Warte auf das letzte Jahr
sollen.«
»Nun, wem geben Sie die Schuld daran? Allen anderen?«
»Damals schien es mir«, gestand er, »daß ich zu dem Krieg beitrug, indem ich Gino Molinari am Leben erhielt.« Aber schließlich hatte er nur kurz für Molinari gearbeitet, und er hatte sich nicht selbst um diese Stellung bemüht, sondern sie war ihm durch Virgil Ackerman besorgt worden.
»Ich bin nur neugierig«, erklärte Patricia. »Ich dachte nur immer, ein guter Transplantchirurg würde zur Front wollen, wo genug Arbeit auf ihn wartet.« Sie goß Kaffee in die beiden Plastiktassen ein.
»Ja«, sagte er nur, und er kam sich unnütz vor. Sie war neunzehn, halb so alt wie er, und trotzdem wußte sie besser als er, was richtig war und was man tun sollte. Mit diesem Einblick in das Leben hatte sie sicherlich auch ihre Karriere bis zur winzigsten Kleinigkeit geplant. »Möchten Sie, daß ich gehe?« fragte er. »Dann sagen Sie es ruhig.«
»Sie sind doch eben erst angekommen; natürlich möchte ich nicht, daß Sie gehen. Mr. Molinari hätte Sie nicht hierhergeschickt, gäbe es nicht einen guten Grund dafür.« Kritisch musterte sie ihn, als sie sich ihm gegenüber an den Tisch setzte. »Ich bin Mary Reinekes Kusine; wußten Sie das?«
»Ja«, nickte er. Und du bist genauso stark wie sie, dachte er. »Pat«, brach es aus ihm hervor, »Sie können mich beim Wort nehmen, daß ich heute etwas vollbracht habe, das jeden von uns betrifft, auch wenn es nichts mit meinen ärztlichen Aufgaben zu tun hat. Glauben Sie mir das? Wenn ja, dann können wir von diesem Punkt aus weitermachen.«
»Wenn Sie es sagen«, nickte sie mit der Nonchalance eines neunzehnjährigen Mädchens.
»Haben Sie heute Molinaris Fernsehauftritt gesehen?«
»Ja. Es war sehr interessant; er wirkte soviel größer.«
»Größer.« Ja, dachte er, das war der richtige Ausdruck.
»Es tat gut zu sehen, daß er seine alte Tatkraft zurückgewonnen hat. Aber ich muß zugeben, all dieses politische Gerede, Sie wissen schon, diese aufdringlich klingenden Belehrungen, die er mit funkelnden Augen von sich gibt – es ermüdet mich. Ich habe schließlich den Plattenspieler eingeschaltet.« Sie stützte ihr Kinn auf ihre Hand. »Wissen Sie was? Es langweilt mich zu Tode.«
Im Wohnzimmer klingelte das Videofon.
»Entschuldigen Sie mich.« Pat Garry erhob sich und verließ die Küche. Er saß stumm da, ohne an etwas Bestimmtes zu denken und von einer unbestimmten Müdigkeit erfüllt, und dann kehrte sie auch schon wieder zurück. »Für Sie. Sie sind doch Dr. Eric Sweetscent, oder?«
»Wer ist es denn?« Mühsam stand er auf und spürte, wie sein Herz heftig pochte.
»Das Weiße Haus in Cheyenne.«
Er trat ans Videofon. »Hallo. Dr. Sweetscent am Apparat.«
»Einen Moment, bitte.« Der Bildschirm wurde grau. Kurz darauf erschien Gino Molinari.
»Nun, Doktor«, begann Molinari grußlos, »es hat Ihren Rieg erwischt.«
»Mein Gott«, sagte er.
»Als meine Leute dort eintrafen, fanden sie nur einen großen toten Käfer. Einer von den Sternagenten muß beobachtet haben, wie Sie mit ihm das Hotel betraten. Schade, daß sie ihn nicht direkt zur TF&D geschafft haben. Statt in dieses Hotel.«
»Ja, es wäre besser gewesen.«
»Hören Sie«, fuhr Molinari hastig fort, »ich habe Sie angerufen, weil ich wußte, daß es Sie interessieren würde. Aber geben Sie nicht sich selbst die Schuld; diese Sternmenschen sind hervorragende Könner. Es hätte jedem passieren können.« Er beugte sich näher zur Aufnahmekamera seines Videofons und sprach eindringlich weiter. »Aber das ist nicht so wichtig; es gibt noch andere Möglichkeiten, Kontakt mit den Riegs aufzunehmen, drei oder vier verschiedene Wege – und wir kümmern uns bereits darum.« »Wäre es nicht besser, dies nicht am Videofon zu erwähnen?« »Freneksy und seine Leute haben soeben fluchtartig die Erde verlassen und sind zum Lilistern zurückgekehrt. Verlassen Sie sich darauf, Sweetscent, sie wissen Bescheid. Unser Problem ist also, so schnell wie möglich zu handeln. Wir gehen davon aus, daß wir binnen zwei Stunden Verbindung mit einem Regierungssender der Riegs aufgenommen haben; notfalls strahlen wir unser Verhandlungsangebot auf allen Frequenzen aus, selbst wenn der Lilistern dadurch mithören kann.« Er sah auf seine Armbanduhr. »Ich muß auflegen, aber ich halte Sie auf dem laufenden.« Der Monitor wurde dunkel. Geschäftig, in hektischer Hast, hatte sich Molinari seinen nächsten Aufgaben zugewandt. Er hatte keine Zeit, sich
Weitere Kostenlose Bücher