Warrior Cats - Die Macht der Drei 05 - Lange Schatten

dichten Büscheln wuchs.
    Für einen Moment blieb Häherpfote reglos stehen, um das Aroma der kostbaren Pflanze einzuatmen. Er wünschte sich sehnlich, ein Bündel davon abzureißen und zu seinem Clan zurückzutragen, aber noch träumte er. Irgendeine Katze würde in der wachen Welt hierherkommen und dem WindClan etwas von dem Heilkraut stehlen müssen.
    Das ist nicht gestohlen. Nicht, wenn wir sie so dringend brauchen. Und der WindClan hat schließlich genug davon .
    Allmählich bemerkte Häherpfote außer dem Duft der Katzenminze noch einen anderen Geruch. Er war ihm vertraut und kam von den Felsen, es roch nach Höhlen und Erde und tief vergrabenem Wasser. Er stolperte zwischen den Steinen umher, um herauszufinden, wo der Geruch am stärksten war. Endlich fand er seinen Ursprung: Zwischen den Felsen führte ein schmaler Spalt in die Finsternis hinab.
    Das muss ein Eingang zu den unterirdischen Tunneln sein! Vielleicht hatte sich der WindClan auf diesem Weg Zugang zu unserem Territorium verschafft, als sie uns überfallen haben.
    Vor dem Spalt entdeckte er zahlreiche Pfotenspuren. Er sah sich kurz um, dann tappte er weiter und quetschte sich durch den Spalt. Schnell wurde der Durchgang breiter und Häherpfote bemerkte überall WindClan-Geruch an den Felsen.
    »Häherpfote! Häherpfote!«
    Häherpfote erschrak. Hatte Falkenpfote gesehen, wie er in den Tunnel geschlüpft war, und Verdacht geschöpft?
    »Häherpfote!« Eine Pfote trat ihn heftig in die Seite. »Häherpfote, Millies Fieber ist gestiegen. Kannst du ihr mit Wasser getränktes Moos bringen?«
    Häherpfote öffnete die Augen und hatte wieder Dunkelheit vor sich. Schnell schüttelte er sich Moos und Farnfetzen aus dem Pelz. Frostige Morgenluft erfüllte den Bau, vermischt mit Blattsees Angstgeruch. Weiter hinten hörte er Millies rasselnden Atem, Wurzeljunges maunzte jämmerlich.
    »Sie wird sterben, nicht wahr?« Der kleine Kater hörte sich panisch an. »Und dann sehe ich sie nie wieder, weil ich nicht weiß, wie ich zum SternenClan komme.«
    »Wir tun alle, was wir können.« Blattsee entfernte sich, und Häherpfote sah vor seinem geistigen Auge, wie sie sich über das verängstigte Junge beugte, um es zu trösten. »Selbst wenn sie sterben sollte, wirst du sie eines Tages wiedersehen. Wenn sie beim SternenClan ist, wird sie wissen, wann es Zeit ist, dich zu sich zu holen.«
    »Bist du dir da sicher?« Wurzeljunges schien noch nicht ganz überzeugt.
    »Ich verspreche es dir«, tröstete Blattsee sie.
    Häherpfote fingen vor Furcht die Beine an zu zittern. Blattsee verhielt sich, als hätte sie sich damit abgefunden, jeden Einzelnen ihrer Clan-Gefährten sterben zu sehen. Wir müssen diese Katzenminze sofort haben! »Ich gehe Moos holen«, miaute er und flitzte aus dem Bau.
    Er beeilte sich, um Millie das tropfende Moos zu bringen, dann schlüpfte er wieder nach draußen und kroch unter den Zweigen hindurch in den Kriegerbau. Der warme Duft schlafender Katzen erfüllte die Luft. Es war noch so früh, dass sich kaum jemand regte.
    Häherpfote ließ sich von seiner Nase zu Löwenglut führen und weckte ihn mit einem energischen Tritt an die Schulter.
    »He …?« Löwenglut hob den Kopf. »Häherpfote? Stimmt irgendwas nicht?«
    Häherpfote beugte sich vor und flüsterte seinem Bruder ins Ohr. »Ich weiß, wo es Katzenminze gibt.«
    »Wirklich?« Häherpfote konnte Löwengluts Erregung spüren. »Wo?«
    »Beim WindClan, dicht neben dem Eingang eines Tunnel. Du musst hingehen und sie holen.«
    Sofort verwandelte sich die freudige Erregung, die Häherpfote gespürt hatte, in Entsetzen und Abwehr. »Nein«, miaute Löwenglut schroff. »Zum WindClan gehe ich nie wieder. Niemals!«

13. KAPITEL
    Löwenglut spürte das kühle Gras unter seinem Bauch, als er vorwärtsschlich. WindClan-Geruch wehte ihm um die Nase. Blätter streiften seinen Pelz und hinterließen Wassertropfen an Ohren und Schnurrhaaren, aber er war zu konzentriert, um sie abzuschütteln. Jeder Muskel seines Körpers war auf das ausgerichtet, was er vor sich sah.
    Jetzt! Löwenglut stieß sich mit seinen kräftigen Hinterläufen ab und sprang. Das Eichhörnchen wollte fliehen, aber zu spät. Löwenglut packte es mit den Krallen an den Schultern und tötete es mit einem schnellen Biss in die Kehle.
    Als der Körper des Eichhörnchens erschlaffte, verschwamm die Welt vor Löwengluts Augen. Ein See aus scharlachrotem Blut breitete sich im Gras und auf dem Waldboden aus und er konnte den Gestank