Warum macht Sex Spaß?
und nächstes Jahr in, und manche Männer bevorzugen zu allen Zeiten magere Frauen. Aber diese Tatsache ist nur eine kleine Einschränkung, die meine Hauptaussage zwar ein wenig komplizierter, aber nicht ungültig macht: An allen Orten und zu allen Zeiten bevorzugen die Männer im Durchschnitt wohlgenährte Frauen mit einem schönen Gesicht.
Wie wir gesehen haben, entsprechen mehrere Sexualsignale der Menschen – die Muskeln der Männer, die Schönheit des Gesichts und das an bestimmten Stellen konzentrierte Körperfett der Frauen – offenbar dem Prinzip der Ehrlichkeit in der Werbung. Aber wie ich im Zusammenhang mit den Signalen der Tiere bereits erwähnt habe, können einzelne Signale durchaus unterschiedlichen Prinzipien gehorchen. Das gleiche gilt auch für Menschen. Scham- und Achselbehaarung zum Beispiel, die sich sowohl bei Männern als auch bei Frauen in der Pubertät bildet, ist ein zuverlässiges, aber völlig beliebiges Anzeichen, daß die Geschlechtsreife erreicht ist. Im Gegensatz zu Muskeln, einem schönen Gesicht und Körperfett vermitteln die Haare an diesen Stellen keine weitere Information. Ihr Wachstum erfordert keinen großen Aufwand, und sie leisten weder zum Überleben noch zur Ernährung der Kinder einen unmittelbaren Beitrag. Schlechte Ernährung kann einen hageren Körper und ein entstelltes Gesicht zur Folge haben, aber sie führt kaum einmal dazu, daß die Schamhaare ausfallen. Selbst schwache, häßliche Männer und magere, häßliche Frauen haben Haare in den Achselhöhlen. Der Bart, die Körperbehaarung und die tiefe Stimme der Männer als Zeichen der Pubertät, aber auch die weißen Haare der Männer und Frauen als Zeichen des Alters scheinen gleichermaßen keine tiefere Bedeutung zu besitzen. Wie der rote Schnabelfleck der Möwen und viele andere Signale bei Tieren sind auch diese menschlichen Signale nicht aufwendig und völlig beliebig – man könnte sich viele andere vorstellen, die den gleichen Zweck erfüllen.
Gibt es bei den Menschen auch ein Signal, das Fishers Modell der Ausreißerselektion oder Zahavis Prinzip der Behinderung entspricht? Auf den ersten Blick sieht es so aus, als besäßen wir keine übertriebenen Merkmale, die dem fünfzig Zentimeter langen Schwanz der Widas vergleichbar wären. Bei längerem Nachdenken frage ich mich jedoch, ob wir in Wirklichkeit nicht doch einen solchen Körperteil haben: den Penis des Mannes. Man könnte nun einwenden, er habe keine Signalfunktion, sondern sei nicht mehr als ein gut konstruiertes Fortpflanzungshilfsmittel. Das ist aber kein ernsthaftes Gegenargument gegen meine Spekulation; wie wir bereits erfahren haben, sind auch die weiblichen Brüste gleichzeitig Signale und ein Teil des Fortpflanzungsapparats. Der Vergleich mit unseren engsten Verwandten, den Menschenaffen, legt die Vermutung nahe, daß auch die Größe des menschlichen Penis weit über die rein funktionellen Erfordernisse hinausgeht und daß diese übertriebene Größe ein Signal darstellt. Der erigierte Penis ist bei Gorillas etwa drei Zentimeter und bei Orang-Utans vier Zentimeter lang, beim Menschen dagegen mißt er im Durchschnitt 12,5 Zentimeter, obwohl die Männchen der genannten Affenarten körperlich viel größer sind als Männer.
Sind die zusätzlichen Zentimeter des menschlichen Penis ein Luxus, der für seine Funktion nicht nötig wäre? Einer entgegengesetzten Deutung zufolge könnte der lange Penis irgendwie nützlich sein, weil wir im Vergleich zu vielen anderen Säugetieren beim Geschlechtsverkehr zahlreiche verschiedene Positionen einnehmen. Aber auch der vier Zentimeter lange Penis der Orang-Utans ermöglicht eine Vielzahl von Stellungen, die den unseren gleichkommt, und im Gegensatz zu uns nehmen sie alle diese Positionen sogar ein, während sie an einem Ast hängen. Und was die mögliche Nützlichkeit des großen Penis für einen längeren Geschlechtsverkehr angeht, so sind uns die Orang-Utans auch in dieser Hinsicht voraus (mittlere Dauer 15 Minuten, im Vergleich zu nur vier Minuten für den durchschnittlichen Amerikaner).
Einen Anhaltspunkt, daß der große Penis der Menschen als eine Art Signal dient, erhält man vielleicht durch die Beobachtung von Männern, die Gelegenheit haben, ihren Penis selbst zu gestalten, statt sich mit ihrem entwicklungsgeschichtlichen Erbe zufriedenzugeben. Die Männer im Hochland Neuguineas stecken den Penis zu diesem Zweck in eine verzierte Röhre, den Penis-Köcher. Er mißt bis zu sechzig
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