Warte auf das letzte Jahr
vielleicht gelungen wäre, so davonzukommen … vor allem dieser Festenburg … er ist verflucht durchtrieben, das wissen Sie. Ich traue ihm alle Schandtaten zu.« Er rülpste. »Verlassen Sie sich darauf. Nun, soviel zu Don.«
»Ich glaube, es wäre ihnen fast gelungen«, bemerkte Eric.
»Ja«, bestätigte Molinari und war mit einemmal wieder ernst. »Es war alles sehr knapp. Aber so ist das nun eben in der Politik; aber das macht es die Sache erst wert. Wer will schon Sicherheit? Ich nicht. Nebenbei: Diese Videobänder werden doch gesendet. Ich habe den armen Prindle zurück in den Keller geschickt – oder wo er sonst herkommt.« Erneut lachte Molinari lauthals.
»Habe ich recht«, fragte Eric, »wenn ich annehme, daß Sie in Ihrer Welt …«
»Das hier ist meine Welt«, unterbrach Molinari; er verschränkte die Hände hinter den Kopf, schaukelte hin und her und sah Eric unverwandt an.
»… daß Sie in der Parallelwelt, aus der Sie stammen …«
»Quatsch!«
»… bei der Wahl zum UNO-Generalsekretär eine Niederlage erlitten haben? Ich bin nur neugierig. Ich habe nicht vor, mit irgend jemandem darüber zu sprechen.«
»Falls Sie das tun«, versicherte Molinari, »werde ich Sie vom Geheimdienst einbetonieren und im Atlantik versenken lassen.
Oder dafür sorgen, daß man Sie im Weltraum aussetzt.« Für eine Weile war er still. »Ich bin gewählt worden, Sweetscent, aber diese Mistkerle haben mich mit einem Mißtrauensvotum aus dem Amt geworfen. Haben sich das fein zusammengebastelt. Hatte mit dem Friedensvertrag zu tun. Natürlich hatten sie recht; ich hätte ihn nicht abschließen dürfen. Aber wer will denn schon einen Pakt mit vierarmigen leuchtenden Käfern machen, die nicht einmal sprechen können und mit einer Translatorbox wie mit einem Nachttopf durch die Gegend laufen müssen?«
»Sie wissen aber jetzt«, erklärte Eric offen, »daß Ihnen keine andere Wahl bleibt. Sie müssen mit den Riegs zu einer Einigung gelangen.«
»Sicher. Im nachhinein ist man immer klüger.« Die Augen des Maulwurfs waren dunkel und forschend und verrieten hohe Intelligenz. »Was führen Sie im Schilde, Doktor? Heraus mit der Sprache. Spucken Sie’s schon aus, wie man im vorigen Jahrhundert zu sagen pflegte.«
»In Tijuana erwartet Sie ein Kontaktmann.«
»Teufel, ich werde nicht nach Tijuana gehen; es ist eine schmutzige Stadt – dort geht man nur hin, um sich eine dreizehnjährige Bettgespielin zu besorgen. Eine, die sogar noch jünger ist als Mary.«
»Dann wissen Sie von Mary?« War sie auch in der Alternativwelt seine Freundin gewesen?
»Er hat uns einander vorgestellt«, erklärte Molinari gelassen. »Mein bester Freund; er hat alles arrangiert. Der, den man jetzt begraben wird, oder was man sonst mit seinem Leichnam vorhat. Mir ist es gleich, also hat man ihn fortgeschafft. Ich besitze schon eine Leiche, jene, die in dem Sarg liegt und von Kugeln zerfetzt ist. Sie haben sie ja gesehen. Eine Leiche ist genug; mehr davon würden mich nervös machen.«
»Was hatten Sie mit dem Molinari vor, der dem Attentat zum Opfer gefallen ist?«
Molinari entblößte in einem breiten Lächeln seine Zähne. »Sie kommen nicht darauf, wetten? Er war der erste. Der Vorgänger des Molinaris, der soeben gestorben ist. Ich bin nicht der zweite, sondern der dritte.« Er räusperte sich. »Na schön, erzählen Sie, was Sie arrangiert haben; ich warte.«
»Nun«, begann Eric, »Sie werden zur TF&D-Zentrale fliegen und Virgil Ackerman besuchen. Das wird kein Mißtrauen erregen. Meine Aufgabe ist es, den Kontaktmann in die Zentrale zu schaffen, so daß er mit Ihnen sprechen kann. Ich glaube, ich werde das auch schaffen. Es sei denn …«
»Es sei denn, Corning, der Topagent der Sternmenschen in Tijuana, erreicht vor Ihnen den Rieg. Hören Sie, ich werde dem Geheimdienst Anweisung geben, sich um ihn zu kümmern; das wird die Sternmenschen für eine Weile beschäftigen und sie davon abhalten, sich den Rieg zu schnappen. Als Vorwand bezichtigen wir sie, Ihre Frau süchtig gemacht zu haben; das wird die Geschichte glaubwürdig machen. Einverstanden? Nein? Ja?«
»Das müßte funktionieren.« Er war müde. Dies war ein Tag, dachte er, der nie enden würde; die Last, deren er sich schon entledigt geglaubt hatte, war zurückgekehrt.
»Das scheint Sie alles nicht sehr zu beeindrucken«, stellte Molinari fest.
»Im Gegenteil. Ich bin nur erschöpft.« Er mußte noch immer nach Tijuana zurückkehren und Di Do Zi aus dem Hotelzimmer
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