Warum manche Menschen nie krank werden
Mixturen mit ihren gar wundersamen Heilkräften gab es gegen nahezu alle erdenklichen Leiden und Krankheiten, angefangen bei Tuberkulose über Geschlechtskrankheiten, Koliken und Krebs bis hin zu den damals wie heute besonders werbewirksamen »Frauenleiden«.
Bei vielen dieser Patentrezepte handelte es sich um harmlose Lösungen auf Alkoholbasis, manche aber enthielten gefährliche Opiate oder Psychostimulantien wie Morphin, Opium oder Kokain. Die Opiumtinktur Laudanum, die unter Medizinern als effektives Schmerzmittel gepriesen wurde, brachte der englischen Unterschicht zu Zeiten Königin Viktorias großes Elend und Leid. Und Heroin wurde einst von dem Pharmakonzern Bayer als Hustenmittel auf den Markt gebracht.
Zu den harmloseren Mixturen gehörte eine Salbe zum Einreiben bei Muskelschmerzen, die von ihrem Erfinder Clark Stanley »Snake Oil« – Schlangenöl – getauft wurde; eine Bezeichnung, die im angloamerikanischen Sprachraum heute als Synonym für Quacksalber-Medizin verwendet wird. (Stanley wurde übrigens dadurch berühmt, dass er 1893 auf der Weltausstellung in Chicago im Rahmen seiner Produktvorführung Klapperschlangen tötete.) Stanleys Schlangenöl ist heutzutage zwar nicht mehr erhältlich, dafür aber andere Marken, die einst als Patentrezepte verkauft wurden (nur als Medizin werden sie nicht mehr beworben): Coca-Cola, Dr Pepper, 7 Up, Angostura Bitter und Tonic Water.
Aber auch vermeintliche Gesundheitstipps aus der jüngeren Vergangenheit haben sich im Nachhinein als gesundheitsgefährdend erwiesen. Noch vor einigen Jahrzehnten hieß es, man solle sich im Winter häufig auf die Sonnenbank legen, um Vitamin D zu tanken und der Winterdepression entgegenzuwirken – bis das Fachjournal Lancet Oncology über eine Studie berichtete, die belegte, dass sich das Krebsrisiko bei unter 30-jährigen Sonnenbankbenutzern um 75 Prozent erhöhte. Dieses beunruhigende Forschungsergebnis veranlasste das Internationale Forschungszentrum für Krebserkrankungen dazu, Sonnenbänke als ebenso »eindeutig krebserregend« einzustufen wie Tabakprodukte, Arsen und Senfgas.
Welche Gesundheitsgeheimnisse und Tipps dienen nun tatsächlich der Gesundheit? Für wen sind welche Mittel optimal geeignet? Was kann jeder Mensch dafür tun, um gesund und vital zu bleiben? Wie lassen sich Fehlzeiten im Berufsleben reduzieren oder sogar vermeiden? Oder noch besser: Was kann man tun, um gar nicht erst krank zu werden?
Mit diesem Buch will ich versuchen, all diese Fragen zu beantworten. Es gibt Menschen, die tatsächlich nie ernsthaft erkranken, und ihre Gesundheitsgeheimnisse zu erfahren, kann uns und unserer Gesundheit nur zugutekommen.
Ich persönlich hatte schon immer das Gefühl, mehr für meine Gesundheit und mein Wohlbefinden tun zu können und habe in den vergangenen zwei Jahrzehnten als Journalist und Ghostwriter viel über dieses Thema geschrieben. Da ich der Ansicht bin, dass seriöse und verantwortungsvolle Berichterstattung auch ein gewisses Maß an persönlichen Erfahrungswerten voraussetzt, habe ich fast alle Tipps, Techniken und Tinkturen ausprobiert, über die ich berichtet habe. (Die einzige Ausnahme ist die Elektrokonvulsionstherapie. Ich hätte die Stromschläge natürlich kostenlos bekommen, versicherten mir meine Interviewpartner, aber ich lehnte dankend ab.)
Da ich ( fast) alles am eigenen Leib erfahren wollte, bin ich vermutlich häufiger als jeder andere als gesund geltende Mensch Tests und Untersuchungen unterzogen worden. Ob Ganzkörperscanner, EEGs, EKGs oder Vermessung der Knochendichte, ob Röntgenuntersuchungen oder Tests auf Lebensmittelunverträglichkeiten, ich habe alles mitgemacht. Mein Herz wurde nach der 2-D- und der Doppler-Echokardiografie-Methode untersucht, mein Blut wurde auf C-reaktives Protein, Homocystein, Fibrinogen, den Insulinspiegel, Lipoprotein A und den Blutzuckerspiegel untersucht. Ich habe unzählige Urinproben abgegeben, einen Serum-Aminosäuretest und unzählige Lipidtests machen lassen. Mein Cholesterinspiegel wurde so oft untersucht, dass die grafischen Auswertungen an Jahresvergleiche von Aktienkursen
erinnern. Ich wurde auf jede denkbare Allergie getestet (ich reagiere leicht allergisch auf Katzenhaare, bestimmte Pollen und Schimmelsporen). Mein Muskelapparat sowie sämtliche Organe wurden genauestens untersucht, und mithilfe einer Apparatur, die man mir über den Kopf stülpte, sollten meine Hirnwellen synchronisiert werden (aber anstatt Alphawellen zu erzeugen,
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