Warum auch nette Männer nicht zum Frühstück bleiben (German Edition)
telefonieren, wogen zärtliche Gefühle durchs Universum.
Inzwischen kennt sie auch meinen Benz, meine Wohnung, es lässt sich einfach nicht durchhalten, diese Ich-bin-ein-abgerissener-Exmann-Nummer. Doch es verändert sich nichts dadurch, und es beruhigt mich, dass alles so bleibt, wie es ist. Wir sehen uns am Wochenende, sie dreht ihre Joints und fickt mich quer durch ihre Bude, wobei sie weiterhin den Ton angibt, aber so richtig schlimm ist das als Schicksal nun auch wieder nicht. Ich leihe ihr ein bisschen Geld, hin und wieder, die Yoga-Geschichte läuft nicht allzu gut, die zahlen ihr nur 15 Euro die Stunde, und sie muss die Kleine durchbringen, die nebenan schläft.
Aber das Leben ist ein Arschloch, jedenfalls wenn man genauer hinsieht. In ihrem Badezimmerschrank, wo jetzt auch mein Deo, mein Rasierer und meine Zahnbürste ihren Platz haben, liegen nur noch drei Kondome, obwohl ich letztes Wochenende welche gekauft und dagelassen hatte.
»Mit wem vögelst du noch so alles?«, frage ich Shaila, sie reagiert recht gelassen und sagt, dass sie die einer Freundin gegeben habe, die auf einem Sprung da war und zu einem Date wollte. Mir ist völlig klar, dass das eine glatte Lüge ist, und ihr ist klar, dass mir das klar ist. Später liegen wir auf dem Bett, und sie fragt mich: »Hast du eigentlich viel Geld?«
Warum sie das fragt, möchte ich wissen, und Shaila erzählt von ihrem Traum, einem eigenen Yoga-Studio, und dass man höchstens 50 000 Euro braucht, um so etwas einzurichten, und dass sie dann alle ihre Sorgen los wäre und noch eine zweite Yoga-Lehrerin anstellen würde und dass ich vielleicht Teilhaber sein könnte. Mit Zinsen bekäme ich das Geld zurück, und sie wisse nicht mehr weiter, und sie habe keine Lust, es so zu machen wie eine Freundin von ihr.
»Und die macht es wie?«, frage ich.
»Sie geht mit Männern aus, als Begleitung zum Essen zum Beispiel«, sagt Shaila und mir fallen die drei grünen Scheine ein, sämtliche rote Warnlampen flashen los und der Cowboy schreit: »Bingo, du kleiner Scheißer, sie ist ’ne Nutte!«
Als sie schläft, finde ich Shaila in der Fotogalerie einer Escortagentur, ich muss gar nicht lange durchs Internet stöbern. Vor den hübschen Schlafzimmeraugen prangt ein großer Balken, aber die Titten kenne ich, nur heißt sie hier Carina. Die Stunde kostet 300, die Nacht ist ab 1200 Euro zu haben und auf Wunsch bietet sie devoten Herren auch gehobenen Zeitvertreib. Wie das aussieht, kann ich in der Fotogalerie betrachten, wo Shaila in Lederstiefeln und mit einer Rute in der Hand posiert.
Am nächsten Morgen gehe ich Brötchen kaufen und rufe von unterwegs beim Escort-Service an. Die nette Dame am Telefon beglückwünscht mich zu meinem guten Geschmack und bietet mir an, sofort bei der entzückenden Carina anzufragen, ich könne in der Leitung bleiben, und wie viel ich denn investieren möchte? Als ich sage, das Finanzielle wäre mir völlig egal, ich würde mindestens 24 Stunden buchen wollen, wird sie noch einen Tick freundlicher und zwei Minuten später ist die Tante wieder in der Leitung und wir machen eine Verabredung mit Carina im »Hyatt« aus.
Als ich mit den Brötchen zurückkomme, ist Shaila nervös. Sie muss für eine plötzlich erkrankte Freundin bei einem Seminar einspringen. Ich packe meine Tasche und sage: »Das macht doch nichts, Liebling, dann fahre ich eben früher nach Hause.«
Ich fahre ins »Hyatt« und warte in der Bar hinter meiner Zeitung.
Shaila ist pünktlich, erkundigt sich beim Barkeeper, dem ich gesagt habe, dass ich eine hübsche Frau namens Carina erwarte. Als sie vor meinem Tisch steht, lasse ich die Zeitung sinken und sage in ihr verblüfftes Gesicht: »Ich habe mir das überlegt mit den 50 000, ich denke, ich bin nicht interessiert!«
Dann stehe ich auf und gehe. Ich drehe mich nicht einmal um.
Als ich in Hamburg ankomme, wartet eine flehentliche Mail auf mich, in der viel vom Universum zu lesen ist, in dem es keine Schuld gibt, sondern nur Liebe, und das wäre es, was sie für mich empfinde, in ihrer reinsten und spirituellsten Form.
Ich schreibe zurück: »Über den Daumen gepeilt, kriege ich noch um die 2000 Euro von dir, möchtest du in Raten zahlen?«
Ich habe lange darüber nachgedacht, ob dies mein erstes Statement sein sollte, doch ich brauche noch eine Bestätigung, denn Zweifel plagen meine zarte Seele. Ich bin mir auch in drei Stunden Autofahrt nicht darüber klar geworden, ob nun ausgerechnet ich das Recht habe, sie
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