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PR 2684 – Ein Pfand für die Spenta

PR 2684 – Ein Pfand für die Spenta

Titel: PR 2684 – Ein Pfand für die Spenta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc A. Herren
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»Kein weiser oder tapferer Mann legt sich auf die Schienen der Geschichte und wartet, dass der Zug der Zukunft ihn überfährt.«
    Dwight D. Eisenhower
     
     
    Prolog
    Persönliche Aufzeichnungen
    Prester Jellicoe
     
    Ich habe keine Ahnung, wie lange ich das alles noch durchziehen kann.
    Seit wir transferiert wurden, ist nichts mehr, wie es einmal war. Klar – ich bin nach wie vor da für meine Crew. Ich helfe und unterstütze, wo ich kann. Ich funktioniere gut wie ein lange benutztes Werkzeug.
    Ich bin der Kommandant. Mittlerweile habe ich mich an die Scharade so gewöhnt, dass ich ab und zu selbst davon überzeugt bin, dass ich alles im Griff hätte.
    Habe ich aber nicht.
    Weshalb habe ich mich nur breitschlagen lassen, das Kommando über die LAERTES zu übernehmen? Ah, ich weiß schon: meine verdammte Eitelkeit. Oder waren es vielmehr meine Schatten aus der Vergangenheit, die mich verfolgen? Einer hat mal gesagt, dass jeder mit seinen eigenen Gespenstern zu kämpfen habe. Genau wie bei Charles Dickens die Geschichte mit dem Geist der letzten Weihnacht.
    Wäre es nur so einfach, all jenen die Schuld zuschieben zu können, die mich zu dem gemacht haben, was ich heute bin.
    Die Mädchen, später jungen Frauen, die in mir nur »die Giraffe« gesehen haben. Hätten sie mich so genannt, wenn sie gewusst hätten, dass dieser Spitzname ewig an mir haften bleiben würde? Wenn sie einen Eindruck des Schmerzes, der Selbstzweifel, der Einsamkeit gehabt hätten, die mir von diesem Namen beschert wurden?
    Wahrscheinlich. Wer kümmert sich schon um die Gefühle eines langen Lulatschs?
    Stück für Stück habe ich mir den Respekt erkämpft, um den ich damals auf Knien gebettelt hätte, wenn ich nur den Mut hätte aufbringen können.
    Ich habe alles dafür getan, alles dafür gegeben. Mehr, viel mehr, als ich mir je zugetraut hatte. Mit jeder Sprosse, die ich erklommen habe, mit jedem kleinen Erfolg, den ich zu feiern gewillt war, fand ich mehr Anerkennung in der Welt der wahrhaft Lebenden.
    Aber die Geister ließen mich nie in Ruhe. Sie durchschauten die Scharade mit Leichtigkeit. Du kannst alle anderen belügen, aber dich nicht. Auf jeden Fall nicht lange.
    Ich wollte das alles nicht. Das Kommando über einen 800-Meter-Raumer ist eine Aufgabe, zu der man berufen sein sollte.
    Mich haben die Geister dazu angetrieben – nur um mich später immer wieder daran zu erinnern, dass ich am falschen Platz bin. Dass ich das Leben eines Schiffskommandanten führe, der ich zwar im Prinzip sein möchte, der ich aber nicht wirklich bin – trotz aller Qualifikationen, der Hypnoschulungen, der bestandenen Einstufungs- und Stresstests, der psychologischen Ausmarkungen, die ich allesamt bestanden habe. Auf der Folie meines Personaldossiers steht, ich gehöre zu den zwei Prozent, denen man ein Schiff wie die LAERTES anvertrauen dürfe.
    Aber ein 800-Meter-Raumer ist eine Kleinstadt, in der sich in jeder Sekunde Dinge ereignen, die man entweder beachten oder ignorieren muss. Es sind Tausende von Entscheidungen, die an jedem Bordtag anfallen. Ich weiß, dass die meisten davon meine Ebene nicht betreffen. Aber das quälende schlechte Gewissen – meine Geister, die mich nicht in Ruhe lassen – sagt mir, dass ich mich um so viele wie möglich kümmern soll.
    Ich werde immer wieder dafür kritisiert, dass ich zu wenig delegiere. Die Flottenpsychologen, die Abteilung der LFT-Führungsbetreuung und die meisten, die von außerhalb des Schiffes in den Führungsalltag der LAERTES Einblick nehmen.
    Ich weiß selbst, dass ich mehr delegieren sollte. Aber für mich ist die Einflussnahme in allen Bereichen des Bordlebens die einzige Möglichkeit, mein Dasein als Kommandant für mich selbst zu rechtfertigen.
    Wenn es schon nicht meine Berufung ist, soll es verdammt noch mal mein Beruf sein, um den ich mich in allen Details kümmern will.
    In allen Details. Und das sind viel zu viele. Ich schaffe es nicht mehr, alle Bälle in der Luft zu behalten.
    Falls wir jemals wieder in die Heimat zurückgelangen sollten, falls jemals wieder Normalität eintritt, werde ich die Konsequenzen ziehen.
    Es scheint, als gäbe es tausend Leben, in denen ich besser aufgehoben wäre als in diesem. Das sagen jedenfalls die Geister, die mich nicht in Ruhe lassen wollen.
    Ruhe. Das wäre es.

1.
    Der Tod in der Fremde
     
    St. Patrick's Cathedral, dachte Reginald Bull, als er das Schiff sah.
    Ein seltsam bedrücktes Gefühl breitete sich in ihm aus.
    Er sah sich vor dem gewaltigen

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