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Warum macht Sex Spaß?

Warum macht Sex Spaß?

Titel: Warum macht Sex Spaß? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jared Diamond
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bevorzugt, zwischen den einzelnen menschlichen Populationen unterscheiden.
     
    So sind beispielsweise Bartwuchs und Körperbehaarung bei den Männern auf der Erde von unterschiedlicher Üppigkeit, und bei den Frauen gibt es im geographischen Vergleich Variationen in der Größe und Form von Brust, Brustwarzen sowie in der Farbe der Warzen. Alle diese Merkmale dienen wie die roten Flecken und schwarzen Streifen der Vögel als Signale. Die weibliche Brust erfüllt darüber hinaus auch eine physiologische Aufgabe, und ich werde mich später in diesem Kapitel mit der Frage befassen, ob der Penis eine ähnliche Doppelfunktion hat.
     
    Wenn Wissenschaftler die entsprechenden Signale der Tiere untersuchen wollen, machen sie Experimente. Unter anderem bringen sie dabei Veränderungen an den Merkmalen an – sie stutzen zum Beispiel den Schwanz der Widas oder übermalen den roten Fleck der Möwen. Solche kontrollierten Experimente an Menschen verbieten sich uns durch Gesetze, moralische Hemmungen und ethische Überlegungen. An der Aufklärung der menschlichen Signale hindern uns außerdem unsere starken Gefühle, die unsere Objektivität in dieser Frage trüben, sowie das Ausmaß der kulturellen und individuell gelernten Unterschiede hinsichtlich unserer Vorlieben und der selbst vorgenommenen Veränderungen an unserem Körper. Aber solche Unterschiede und eigenen Abwandlungen können zu unserem Wissen beitragen, denn sie sind natürliche Experimente, wenn auch die wissenschaftlichen Kontrollen fehlen. Mindestens drei Arten menschlicher Signale entsprechen nach meiner Überzeugung dem Modell der »Ehrlichkeit in der Werbung« von Kodric-Brown und Brown: die Muskeln der Männer, die »Schönheit« des Gesichts bei beiden Geschlechtern und das Körperfett der Frauen.
     
    Die Muskeln eines Mannes beeindrucken sowohl Frauen als auch andere Männer. Die extrem entwickelte Muskulatur der professionellen Bodybuilder erscheint zwar vielen Menschen als grotesk, aber einen gut proportionierten, muskulösen Mann finden viele (die meisten?) Frauen attraktiver als einen schmächtigen. Auch Männer sehen in der Muskelausstattung anderer Männer ein Signal, mittels dessen sie zum Beispiel schnell einschätzen können, ob sie sich auf einen Streit einlassen oder besser das Weite suchen sollen. Ein typisches Beispiel ist Andy, ein großartig gebauter Sportlehrer in dem Fitneßstudio, in dem meine Frau und ich trainieren. Wenn Andy die Hanteln stemmt, ruhen die Blicke aller Frauen und Männer im Studio auf ihm. Und wenn er einer Kundin die Handhabung der Trainingsmaschinen erklärt, zeigt er zunächst selbst, wie man sie bedient, und dabei soll die Kundin ihre Hand bei Andy auf den entsprechenden Muskel legen, damit sie den richtigen Bewegungsablauf versteht. Diese Art der Erklärung ist pädagogisch sicherlich sinnvoll, aber nach meiner Überzeugung genießt Andy es auch, daß er einen so überwältigenden Eindruck hinterläßt.
     
    Zumindest in traditionellen Kulturen, die sich nicht der Kraft von Maschinen, sondern der menschlichen Muskelkraft bedienen, sind Muskeln wie das Geweih des Hirsches ein ehrliches Signal für männliche Qualitäten. Einerseits befähigen sie den Mann, viel Nahrung zu sammeln, Häuser zu bauen und Rivalen zu besiegen. Die Muskeln spielen im Leben eines Mannes in traditionellen Kulturen sogar eine viel größere Rolle als das Geweih für den Hirsch, denn dieser benutzt seinen männlichen Schmuck nur zum Kämpfen. Andererseits ist ein Mann, der auch mal andere Qualitäten besitzt, eher in der Lage, sich die Proteine für Aufbau und Erhaltung kräftiger Muskeln zu verschaffen. Das eigene Alter kann man vertuschen, indem man sich die Haare färbt, aber kräftige Muskeln kann man nicht vortäuschen. Natürlich entwickelten Männer die Muskeln nicht nur, um damit Frauen und andere Männer zu beeindrucken, wie die Laubenvogelmännchen ihren goldgelben Kamm als Signal entwickelten. Die Muskeln entstanden vielmehr in der Evolution, um eine Funktion zu erfüllen, und dann lernten Männer und Frauen, auf das ehrliche Signal der Muskeln anzusprechen.
     
    Ein anderes ehrliches Signal dürfte ein schönes Gesicht sein. Allerdings sind die Ursachen hier nicht so offensichtlich wie bei den Muskeln. Nach einigem Nachdenken erscheint es geradezu absurd, daß unsere sexuelle und soziale Attraktivität in einem so ungewöhnlich großen Umfang von der Schönheit des Gesichts abhängt. Ein schönes Gesicht, so könnte man

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