Warrior Cats - Die Macht der Drei 05 - Lange Schatten

Häherpfote. »Du weißt doch, wie sie ist, wenn es um das Gesetz der Krieger geht. Glaubst du, sie würde jemals in das Territorium eines fremden Clans eindringen, um Kräuter zu stehlen? Sie würde uns die Ohren zerfetzen, wenn wir den Vorschlag auch nur erwähnten. Nein, du musst das machen. Außerdem bist du unser bester Kämpfer, und falls sie dich schnappen, wirst du deine besonderen Kräfte brauchen, um zu entkommen.«
    »Und warum kann Blattsee Rindengesicht nicht um Katzenminze bitten?«
    »Dämlicher Fellball!«, knurrte Häherpfote. »Gegen welche Katzen haben wir zuletzt gekämpft? Rindengesicht würde Blattsee vielleicht Katzenminze geben, aber nicht ohne Kurzstern zu informieren, und wenn der erfährt, dass der DonnerClan schwach ist, greift er an, bevor du ›Maus‹ gesagt hast.« Mit peitschendem Schwanz fügte er hinzu: »Es ist sinnlos, mit dir zu reden. Nie hätte ich gedacht, dass mein Bruder dastehen und zusehen würde, wie sein Clan stirbt.« Er wirbelte herum und stolzierte zu seinem Bau.
    Löwenglut blickte ihm nach, dann tappte er niedergeschlagen zur Patrouille beim Frischbeutehaufen zurück. Brombeerkralle und Eichhornschweif waren eingetroffen, und Graustreif kam angesprungen, nahm ein Stück vom Frischbeutehaufen und machte sich damit auf den Weg zum Heilerbau.
    »Nimm auch was für dich mit!«, rief ihm Eichhornschweif hinterher, aber Graustreif gab nicht zu erkennen, ob er sie gehört hatte.
    »Gut, Aschenpelz«, miaute Brombeerkralle, »wenn du mit deiner Patrouille noch einmal losziehst, geh bitte zur SchattenClan-Grenze. Dann könnt ihr die Grenze ablaufen und gleichzeitig jagen. Aber wenn ihr zurückkommt, ist für heute Schluss. Dann müsst ihr euch ausruhen.«
    »Vielleicht solltest du deine Ratschläge selbst befolgen?« Eichhornschweif schnippte ihrem Gefährten mit der Schwanzspitze an die Schulter. »Du brauchst auch eine Pause.«
    »Keine Zeit.« Löwenglut wurde das Herz schwer, als er sah, dass Brombeerkralles Augen glänzten, und er seine heisere Stimme hörte. »Ich muss noch mehr Patrouillen ausschicken.«
    Ampferschweif beugte sich zu Löwenglut und flüsterte ihm ins Ohr: »Wenn dein Vater krank wird …«
    Löwenglut nickte, sagte aber nichts. Das war nicht nötig. Da Feuerstern krank war, musste sich der DonnerClan darauf verlassen, dass der Zweite Anführer alle Katzen beschützte.
    Ach, SternenClan , warum lässt du das zu?
    Graue Wolken bedeckten den Himmel, aber die Luft war noch immer mild. Der Wind rauschte in den Bäumen über dem Felsenkessel, unten waren die Katzen jedoch geschützt. Löwenglut war gerade von seiner Jagdpatrouille mit Brombeerkralle, Distelblatt und Rußherz zurückgekehrt. Farnpelz und Ampferschweif hatten sich beim Frischbeutehaufen ausgestreckt und gaben sich die Zungen, während Sandsturm in ihrer Nähe eine Drossel verzehrte.
    Als Löwenglut und die anderen ihre Beute auf den Haufen fallen ließen, kamen Blattsee und Häherpfote hinzu und bedienten sich von der Frischbeute.
    »Wie geht es Millie?«, erkundigte sich Sandsturm und sah von ihrer Drossel auf.
    »Wenn sie nicht bald Katzenminze bekommt, wird sie sterben«, miaute Blattsee mit tonloser Stimme.
    Häherpfote warf Löwenglut mit seinen blinden Augen einen wütenden Blick zu, der dem Bruder wie ein Krallenschlag im Pelz brannte, dann schnappte er sich eine Maus vom Haufen. Hör auf, mir Vorwürfe zu machen, ich kann nicht zum WindClan gehen!
    Aus dem Augenwinkel sah er einen flammenfarbenen Pelz auf der Hochnase aufblitzen. Feuerstern war vor seinen Bau getreten. Vor Schreck kribbelte Löwenglut jedes Haar im Pelz. Warum hatte der Anführer des Clans sein Nest verlassen? Er stand unsicher auf seinen Pfoten, und als er das Maul öffnete, um etwas zu sagen, kam nur Husten heraus.
    »Feuerstern!« Sandsturm sprang auf die Pfoten. »Was soll denn das werden?«
    »Geh sofort zurück in dein Nest!« Auch Blattsee sprang auf und rannte zum Steinfall, dicht gefolgt von Sandsturm.
    Feuerstern streckte eine Pfote vor, um sie aufzuhalten. »Kommt nicht näher«, krächzte er. »Die Krankheit ist zu ansteckend. Wir müssen die kranken Katzen aus dem Lager bringen, damit die anderen gesund bleiben.«
    »Das geht nicht«, widersprach Blattsee, die am Fuß des Steinfalls stehen geblieben war. »Sie können nirgendwo hin!«
    »Doch, das können sie«, erklärte Feuerstern, dessen fiebrig glänzende Augen jetzt triumphierend aufblitzten. »Das alte Zweibeinernest hat Wände und ein Dach, um uns