Warrior Cats II.4 - Sternenglanz
Himmel auf, wo die Sonne hinter Wolkenfetzen verschwand, und ihre Stimme senkte sich, bis kaum mehr als ein Flüstern zu hören war: »Hoffentlich finden wir bald einen anderen Mondsteinort.«
Mit dem Schwanz deutete sie auf ein Brombeergestrüpp, in dessen Schutz Blattpfotes Freundin Mottenflügel, die Heilerin des FlussClans, mit Kleinwolke zusammensaß, dem Heiler des SchattenClans. Überall auf der Lichtung fanden sich Krieger und Schüler aller vier Clans zu Jagdpatrouillen zusammen, die sich zum Abmarsch bereitmachten.
Rußpelz wartete, bis die meisten Patrouillen ausgezogen waren, bevor sie sich zu den anderen Heilern begab. Blattpfote folgte ihr und begrüßte Mottenflügel Nase an Nase.
Mottenflügel sah sie nervös an. »Ich komme mir so hilflos vor!«, flüsterte sie Blattpfote ins Ohr. »Ich habe keine Kräuter, dabei sind die Katzen so müde und schwach.«
Die Unsicherheit ihrer Freundin wunderte Blattpfote nicht. Mottenflügel hatte zwar schon vor einigen Blattwechseln ihren Kriegernamen bekommen, war aber noch nicht länger Heiler-Schülerin gewesen als Blattpfote. Wegen Schmutzfells Tod vor ihrer Abreise aus dem Wald hatte sie die volle Verantwortung einer Heilerin übernehmen müssen, bevor sie ihre Ausbildung abschließen konnte. Eine warme Woge der Dankbarkeit überkam Blattpfote, weil Rußpelz noch am Leben und jung und stark genug war, um noch viele, viele Monde weiterzuleben. Sie hatte keine Eile, ihre Mentorin zu verlieren, und beneidete Mottenflügel kein bisschen. Aber dann dachte sie daran, dass Mottenflügel eine gute Ausbildung bekommen hatte und die anderen Heiler-Katzen um Rat fragen konnte, wenn es nötig war. Außerdem würden sie alle an diesem neuen Ort viel lernen müssen.
Sie leckte Mottenflügel kurz über das Ohr. »Du wirst es schaffen«, versprach sie. »Wir werden dir alle helfen.«
Rußpelz sah sich um. »Wo ist Rindengesicht?«
»Immer noch bei Riesenstern, nehme ich an«, antwortete Kleinwolke. Er seufzte. »Ich glaube kaum, dass im Moment irgendeine Katze viel für ihn tun kann.«
Blattpfote zuckte zusammen. Sie fand es nicht gerecht, dass der SternenClan den Anführer des WindClans zu sich rufen sollte, bevor er das neue Zuhause seines Clans gesehen hatte.
»Da kommt er ja!« Rußpelz zuckte mit den Ohren in die Richtung, aus der sich Rindengesicht mit hängendem Kopf und schleifendem Schwanz näherte.
»Wie geht es Riesenstern?«, wollte Kleinwolke wissen.
Mit einem Seufzer aus tiefster Seele ließ sich Rindengesicht unter dem Brombeergestrüpp neben den anderen Heiler-Katzen fallen. »Er schläft«, antwortete er. »Er ist sehr schwach. Die Reise ist zu viel für ihn gewesen. Es ist nicht zu übersehen, dass der SternenClan auf ihn wartet.«
»Kann man denn gar nichts für ihn tun?«, miaute Blattpfote.
Rindengesicht schüttelte den Kopf. »Wir alle sind den ganzen Weg vom Wald bis hierher gereist, aber Riesenstern hat eine viel längere Reise vor sich. Er ist ein edler Anführer gewesen, aber er kann nicht ewig weiterleben.«
»Alle Clans werden um ihn trauern«, flüsterte Rußpelz. Für einen Moment senkte sie den Kopf, dann richtete sie sich auf und schüttelte sich. »Bis dahin gibt es viel zu tun für uns.«
»Wir müssen nach Kräutern suchen«, miaute Mottenflügel. »Wenn wir alle müde und hungrig sind, können sich Krankheiten leicht ausbreiten.«
»Stimmt«, antwortete Rußpelz. »Wir machen uns auch bald auf die Suche und hoffen, dass uns der SternenClan zeigt, was wir brauchen. Aber zuerst…« Ihre Stimme brach ab, mit den Vorderpfoten scharrte sie am Boden, dann fuhr sie fort: »Es gibt zwar eine Patrouille, die nach neuen Lagerplätzen für alle Clans Ausschau hält, aber wir brauchen noch mehr, wenn hier unser neues Zuhause sein soll. Wo werden die Clans bei Vollmond ihre Große Versammlung abhalten? Was ist mit dem Mondstein? Das Ahnentor ist viele Tagesreisen von hier entfernt.«
Blattpfote taten die Pfoten weh, wenn sie sich vorstellte, all die Wege zurückzugehen, die sie von den Hochfelsen hierhergeführt hatten. Es würde doch niemand verlangen, dass sie diese Reise jeden Halbmond hinter sich brachten, um sich mit dem SternenClan zu treffen? Aber wo sollten die neuen Anführer hingehen, um ihre Namen und die neun Leben in Empfang zu nehmen?
Lange Zeit herrschte Stille. Keine der Katzen wusste eine Antwort - oder wo sie danach suchen könnten.
»Sind wir auch ganz sicher am richtigen Ort?«, miaute Kleinwolke schließlich.
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