Warum auch nette Männer nicht zum Frühstück bleiben (German Edition)
der Stirn, wo es mir einen tiefen Schnitt zufügt. Der Schmerz holt mich in die Realität zurück, und in der sehe ich Elke vor mir sitzen und mein tropfendes Blut betrachten. »Nicht«, sagt Elke, »bitte nicht, die Tapete, und pass auf den Teppich auf.«
»Ich scheiß auf deine Tapete, ich scheiß auf deinen Teppich«, brülle ich und wische das Blut erst mit den Händen, dann auf dem Sofa ab.
»Dann scheiß auf dich selbst«, sagt Elke, steht auf und geht ihre Sachen packen.
Und da bin ich wieder, Leif Lasse Andersson, der kleine Junge, der geglaubt hat, das Leben wäre vielleicht doch ein schöner Ort. Wieder allein, wie immer, wenn ich ohne Hilfe durchs Leben irre. Bis ich den Cowboy höre, der draußen sein Pferd anpflockt. Seit Jahren habe ich ihn nicht mehr vernommen, jetzt kehrt er zurück in meinen Kopf und ruft nach Rache an allen Frauen.
Nach elf Tagen voller Alkohol, voller verzweifelter Ausflüge in die Kölner Altstadt, voller vergeblicher Versuche, mit dem Verlust meiner großen Liebe und der Demütigung klarzukommen, kehrt Elke in mein Leben zurück. Erst kommt ihr Anruf, ob sie mal vorbeikommen dürfe. Dann sie selbst. Blass, verheult und nervös.
Ich habe gedacht, sie will bloß ihre restlichen Klamotten holen. Doch Elke umarmt mich und sagt, dass sie nicht alles aufgeben will, was wir gemeinsam haben, bloß wegen einer dummen Verliebtheit. Dass das jedem mal passieren könne. Und dass sie einen Neuanfang möchte. Nicht, dass ich Zustimmung äußere oder dass Elke gar um Verzeihung bittet, aber irgendwann setzt sie sich auf meinen Schoß, streichelt meine Wange und küsst mich. »Warum bist du denn unrasiert?« fragt sie, und damit ist die Rückkehr meines alten Lebens besiegelt. Ich weine vor Erleichterung. Erst später begreife ich, dass dies der Moment war, in dem ich nach Elkes Liebe auch ihren Respekt verlor, denn für Schwächlinge hat sie nie viele Sympathien gezeigt.
Nach dem Versöhnungssex, als Elke sich gewaschen hat, kurz vor dem Einschlafen, vernehme ich die altbekannte Stimme.
»Wofür hat sie zwei Wochen gebraucht?«, fragt der Cowboy.
»Was hat sie die ganze Zeit gemacht?«
Und dann raunt er: »Du weißt schon, weshalb sie zurückgekommen ist, die verdammte Schlampe? Der Rosenbubi hat sie rausgeworfen.«
Revanchefoul
Es ist eine merkwürdige Sache, eine einmal gescheiterte Ehe neu zu beleben, zumal meine Nachforschungen im Freundeskreis ergeben, dass der Cowboy recht hat, das jedenfalls bestätigen mir die Männer von Elkes besten Freundinnen peinlich berührt und unter der Hand.
Der Rosenbubi war zwar äußerst erfreut, seine stellvertretende Filialleiterin für ein paar Monate vögeln zu können, doch als Elke mich für ihre elf wilden Tage verließ, bekam er es offenbar mit der Angst zu tun. Schließlich war er nicht nur Bankazubi, sondern ein angehender Rockstar, Bassist in irgendeiner Kölner Underground-Band. Wahrscheinlich konnte er sich einfach nicht vorstellen, was er mit der schicken Elke anfangen sollte, wenn ein halbes Dutzend 17-jähriger Groupies vor seiner Bühne stand und bereit war, die Schlüpfer als Pfand für ihre Unschuld nach oben zu schleudern.
Elke leidet sichtlich, weil ihr Ausbruch ins Leben so kurz und erfolglos verlaufen ist. Ich leide, weil Elke bereit gewesen ist, mich für einen 21-Jährigen zu verlassen. Wir beide leiden, weil es nichts zu sagen gibt, außer, dass wir uns eigentlich trennen müssten. Aber dann ist da auch wieder unsere heile Welt aus Reihenhaus, Karriere und riesigem Freundeskreis. Ich verstehe selbst nicht, warum ich den Absprung nicht schaffe, denn mein Stolz ist zutiefst verletzt. Aber vielleicht bin ich auch einfach noch nicht gut darin, Menschen zu verlassen, und mein Ausweg heißt Revanchefoul.
Noch heute ist Saskia die einzige Frau, vor der ich mich immer noch schäme. Es ist meine erste Saison ohne Basketball, es ist drei, vier Monate nach dem Rosenbubi, mein zuvor prall gefülltes Leben ist leer und ich lasse mich von einem Bekannten überreden, in seiner Freizeittruppe aufzulaufen und als Exprofi die Bezirksliga zu rocken, was eine Schwachsinnsidee ist, aber Spaß macht.
Die Heldenverehrung der Mitspieler tut mir gut, schließlich gewinne ich unsere Spiele im Alleingang und drei per Dunking abgeschlossene Tempogegenstöße in Folge kriegen die Jungs sonst eher selten zu sehen.
Der Kasten Bier nach dem Training tut mir gut. Die simple, raue Kumpanei von verschwitzten Männern hat mir gefehlt, auch wenn das,
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