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Warte auf das letzte Jahr

Warte auf das letzte Jahr

Titel: Warte auf das letzte Jahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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holen und in die TF&D-Zentrale schaffen; seine Arbeit war noch nicht beendet.
    »Jemand anders«, sagte Molinari plötzlich, »könnte Ihren Rieg abholen und ihn zur TF&D schaffen. Nennen Sie mir sein Versteck, und ich werde dafür sorgen, daß alles umgehend erledigt wird. Sie brauchen sich nicht mehr darum zu kümmern; betrinken Sie sich oder suchen Sie sich ein hübsches Mädchen. Oder nehmen Sie JJ-180 und besuchen Sie eine andere Zeitebene. Entspannen Sie sich. Wie ist es mit Ihrer Abhängigkeit? Inzwischen alles erledigt, wie ich es Ihnen gesagt habe?«
    »Ja.«
    Molinari wölbte seine buschigen Augenbrauen. »Ich will verdammt sein. Erstaunlich; ich hätte es nicht für möglich gehalten. Haben Sie das Gegenmittel von Ihrem riegschen Kontaktmann bekommen?«
    »Nein. Aus der Zukunft.«
    »Wie geht der Krieg aus? Ich kann mich nicht wie Sie in die Zukunft bewegen, sondern nur seitwärts, in parallele Gegenwarten.«
    »Er wird härter werden«, erklärte Eric.
    »Besetzung?«
    »Ja, der Großteil der Erde wird okkupiert.«
    »Was wird aus mir?«
    »Offenbar gelingt es Ihnen, zum 35er Wash zu fliehen. Nachdem Sie lange Widerstand geleistet und den Riegs genug Zeit gegeben haben, Verstärkung herbeizuschaffen.«
    »Dieser Gedanke gefällt mir nicht«, bemerkte Molinari, »aber mir wird wohl nichts anderes übrigbleiben. Was ist mit Ihrer Frau Kathy?«
    »Das Gegenmittel …«
    »Ich meine Ihre Beziehung zueinander.«
    »Wir haben uns getrennt. Endgültig.«
    »In Ordnung.« Molinari nickte knapp. »Sie schreiben mir die Adresse auf, wo ich den Rieg finden kann, und im Tausch dafür gebe ich Ihnen einen Namen und eine Adresse.« Er griff nach Kugelschreiber und Papier und begann zu schreiben. »Eine Verwandte von Mary. Eine Kusine. Spielt hin und wieder eine kleine Rolle in irgendwelchen Fernsehschnulzen und lebt in Pasadena. Sie ist neunzehn. Zu jung?«
    »Es ist illegal.«
    »Ich helfe Ihnen, wenn es Schwierigkeiten geben sollte.« Er gab Eric den Zettel, doch Eric machte keine Anstalten, danach zu greifen. »Was ist los?« brüllte Molinari ihn an. »Hat Ihnen diese Zeitreise-Droge den Verstand geraubt, so daß Sie nicht mehr wissen, daß Sie nur ein einziges kurzes Leben haben, das vor Ihnen liegt und nicht irgendwo neben oder hinter Ihnen? Warten Sie darauf, daß das letzte Jahr zurückkehrt oder was?«
    Eric streckte die Hand aus und griff nach dem Zettel. »Sie haben vollkommen recht. Seit langem schon warte ich auf das letzte Jahr. Aber ich vermute, daß es nicht wiederkehren wird.«
    »Vergessen Sie nicht, ihr zu sagen, daß ich Sie geschickt habe«, riet Molinari, und er strahlte über das ganze Gesicht, als Eric den Zettel in seine Brieftasche schob.
     
    Es war Nacht, und Eric wanderte durch die dunkle Straße, die Hände in die Taschen vergraben, und fragte sich, ob er in die richtige Richtung ging. Seit Jahren war er nicht mehr in Pasadena, Kalifornien, gewesen.
    Vor ihm reckte sich ein großes Konapgebäude wie ein viereckiger Steinberg in die Höhe, und es war heller als der Hintergrund, und die Fenster waren wie die Augen eines großen Kürbisses. Augen, dachte Eric, sind die Fenster der Seele, aber ein Konap ist ein Konap. Was erwartete ihn dort drinnen? Ein herrschsüchtiges – oder vielleicht doch nicht so herrschsüchtiges – schwarzhaariges Mädchen, dessen Ehrgeiz es war, in einminütigen Bier- und Zigaretten-Werbespots auf dem Fernsehschirm zu erscheinen -oder wovon auch immer Molinari gesprochen hatte? Jemand, der dir wieder auf die Beine hilft, wenn es dir schlechtgeht, wenn die Ehe dich krank gemacht, und der dir Schutz und Unterstützung gewährt?
    Er dachte an Phyllis Ackerman, an ihr Gespräch im 35er Wash, das gar nicht so lange her war. Falls ich wirklich die Muster ändern will, die die Matrix meines Lebens bestimmen, dachte er, dann brauche ich nur sie zu nehmen; Phyllis ist Kathy ähnlich genug, um mir zu gefallen. Wie wir beide wissen. Und sie unterscheidet sich dennoch genug von ihr, so daß es scheinen würde – ich sage scheinen –, als sei sie etwas Neues in meinem Leben. Aber mit einemmal dachte er: Dieses Mädchen hier in Pasadena – ich habe sie mir nicht ausgesucht. Gino Molinari hat es für mich getan. Also wird die Matrix vielleicht hier durchbrochen, so daß ich sie ändern kann. So daß ich die Möglichkeit habe, etwas zu beginnen, das nicht nur neu erscheint, sondern neu ist.
    Er näherte sich dem Vordereingang des Konapgebäudes, holte den Zettel hervor, merkte

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