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Warum auch nette Männer nicht zum Frühstück bleiben (German Edition)

Warum auch nette Männer nicht zum Frühstück bleiben (German Edition)

Titel: Warum auch nette Männer nicht zum Frühstück bleiben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif Lasse Andersson
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die Aussicht auf einen freien Montag und Mittwoch verlockend erscheint.
    Zudem muss ich irgendwann ja auch mal ernsthaft auf Wohnungssuche gehen. Oder mal meine Finanzen ordnen, was auf eine deprimierende Auflistung unerfreulicher Zahlen hinausläuft, die allesamt das eine sagen: Ich bin zwar Großverdiener, Benz-Fahrer, Hausbesitzer, aber ich bin pleite!
    Elke und ich habe uns – wie ihre Anwältin schreibt: vorläufig und ohne Anerkennung eines Präjudiz – darauf geeinigt, dass ich ihr 3000 Euro im Monat zahle, allerdings muss ich auch noch Heizung, Wasser, Strom und Müllabfuhr übernehmen, auf den ersten Blick scheint das in Ordnung, denn seit der Geburt von Lisa arbeitet sie nicht mehr und meine monatliche Gehaltsabrechnung weist einen Nettoverdienst von rund 6400 Euro aus, dazu kommt zumeist noch eine Jahresprämie, in besseren Zeiten waren das Beträge zwischen 20 000 und 40 000 Euro. Doch angesichts der bedauerlichen Umstände in der Firma, so viel ist sicher, werde ich in Sachen Bonus diesmal leer ausgehen.
    Mein Kontostand gleitet zum ersten Mal seit Jahren ins Minus. Also mache ich Kassensturz.
    Summe der Einnahmen (monatlich)
    Brutto: 11 000
    Netto: 6400
    Summe der Ausgaben (monatlich)
    Elke, Lisa und Lars: 3000
    Nebenkosten Haus: 500
    Krankenkasse (privat für alle 4): 800
    Pension (30 x 40): 1200
    Gesamt: 5500
    Einnahmen 6400
    Ausgaben 5500
    Frei verfügbar 900
    Die letzte Zahl trifft mich weitgehend unvorbereitet. Das letzte Mal, dass ich so wenig Geld hatte, war ich noch hoffnungsvoller Juniorenspieler in einem Bonner Basketballinternat! Über diesen betrüblichen Umstand grübele ich einige sexlose Abende nach. Die glasklare Erkenntnis lautet: Von 900 Piepen kann kein Mensch leben, insbesondere ich nicht, da ich Mandy die Bahnfahrten bezahle und auch Luisa vorm Vögeln gerne noch schick ausgeführt wird, im Bett sowie bei Restaurantbesuchen legt sie Wert auf gehobenes Niveau.
    Wenn ich keinen Dienstwagen hätte, für den die Firma auch noch den Sprit bezahlt, könnte ich mir nicht mal ein Auto leisten. Einziger Ansatz zur Kostenersparnis: die ohnehin beklagenswerte Wohnsituation. Ich muss raus aus der Pension und mir eine Bude suchen. Ich beschließe, für meine Wohnung maximal 500 Euro auszugeben, das wären dann 700 Euro weniger als das Pensionszimmer. Damit hätte ich vermutlich genügend übrig, um meine verschiedenen Mädels auch weiterhin zufriedenzustellen, und viel weiter führt mein Trachten derzeit nicht.
    Doch die Welt da draußen ist ein böserer Ort, als ich mir das in unserem netten Einfamilienhaus gedacht hätte.
    Damals, also so richtig damals, bevor ich Elke kennenlernte, wohnte ich in Bonn recht fürstlich in zweieinhalb Altbauzimmern für 450 warm, und Jungs, wir sprechen hier von D-Mark! Aber für 500 Euro warm gibt’s auf dem freien Markt in Hamburg nix. Jedenfalls nichts, was die Größe eines Wohnklos übersteigt. Oder wenn doch, dann mit Kohlenheizung. Oder wenn mit Zentralheizung, dann ohne Küche. Oder wenn mit Küche, dann mit Mehrfamilienbad auf dem Flur. Oder in Mümmelmannsberg oder Horn, doch ich habe gehört, dass dies keine Gegenden sind, in denen mein Dienstcabrio mehr als zwei Nächte überleben würde.
    Joachim rät mir zu einer Genossenschaftswohnung, die wären bezahlbar und auch meist ganz in Ordnung. Leider gibt’s die nur mit einem Wohnberechtigungsschein. Aber was soll’s. Ich habe nur 900 Schleifen im Monat, da werden die gar nicht anders können, als mir so einen Zettel auszustellen.
    Ich nehme Lohnabrechnungen, Kontoauszüge und die Schreiben von Elkes Anwältin mit zum Amt, sitze im Kreise vieler Menschen, deren Sprache ich nicht verstehe, warte befremdliche zweieinhalb Stunden, bis meine Nummer auf dem träge schlummernden Display erscheint, und bin latent verstimmt. Dergleichen Behandlung bin ich nicht gewohnt, schließlich bin ich Steuerzahler, und das nicht zu knapp, aber ich vermute, wenn ich Rabatz mache, wie der Cowboy vorschlägt, kann ich die Sache vergessen. Also begrüße ich den Sachbearbeiter ausgesprochen höflich. Er wirft erst einen Blick auf meinen Anzug, dann auf die Gehaltsabrechnung und kriegt tatsächlich einen Schluckauf vor Begeisterung. »Ich hab ja schon manches erlebt«, erklärt er, »aber mit ’nem Gehalt von 11 000 Euro hat hier noch keiner gesessen.«
    Ich nicke betrübt und setze ihm meine missliche Situation auseinander, gegen Ende deutet er ein gewisses Verständnis an, bescheidet mich aber dennoch: »Nee, ganz im

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