Warrior Cats - Die Macht der Drei 05 - Lange Schatten

Heilkraut suchen sollte.
    Du bist eine Heiler-Katze. Du hast besondere Kräfte. Nutze sie.
    Zu einer festen Kugel zusammengerollt, schloss Häherpfote die Augen. Er hatte sich noch nie in die Träume einer Katze eingeschlichen, die so weit weg war, aber Falkenpfote, der Heiler-Schüler des WindClans, war immer freundlich und offen zu ihm gewesen. Einfältig, aber freundlich … Vielleicht würde ihm das helfen, den Schüler im Traum aufzusuchen.
    Häherpfote ließ in Gedanken das Lager hinter sich und wandte sich durch den Wald Richtung WindClan-Territorium. Er setzte über den Bach, der die Grenze darstellte, und flitzte auf federleichten Pfoten über das Moorland, bis er den Kamm über der Kuhle erreichte, in der sich das Lager des WindClans befand. Er ließ sich von seinem Traum vorwärtstragen, tappte zwischen schemenhaften Felsen und Büschen hindurch auf die breite Spalte in einem Felsen zu, in dem Rindengesicht und Falkenpfote ihren Bau eingerichtet hatten.
    Dort lagen der Heiler und sein Schüler in ihren Nestern aus Moorgras und Federn, die sich mit jedem Atemzug bewegten. Häherpfotes Schattengestalt rollte sich neben Falkenpfote zusammen und berührte sein warmes, weiches Fell. Er verlangsamte seinen eigenen Atem, um ihn dem der anderen Katze anzupassen. Herzschläge später spürte er, wie der Wind seinen Pelz zauste, und fand sich in Falkenpfotes Traum wieder.
    Die junge Heiler-Katze lief über das Moor, umweht von den Gerüchen nach Gras und Schafen. Wolken glitten über einen blassblauen Himmel und in den Strahlen einer frühen Morgensonne glitzerte Tau.
    »Hallo, Häherpfote!« Falkenpfote klang überrascht, aber freundlich. »Was machst du denn hier?«
    »Ich wollte dich einfach nur besuchen.« Häherpfote war gespannt, ob Falkenpfote bemerken würde, wie absurd das war. Wenn er ihn zu sehr verwirrte, konnte es sein, dass er aufwachte, und Häherpfote würde aus dem Traum in sein eigenes Nest zurückfallen.
    »Großartige Idee.« Falkenpfote schnippte zum Gruß mit den Ohren. »Ist das nicht ein herrlicher Tag? Ich bin früh aufgestanden, weil ich nach Kräutern suchen will.«
    Häherpfote hätte Falkenpfote nur zu gern gefragt, nach welchen Kräutern er suchte, fürchtete aber immer noch, den anderen Schüler zu erschrecken. Also folgte er Falkenpfote einfach über das Moor.
    »Fließt dieser Bach Richtung DonnerClan?«, fragte er beiläufig, als sie über ein Rinnsal mit braunem, torfigem Wasser setzten, an dessen Rändern Schilfgras wuchs.
    »Ja, er fließt in den Grenzbach«, antwortete Falkenpfote.
    Er ist völlig arglos . Aber das hier ist ja schließlich auch nur ein Traum, oder?
    »Viel Beute werdet ihr hier oben wahrscheinlich nicht finden«, fuhr er fort, um mit der WindClan-Katze im Gespräch zu bleiben.
    »Da irrst du dich aber!« Falkenpfotes Schwanz schnellte in die Höhe und er hob stolz den Kopf. »Riechst du die Kaninchen etwa nicht? Und Vögel fangen wir auch. Krähenfeder hat uns gezeigt, wie sie der Stamm in den Bergen erlegt.«
    »Da muss man wahrscheinlich ziemlich schnell sein«, kommentierte Häherpfote.
    Falkenpfote leckte sich ein paarmal kurz über die Brust. »So was können die WindClan-Katzen am besten.«
    »Und was ist mit den Kräutern?« Häherpfotes Magen krampfte sich zusammen, als er jene Frage stellte, um die es ihm eigentlich ging. »Hier oben sieht es ziemlich kahl aus. Nicht unbedingt wie an einem Ort, an dem viele Pflanzen wachsen.«
    »Schon wieder falsch. An den Bächen entlang wachsen viele und auch in dem Waldstück in der Nähe der DonnerClan-Grenze.«
    »Muss ein guter Platz für Bachminze sein«, bemerkte Häherpfote. »Wie steht’s mit Katzenminze?«
    »O ja, davon haben wir reichlich.« Falkenpfote deutete mit der Nase auf eine Geröllhalde, wo das Moor steil abfiel. »Da unten.«
    »Wirklich?« Häherpfote zwang sich dazu, nur schwaches Interesse vorzutäuschen, obwohl er am liebsten jubelnd in die Luft gesprungen wäre.
    »Ja, da ist …« Direkt vor den beiden Schülern sprang ein Kaninchen aus einem Ginsterbusch und lief über das Moor davon. Falkenpfote unterbrach seinen Satz und rannte hinterher.
    »Besten Dank, Kaninchen«, flüsterte Häherpfote.
    Er wartete, bis der WindClan-Schüler verschwunden war, dann kletterte er den steinigen Abhang hinab. Er prüfte die Luft, roch Wasser und den scharfen Duft von Katzenminze. Wenige Herzschläge später hatte er sie gefunden: Zwischen zwei Felsen entsprang eine Quelle, um die herum die Minze in