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Warum auch nette Männer nicht zum Frühstück bleiben (German Edition)

Warum auch nette Männer nicht zum Frühstück bleiben (German Edition)

Titel: Warum auch nette Männer nicht zum Frühstück bleiben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif Lasse Andersson
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Selbstironie. Also schreibe ich: »Und das hast du ganz alleine rausgekriegt?«
    Melanie antwortet relativ fix. »Arrogant bist du also auch, aber ich hatte nichts anderes erwartet!«
    Ich frage: »Und was genau möchtest du jetzt von mir?«
    Ihre Antwort ist eine Frage, die ich für mich zwar schon beantwortet, aber noch nie mit anderen diskutiert habe.
    »Rein weibliche Neugier: Warum stellt ein Mann, der keine Interpunktionsfehler macht, Worte wie ›hingegen‹ und ›überaus‹ benutzt und ganz offenbar etwas in der Birne hat, so einen Scheißtext ins Netz? Und was sind das für Frauen, die darauf antworten?«
    »Manche sind bloß neugierig«, schreibe ich. »Manche haben blonde Zöpfe. Manche behaupten, kein Interesse zu haben. Manche sehen zauberhaft aus, vor allem wenn sie ein bisschen entrüstet sind. Und manche dürfen vielleicht sogar herausfinden, was wirklich dahintersteckt, aber ihre Zahl ist begrenzt.«
    »Und wie bist du wirklich?«, fragt Melanie hartnäckig weiter.
    »Ein Arschloch eben«, antworte ich, denn meine neue Assistentin hat mir soeben signalisiert, dass M&M etwas von mir will. Das hat es seit zwei Monaten nicht mehr gegeben, und ich weiß im gleichen Moment, dass der lange erwartete Tag der Abrechnung gekommen ist. Ich verlasse den Dialog mit Melanie ohne weitere Nachricht. Schaden kann das nicht, denn das habe ich inzwischen wirklich verinnerlicht: Als Mann erhöhst du deinen Marktwert vor allem durch ein wenig Desinteresse, gerade die hübschen Frauen macht so etwas rasend.
    Beim überraschend freundlichen Lunch macht mir M&M ein unerhörtes Angebot: Unsere Wege trennen sich, als Entschädigung zahlen sie mir ein Jahresgehalt und meine Beteiligung am Thinktank kaufen sie mir zum vollen Einstandspreis ab, allerdings unverzinst und abzüglich der Bonuszahlungen, die vor zwei Jahren bei Vertragsunterschrift unseres ersten und einzigen Kunden geflossen sind.
    Wenn ich annehme, bin ich reich!
    Aber ganz blöd bin ich nicht. Dieses Angebot ist derartig verlockend, dass mir in der Sekunde, als es auf dem Tisch liegt, klar ist: Sie haben ihn an der Angel, den dicken Fisch, LeiLas gutes, altes Internetkonzept macht doch noch seinen Weg und Kollege Andersson soll von der bevorstehenden fetten Dividende nichts abbekommen. Also schüttele ich zweifelnd den Kopf.
    »Alternativ«, fährt Müller-Mannhagen fort, und ich bewundere ihn für die Sanftheit, mit der er mir das Messer an die Kehle setzt, »kündigen wir Ihnen, weil wir betriebliche Umstrukturierungen vornehmen müssen, die leider allesamt den Thinktank betreffen. Sie können vor dem Arbeitsgericht auf drei Monatsgehälter klagen und unsere Anwälte schauen mal nach, ob alle Ihre Spesenabrechnungen sauber waren. Eine Auszahlung Ihrer Anteile würden wir in diesem Fall auch nicht mehr erwägen und Sie möglicherweise auch in Regress nehmen, falls sich erweisen sollte, dass Sie im Thinktank Mist gemacht haben, und das haben Sie bestimmt, sonst hätte das Konzept ja funktioniert.«
    Herr im Himmel, was bin ich manchmal froh, dass ich den Cowboy habe. In solchen Situationen ist er echt eine coole Sau, und ohne dass ich eine Miene verziehe, übernimmt er die Verhandlungen. Denn eines ist wirklich sonnenklar: Wenn sie was in der Hand hätten, nur das kleinste bisschen, würden sie mir kein Zuckerstückchen hinhalten, sondern mich ohne größere Bedenken mit der Peitsche rausjagen.
    Ich lehne mich entspannt zurück, lächele M&M an und lasse mein Schweigen wirken, denn ich weiß aus langjähriger Erfahrung, dass jeder, aber wirklich jeder einen Tick verunsichert wird, wenn er statt einer erwarteten Reaktion nur ein freundliches Lächeln und sonst nichts erhält. Als ich merke, dass M&M ein bisschen unruhig wird, sage ich beiläufig: »Müller-Mannhagen, alter Knabe, haben Sie damals eigentlich einen Ehevertrag geschlossen?«
    Er kneift die Augen zusammen, ich lasse ihn darüber nachdenken, was seine Scheidung wohl kosten wird. Nach einer weiteren Kunstpause vollende ich meine Attacke mit einem formvollendeten Tritt in seine Eier: »Ach, was ich immer schon mal fragen wollte: Meine kleine Susanna, bläst sie inzwischen eigentlich besser?«
    Er sieht mich an, ohne auch nur eine Miene zu verziehen, das Schlachtfeld ist hinreichend abgesteckt. Dann seufzt er, dreht die Handflächen nach oben, hebt die Schultern einen Tick und lehnt sich zurück, was ich als Geste sehr zu schätzen weiß, denn sie signalisiert mir, dass ihm an einem Nichtangriffspakt

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