Wann tranken die Türken ihren Kaffee vor Wien?: Weltgeschichte - alles, was man wissen muss (German Edition)
v. Chr.
TRICHTERBECHERKERAMIKER Die ältesten »Bauwerke« der Jungsteinzeit im westlichen Mittelmeer und an den Küsten Westeuropas stammen aus der Megalith-Kultur, genauer: aus den Megalith-Kulturen, denn sie waren keineswegs einheitlich. Schon 1867 einigte man sich darauf, unbehauene Steine als Megalithen zu bezeichnen (griechisch megalith, »großer Stein«). Die Erbauer der Megalith-Anlagen sind die Trichterbecherkeramiker.
Die Trichterbecherkulturen entfalteten sich über einen langen Zeitraum von etwa 4200 bis 2800 v. Chr. Sie siedelten an den Küsten von Nord- und Ostsee samt Hinterland, im Alpenbogen und in Osteuropa am Schwarzen Meer.
Die Trichterbechermenschen waren ebenfalls sesshafte Ackerbauern rund um die Meeresküsten von Nordsee und Atlantik. Im gesamten west- und nordeuropäischen Bereich entstanden zwischen 3600 und 3200 v. Chr. 30000 Megalith-Gräber, eine regelrechte Explosion, ein mächtiger kultureller Impuls. Auf deutschem Boden sind von geschätzten 5000 Gräbern rund 900 erhalten. Sie dienten Kollektivbestattungen, oft über lange Zeiträume hinweg. Die Trichterbechermenschen begruben die Toten nicht in Hockerstellung, sondern in gestreckter Rückenlage. Die charakteristischen und namengebenden Trichterbecher waren anscheinend vor allem Grabbeigaben; zum praktischen Gebrauch sind die unten spitz zulaufenden Gefäße eher wenig geeignet.
seit 4500 v. Chr.
C ARNAC UND STONEHENGE Die Megalith-Anlagen hatten, da ist man sich sicher, einen konkreten Ursprungsort, nämlich Nordwestfrankreich, heute Bretagne und Normandie. Von hier verbreitete sich die »Kultur« rund um die Nordsee, entlang der ganzen europäischen Atlantikküste und ins westliche Mittelmeer einschließlich Sizilien und Tunesien. Der bretonische Ausgangsort muss ein weit ausstrahlendes rituelles und politisches Zentrum gewesen sein. Funde bis nach Ostwestfalen und Nordhessen sind mit Anlagen in der Normandie direkt vergleichbar.
Der Zweck all dieser Bauwerke bleibt rätselhaft. Sicher ist, dass es kultische Orte waren, denn das Aufrichten tonnenschwerer Steine und das Ausrichten in geometrischen Linien geschah nicht zum Zeitvertreib. Der größte Menhir wiegt 350 Tonnen. Sehr wahrscheinlich handelte es sich zumindest auch oder seinem Ursprung nach um eine Form von Ahnenkult. Alle Megalith-Stätten sind zudem Begräbnisorte.
Die älteste Anlage ist Carnac mit seinen geraden Steinreihen (ca. 4500 v. Chr.). In Stonehenge begann die Baugeschichte nach heutigem Kenntnisstand mit einem Erdwall um 3100 v. Chr., also vor den Pharaonen. Die heute noch sichtbaren Steinkreise entstanden zwischen 2500 und 2000, etwa in der Zeit der großen Pyramiden. Die in Norddeutschland und Südskandinavien ebenfalls sehr verbreiteten Hünengräber gab es über mehrere Jahrhunderte hinweg zwischen 3500 und 2800 v. Chr.
3500–2500 v. Chr.
PFAHLBAUTEN In der Frühzeit der Hochkulturen, als die Sumerer anfingen, mithilfe der Keilschrift die Lagerhaltung zu kontrollieren, die Ägypter frühe Hieroglyphen meißelten und erste Baupläne für Pyramiden entwarfen und die ältesten Trojaner Ost-West-Handel betrieben, siedelten Zeitgenossen der Trichterbecherkeramiker in Pfahlbauten im Alpenraum. Sie alle lebten zur selben Zeit in dem Jahrtausend zwischen 3500 und 2500 v. Chr.
Die Pfyner Gruppe im schweizerischen Thurgau (3900–3500 v. Chr.) und die Mondsee-Gruppe (3600–3300 v. Chr.) im Salzkammergut zählen zu den ältesten bekannten Pfahlbausiedlungen. In den Alpen war damals die Kupferverarbeitung schon bekannt. Das Kupferbeil, das »Ötzi« bei sich trug, ähnelte sehr vergleichbaren Stücken aus Pfyn. Viele dieser Siedlungen wurden irgendwann wieder aufgegeben, aber Pfahlbauten gab es in Europa bis in die Eisenzeit.
KERAMIK-KULTUREN
IN DER KUPFERZEIT
Die ältesten Kupferabbaustätten in Europa befinden sich auf dem Balkan. Sie stammen aus der Zeit um 4500 v. Chr. Betreiber der Minen waren vermutlich Führungsschichten einer bandkeramischen Kultur des Balkans namens Vincˇa. Man lebte in vergleichsweise dichtbesiedelten Dörfern und betrieb auf ausgesprochen fruchtbaren Böden intensiv Ackerbau. Dazu gehörte eine differenzierte Sozialstruktur mit einer immer reicher werdenden Oberschicht. Die Grabbeigaben eines Gräberfeldes am bulgarischen Warnasee enthalten neben hervorragend gearbeiteten Keramiken und Kupfergegenständen auch die ersten Goldschmiedearbeiten weltweit, vor allem Schmuck, Beschläge und
Weitere Kostenlose Bücher