Warrior Cats - Staffel 3 Bd. 1 - Die Macht der 3 - Der geheime Blick

überhängenden Zweigen am Kriegerbau abgestreift hatte. »Alles klar?«
    »Keine Katze hat eine Grenze übertreten«, berichtete Wolkenschweif. »Der WindClan und der SchattenClan haben aber dafür gesorgt, dass ihre Markierungen frisch bleiben.«
    Disteljunges sah, wie Eichhornschweif die Ohren spitzte.
    »Findet ihr das verdächtig?«, fragte Brombeerkralle.
    Wolkenschweif machte ein nachdenkliches Gesicht. »Nein, aber irgendwie habe ich das Gefühl, sie wollen uns unbedingt daran erinnern, dass es sie noch gibt.«
    »Du meinst, sie verhalten sich aggressiv?«
    »Nicht unbedingt aggressiv«, korrigierte Wolkenschweif. »Aber bisher haben sie sich mit den Markierungen nie so große Mühe gegeben.«
    »Sollten wir häufigere Patrouillen einrichten?« Disteljunges schrak auf, als Aschenpelz aus dem Kriegerbau trat. Er lief zu Wolkenschweif und Brombeerkralle, und Eichhornschweif folgte ihm, sodass Disteljunges allein zurückblieb.
    »Fürs Erste werden wir das ignorieren«, entschied Brombeerkralle.
    »Sollten wir diese Entscheidung nicht lieber Feuerstern über-lassen?«, miaute Aschenpelz.
    Brombeerkralle bedachte den grauen Krieger mit einem strengen Blick, aber da war keine Respektlosigkeit in Aschenpelz’ Augen zu sehen, sondern Besorgnis.
    Brombeerkralle nickte. »Ich werde natürlich mit ihm darüber sprechen. Trotzdem sollten wir nicht überreagieren.«
    Eichhornschweif sah Wolkenschweif an. »Habt ihr unsere Grenzmarkierungen erneuert?«
    Wolkenschweif nickte.
    Ein Pelz streifte Disteljunges an der Seite. Löwenjunges war neben ihr aufgetaucht und hinter ihm kam Häherjunges aus der Kinderstube gekrochen.
    »Was ist passiert?«, miaute Löwenjunges.
    »Die Morgenpatrouille ist zurück und erstattet Bericht«, erklärte Disteljunges. Die Vorstellung, dass der SchattenClan und der WindClan an den Grenzen Druck ausübten, beunruhigte sie. Aber wenn sie Heiler-Katze werden wollte, musste sie lernen, dass sie die Belange der Krieger nichts angingen.
    Sie sah sich auf der Lichtung um. Weißflug, Spinnenbein und Dornenkralle teilten sich beim Halbfels eine Taube. Honigpfote und Mohnpfote übten Kampfspiele auf einem Grasflecken vor ihrem Bau. Als sie hinüberblickte, hielten die Schüler inne und sahen zur Hochnase auf. Mit einem erwartungsvollen Kribbeln in den Pfoten folgte Disteljunges ihrem Blick.
    Feuerstern kam aus seinem Bau und sprang den Steinfall hinab. Hinter ihm suchte sich Sandsturm vorsichtig ihren Weg nach unten. Disteljunges’ Herz machte einen Satz, als Feuer-stern den Clan zusammenrief: »Alle Katzen, die alt genug sind, ihre Beute selbst zu fangen, sollen sich unter der Hochnase versammeln. Es wird Zeit, ein Versprechen einzulösen, das ich drei Jungen gegeben habe.«
    Disteljunges sah ihre Brüder an. Jetzt war es so weit! Ab jetzt würden sie ihrem Clan dienen dürfen!
    Brombeerkralle und Eichhornschweif eilten zu ihnen. Eich-hornschweif glättete noch schnell Löwenjunges das Fell zwischen den Ohren.
    »Seid ihr bereit?« Brombeerkralles Augen strahlten.
    »Auf jeden Fall!«, miaute Disteljunges.
    »Gut.« Brombeerkralle trabte davon und setzte sich neben Birkenfall.
    Soll das heißen, dass Birkenfall Mentor wird? , überlegte Disteljunges.
    Eichhornschweif leckte Häherjunges die Wange. »Viel Glück für euch drei.« Sie folgte Brombeerkralle.
    Mausefell trat steifbeinig aus dem Bau der Ältesten. Mit dem Schwanz führte sie ihren blinden Baugefährten Langschweif. Honigpfote, Mohnpfote und Beerenpfote hatten tuschelnd die Köpfe zusammengesteckt. Weißflug, Spinnenbein und Dornenkralle ließen die Reste ihres Mahls liegen und kamen vom Halbfels angetappt. Binnen weniger Augenblicke hatte sich der ganze Clan versammelt und sah Feuerstern erwartungsvoll an. Zum ersten Mal an diesem Morgen fühlte sich Disteljunges’ Aufregung eher nach Angst an. Die Erwartungen von Brombeerkralle und Eichhornschweif, von Feuerstern und allen Clan-Gefährten lasteten schwer wie die Tatzen eines Dachses auf ihren Schultern.
    Eine weiche Nase stieß sie von hinten an. Sie drehte sich um und sah Blattsee, die sie in den Kreis dirigierte. Fragend blickte ihr Disteljunges in die Augen, aber der Blick der Heilerin verriet nicht, was als Nächstes passieren würde. Mit einem aufmunternden Blinzeln bedeutete sie ihr, vorzutreten.
    Disteljunges schob sich zwischen Rauchfell und Minka nach vorn, dann blieb sie stehen. Löwenjunges und Häherjunges drängten sich an ihre Seite und ihre eigene Flanke an Minkas Seite