Warrior Cats - Die Macht der Drei 05 - Lange Schatten

fröhlich mit ihr balgten.
    Windböen fegten durch den Wald und trugen die Schärfe der herannahenden Blattleere herbei. Von den Bäumen trudelten die letzten Blätter zu Boden. Beute war nicht mehr so leicht zu fangen, aber der Clan hatte sich gut erholt und konnte dafür sorgen, dass der Frischbeutehaufen stets wohlgefüllt blieb. Eichhornschweif hatte leichte Kriegerpflichten wieder aufgenommen, und auch jene Krieger, die durch das Gewitter verletzt worden waren, verließen den Bau der Heiler-Katze.
    Löwenglut fiel auf, dass Weißflug zugenommen hatte und Birkenfall mit stolzem Blick durch das Lager stolzierte. Es würde also neue Jungen für den DonnerClan geben! Äußerlich lief alles gut.
    Trotzdem war Löwenglut die Freude an den Patrouillen mit seinen Clan-Gefährten vergangen. Aschenpelz’ Wissen belastete ihn wie eine bedrohliche Gewitterwolke. Während sich Distelblatt immer noch den Kopf zerbrach, wer ihre richtigen Eltern sein mochten, fragte sich Löwenglut unentwegt, wie sie Aschenpelz dazu bringen könnten, ihr Geheimnis nicht zu verraten. Immer öfter ertappte er Aschenpelz dabei, wie er ihn mit einem finsteren Versprechen in den blauen Augen ansah. Worauf wartete der graue Krieger? Löwenglut konnte sich nicht vorstellen, dass er von seiner Drohung Abstand genommen hatte, jeder Katze zu verraten, was Eichhornschweif getan hatte.
    An einem sonnigen, kalten Morgen schlüpfte Löwenglut aus dem Bau der Krieger und sah Aschenpelz und Feuerstern gemeinsam beim Frischbeutehaufen hocken. Sein Magen verkrampfte sich. Scheinbar gleichgültig tappte er zu ihnen und nahm sich eine Maus, obwohl er glaubte, keinen einzigen Bissen hinunterzubekommen. Mit dem Rücken zu seinem Anführer ließ er sich nieder und spitzte die Ohren.
    »In ein paar Sonnenaufgängen ist Große Versammlung«, miaute Aschenpelz. »Hast du etwas dagegen, wenn ich mitkomme?«
    Feuerstern klang etwas überrascht. »Normalerweise überlege ich mir erst kurz vor der Abreise, wen ich mitnehmen will, aber wenn du unbedingt willst …«
    »Danke, Feuerstern.«
    Löwenglut wagte einen Blick über die Schulter und sah, dass sich der graue Krieger Richtung Dornentunnel entfernte. Der spärliche Bissen, den er von der Maus genommen hatte, lag ihm schwer im Magen und in seinem Pelz kribbelte jedes Haar. Ich weiß, was Aschenpelz vorhat! Er will Eichhornschweifs Geheimnis auf der Großen Versammlung vor allen Clans ausposaunen!
    Löwenglut sah Distelblatt aus dem Kriegerbau schlüpfen und lief zu ihr. »Übliche Stelle«, flüsterte er. »Ich hole Häherfeder.«
    Als er durch den Brombeervorhang vor dem Heilerbau spähte, stand Häherfeder bereits auf den Pfoten, machte einen Buckel und streckte sich. Blattsee lag noch zusammengerollt in ihrem Nest.
    »Löwenglut?« Häherfeder hob den Kopf. »Was gibt es?«
    »Wir müssen reden«, erklärte Löwenglut.
    Er lief voraus zu der Lücke hinter dem Bau der Krieger, wo Distelblatt bereits wartete und ihm mit großen, grünen Augen ängstlich entgegenblickte. »Was ist passiert?«, fragte sie Löwenglut sofort.
    »Ich habe Aschenpelz gerade belauscht. Er hat Feuerstern gefragt, ob er zur Großen Versammlung mitkommen darf.«
    Distelblatt ließ die Krallen aus- und einfahren, ihr Nackenfell sträubte sich. »Nein! Das darf er nicht!«, heulte sie.
    »Sei leise«, schimpfte Häherfeder. »Willst du, dass uns jede Katze hört?«
    »Wir müssen ihn irgendwie daran hindern.« Obwohl Distelblatt die Stimme gesenkt hatte, hörte man ihr die Verzweiflung an. »Er wird sonst allen vier Clans von uns erzählen.«
    Löwenglut nickte. »Und Eichhornschweif vor jeder Katze demütigen. Und dann vertreiben sie uns vielleicht vom See.«
    »Das wird Feuerstern nicht zulassen!« Distelblatt war entsetzt.
    »Feuerstern bleibt vielleicht keine Wahl«, bemerkte Häherfeder. »Vergiss nicht, dass die anderen Clans ihm ständig vorwerfen, er würde zu viele Einzelläufer aufnehmen. Einige unserer Clan-Gefährten denken genauso, sie glauben, der DonnerClan würde dadurch geschwächt. Feuerstern könnte uns vielleicht wegschicken, weil es das Beste ist für seinen Clan.«
    Feuersterns Clan – nicht unserer . Löwenglut wurde eiskalt, als er hörte, wie nüchtern sein Bruder das Risiko einschätzte. Alles, worauf er sich bisher verlassen konnte, war dahin. Er hatte sich bemüht, der beste Krieger des Clans zu werden, und jetzt stand alles auf dem Spiel, weil Aschenpelz zu viel wusste.
    »Vielleicht sollten wir es Eichhornschweif