Fall der Mauer.
1980
SOLIDARNOS´C´ Am 16. Oktober 1978 bestieg mit Karol Wojtyla der erste polnische Papst und der erste Nicht-Italiener seit Hadrian VI. (Amtsantritt 1522) als Johannes Paul II. den Stuhl Petri. Sozusagen unter seiner Schirmherrschaft konnte sich die polnische Gewerkschaftsbewegung entfalten.
Im Sommer 1980 sollten in Polen die Fleischpreise erhöht werden, wogegen sich Proteste erhoben. Sie führten zu einer Streikwelle im ganzen Land, hinzu kam auf der Lenin-Werft in Danzig ein Streik gegen die Entlassung der Kranführerin Anna Walentynowicz. (Die Symbolfigur der Solidarnos´c´-Bewegung kam bei dem verheerenden Absturz auf dem Flug nach Katyn am 10. April 2010 in der polnischen Präsidenten-Maschine ums Leben.) Der Streik wurdeunter der Führung des Elektromonteurs Lech
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