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War ich gut Schatz

Titel: War ich gut Schatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Russo Andrea
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Im Rückspiegel sehe ich Michael, der gerade mit verständnislosem Blick um die Ecke kommt. Dass Charly gerade gekidnappt wurde, bemerkt er zum Glück viel zu spät.

29 Jetzt bloß nicht frech werden, sonst holen wir Konrad
    Adele scheint sich sichtlich wohlzufühlen. Erst gestern haben wir sie aus dem Krankenhaus geholt, damit wir morgen ihren Geburtstag hier feiern können. Jetzt ist sie einfach nur glücklich, dass sie sich jederzeit mit den Stricknadeln am Bein kratzen kann, ohne Angst zu haben, dabei erwischt zu werden. Und es gefällt ihr, dass wir uns heute alle bei ihr versammelt haben.
    Lenchen untersucht die Schubladen, die in Reichweite von ihr zu öffnen sind, die beiden Hunde liegen einträchtig und faul auf dem Balkon. Den Lorbeerbaum, der ja auf Adeles Balkon stand, haben wir vorsichtshalber runter in den Garten gebracht.
    Katharina hat wie immer den Platz auf der Couch bekommen, und Adele hat es sich in ihrem Sessel bequem gemacht. Ich habe ihr extra einen Hocker davorgestellt, damit sie ihr geschientes Bein nach oben legen kann. Und ich? Ich stehe in der Küche und zaubere uns ein leckeres Essen.
    Wir haben Mittwoch. Seit Samstag habe ich Daniel nicht mehr gesehen. Er scheint wie vom Erdboden verschluckt zu sein.

    Bei seinen Eltern ist er nicht, da habe ich angerufen. Ich kam mir sehr blöd dabei vor, als ich seine Mutter fragte, ob sie wisse, wo mein Mann sei. Tom hat sich auch ausgeschwiegen. Ich habe erst überlegt, ob ich ihn mit dem kleinen Geheimnis erpressen soll, das Claudia über ihn preisgegeben hat, habe es aber dann gelassen. So niveaulos bin ich wirklich nicht. Außerdem reicht es mir schon, dass ich solch pikante Details erfahren habe, die mich gar nicht interessieren. Hoffentlich muss ich nicht daran denken, wenn ich ihn das nächste Mal sehe …
    Auf meine drei Nachrichten, die ich Daniel am Montag vor unserer Auszugsaktion geschickt habe, bekam ich nur eine SMS als Antwort:
    Â»Ach, Anna!«
    Michael hat sich bisher eigenartigerweise auch noch nicht bei Katharina gemeldet. Auch er ist wie vom Erdboden verschluckt. Und das wird er wahrscheinlich auch bleiben, wie Sam mir verraten hat, denn wenn er Pech hat, wandert er geradewegs in den Knast wegen Veruntreuung irgendwelcher Gelder. Geld ist heute auch auf meinem Konto gutgeschrieben worden. Wo das in Wirklichkeit herkommt, will ich lieber gar nicht wissen … Katharinas angekündigte zwanzigtausend Euro haben sich als fast dreißigtausend entpuppt. Und die wird sie bitter nötig haben als bald alleinerziehende Mutter mit zwei Kindern! Bei der Anwältin war Katharina auch schon. Jetzt muss sie nur noch eine Wohnung finden. Aber so lange kann sie gerne bei mir bleiben. Ich habe ja jetzt ausreichend Platz!
    Ich hocke auf dem Boden vor dem Backofen. Das mache
ich manchmal, wenn etwas besonders Leckeres darin brutzelt. Dann macht es mir Spaß zuzusehen, wie das Essen darin braun und knusprig wird. So wie jetzt bei der Lasagne, deren Duft schon durch die ganze Wohnung strömt.
    Als ich endlich damit im Wohnzimmer erscheine, warten alle schon ganz ungeduldig. Dann futtern wir einmütig und genießen schweigend.
    Danach bleiben wir gemütlich beieinander sitzen. Lenchen hat sich zu ihrer Mutter gekuschelt, und ich habe es mir einfach auf einem großen Kissen am Boden gemütlich gemacht.
    Â»So«, ergreift Adele das Wort, »nachdem ihr mir gestern eure Herzen ausgeschüttet habt, bin dann wohl heute ich dran.«
    Gespannt sehe ich zu ihr hoch. Ob jetzt endlich das Geheimnis um ihren unbekannten Geliebten gelüftet wird?
    Â»Also, ich mache es kurz: Ich werde zurück nach Frankreich gehen.«
    Â»Du machst was?«
    Â»Na, ich gehe zurück nach Frankreich! Dorthin, wo mein Herz hingehört.«
    Â»Ach, etwa zu Helmut?«, rutscht es mir heraus.
    Â»Wie kommst du denn darauf?«, fragt Adele schmunzelnd.
    Â»Also, ich wollte mir den Adorno von dir ausleihen«, sage ich kleinlaut. »Ich wollte nicht schnüffeln, echt nicht. Ich habe es aufgeblättert, und da habe ich die Widmung darin gefunden und auch gelesen.«
    Â»Na, dann hol es mal schnell, das Buch.«

    Das lasse ich mir nicht zweimal sagen. Flugs springe ich auf, ziehe Adorno aus dem Regal und lege ihn auf Adeles Schoß. Andächtig klappt sie es auf, überfliegt die Widmung und sagt mit warmer Stimme:
    Â»Das Buch hat mir mein Bruder geschenkt, kurz bevor er starb. Er hat immer zu

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