Wann tranken die Türken ihren Kaffee vor Wien?: Weltgeschichte - alles, was man wissen muss (German Edition)
reliefartige Tierfiguren.
Das früheste in Mitteleuropa gefundene Kupferbeil ist dagegen rund 1000 Jahre jünger (um 3500 v. Chr.) und stammt aus einer Fundstätte in der Nähe von Altheim bei Landshut in Niederbayern.
3300 v. Chr.
ÖTZI Das relativ leicht zu schmelzende und zu bearbeitende Kupfer kommt in Anatolien um 8000, in Mitteleuropa um 4300 v. Chr. auf. Gut 1000 Jahre später trug der mittlerweile bekannteste Vertreter der späten Jungsteinzeit ein Kupferbeil bei sich: Die Gletschermumie Ötzi gibt ein anschauliches Bild eines Menschen aus unserem geografischen Raum in der Hoch-Zeit der Keramik-Kulturen. Mit seinen grasgepolsterten Schuhen, seiner Bekleidung, seinen leichten Jagdwaffen und seinem »Rucksack« erinnert er am ehesten an das Bild, das man sich von einem »Indianer« macht. Hier tritt uns ein Mensch aus dem Übergang zwischen Jungsteinzeit und Metallzeit gegenüber. Ötzi ist ein typischer Vertreter der halbwegs sesshaften, Ackerbau und Viehzucht betreibenden vorindogermanischen Siedlerkultur der Keramik-Zeit. Das bisschen Metallverarbeitung, das er und seine Zeitgenossen beherrschten, hat die jungsteinzeitlichen Lebensstrukturen nicht tiefgreifend verändert.
2600 v. Chr.
GLOCKENBECHERKERAMIKER Glockenförmige Tonbecher sind das »Leitfossil« sonst wenig fassbarer Gruppen, die sich von Südspanien her hauptsächlich entlang der Küsten bis nach Mitteleuropa ausbreiteten;möglicherweise kamen sie aber auch aus dem Donauraum und zogen durch ganz Europa. Glockenbecherleute, deren Auftreten um 2600 erstmals belegt ist, kannten bereits die Kupferverarbeitung. Auch ihre Bestattungsrituale waren typisch: Die Toten wurden nach Geschlechtern unterschiedlich, stets immer in Hockerstellung und mit dem Gesicht nach Osten beigesetzt.
2800 v. Chr.
SCHNURKERAMIKER (STREITAXTLEUTE) Die Schnurkeramiker verzierten Gefäße durch in den weichen Ton eingedrückte Schnüre. Sie überschneiden sich zeitlich mit den Glockenbecherkeramikern, bestatteten Tote in Hockerstellung, aber immer mit dem Gesicht nach Süden, Frauen linksseitig, Männer rechtsseitig. Letztere bekamen Waffen und Streitäxte ins Grab gelegt. Diese charakteristischen Streitäxte, nach denen sie auch benannt sind, waren keine Kampfwaffen, sondern Statussymbole.
Die Schnurkeramiker/Streitaxtleute tauchten vergleichsweise plötzlich auf (»wie aus dem Nichts«) und verbreiteten sich sehr schnell. Ob sich hier eine kulturelle »Revolution« abspielte oder eine »Invasion«, ist schwer zu sagen. Die Schnurkeramikkulturen waren von Zentralrussland bis in die Schweiz und nach Holland verbreitet – also über ein riesiges Gebiet, in dem die Bestattungsgewohnheiten und die Kunst»normen« der Keramikverzierungen noch einheitlicher waren als bei den Bandkeramikern. Sehr umstritten ist übrigens, ob die Schnurkeramiker/Streitaxtleute bereits die ersten Indoeuropäer waren, also die ersten Gruppen, aus denen in Europa Germanen, Kelten und Slawen hervorgingen.
Die Schnurkeramiker waren die letzte Jungsteinzeitkultur auf europäischem Boden. Diese relativ sesshaften Bauern kannten das Rad und Zugtiere und konnten Kupfer verarbeiten. In der Spätphase der Schnurkeramiker und Glockenbecherkeramiker kommt um 2200 die Kenntnis der Bronzeverarbeitung nach Europa.
Was danach geschah : Knapp 1000 Jahre später, kurz vor Beginn der Eisenzeit, erscheint eine letzte Neuerung in Europa, die Urnenfelderkultur. Wie der Name sagt, werden in der Urnenfelderkultur die Toten verbrannt und in Urnen bestattet – ein signifikanter, flächendeckender Wandel. Von der Urnenfelderkultur geht ab 1200 v. Chr. der Vorstoß der indoeuropäischen Völker nach Italien aus, möglicherweise auch der Verwüstungszug über den Balkan, die Ägäis und Anatolien (»Zerstörung Trojas«). Später dann auch die keltische Hallstatt-Kultur.
3 761: BEGINN DER JÜDISCHEN ZEITRECHNUNG Auf dieses Jahr legte der jüdische Patriarch Hillel um 360 n. Chr. die Schöpfung der Welt fest und begründete so in der Spätphase der römischen Kaiserzeit die heute gültige Zeitrechnung nach dem jüdischen Kalender. Hillel orientierte sich an den »Zeitangaben« im Alten Testament, zum Beispiel an der Lebenszeit der Patriarchen. Demgemäß entspricht das Jahr 2009/2010 unseres Gregorianischen Kalenders dem Jahr 5770 des jüdischen Kalenders. Dieses Weltschöpfungsdatum hat nichts mit modernen archäologischen Datierungen zu tun. Dennoch entsprechen die fast 6000
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