Warum manche Menschen nie krank werden

klinkte sich mein Gehirn in die Wellen eines lokalen Radiosenders ein).
    Mein Erfahrungsschatz im Wellnessbereich umfasst Bindi Shirodhara und verjüngende ayurvedische Kräuteraufgüsse. Auch vor New-Age-Behandlungsmethoden wie Ohrkerzentherapie, Rebirthing, Kristalltherapie, Reinkarnationstherapie und Polaritätstherapie schreckte ich nicht zurück. Ich gestattete Feng-Shui-Meistern mein Heim umzugestalten, damit die Energien frei fließen konnten, während Lichttherapeuten für eine stimmungsaufhellende Beleuchtung sorgten. Ich ließ mich akupunktieren und hypnotisieren und probierte von Biofeedback und Bioenergetik über die Alexander-Technik bis hin zu Rolfing, Reiki und Reflexologie alles aus, was man mir anbot.
    Brav und folgsam, wie ich nun einmal bin, habe ich so ziemlich jede fachmännische Empfehlung umgesetzt. In den 1980er-Jahren standen kardiovaskuläres und Krafttraining auf meinem Fitnessprogramm, im 21. Jahrhundert war Intervalltraining angesagt. Ich ließ mir im Schlaflabor Elektroden am Kopf befestigen und im Bewusstseins-Labor mein Gehirn unter die Lupe nehmen. Ich experimentierte mit der Psychoanalyse nach Freud und Jung, der Primär- und der Aromatherapie- sowie der kognitiven Therapie und EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing), einer Behandlungsmethode für Psychotraumata. Ich unterhielt
mich mit Psychologen über meine körperliche und geistige Gesundheit und mit Tierpsychologen über die meiner Haustiere (wobei ich erfuhr, dass mich meine Katze mit ihrem nächtlichen Maunzen vor den gefährlichen Treppenstufen in unserer Wohnung zu warnen versuchte).
    Das alles bewahrte mich aber nicht davor, mindestens zweimal im Jahr krank zu werden. Mit schöner Regelmäßigkeit bekomme ich irgendwann im Winter eine schmerzhafte Halsentzündung, die sich in eine hartnäckige Erkältung verwandelt. Und entweder gegen Ende des Frühjahrs oder um den Herbstbeginn ist die zweite Erkältung fällig, die ein wenig anders verläuft. Zuerst kribbelt und kitzelt sie mich im Hals, dann verlagert sie sich in den Brustraum, anschließend wandert sie in die Nase. Nach meinem tagelangen Schnupfen zu urteilen, fühlt sie sich dort offenbar am wohlsten.
    Dann kam mir der Gedanke, vielleicht einmal einen anderen Weg einzuschlagen. Nachdem ich mich bisher ausschließlich auf Mediziner und Therapeuten verlassen hatte, kam mir in den Sinn, dass es ja durchaus Menschen gibt, die sich auch ohne den Beistand von Ärzten oder sonstigen Fachleuten bester Gesundheit erfreuen.
    Ich kenne viele solcher Menschen. Sie scheinen unter dem Schutz ihres persönlichen Geheimrezepts zu stehen, das sie gesund und munter bleiben lässt, während mich eine Erkältung nach der anderen erwischt, und ich schniefe, huste und niese, weil mich wieder einmal Bakterien, Viren oder unbekannte außerirdische Lebensformen befallen haben.
    Wie bereits gesagt, sind nicht alle Geheimrezepte und Gesundheitstipps zur Nachahmung zu empfehlen – manche sind schlichtweg nutzlos oder falsch, andere können nur als
eigenartig bezeichnet werden. Was die Gesundheitsgeheimnisse und Tipps in diesem Buch auszeichnet, ist, dass sie bei den Menschen, die auf sie schwören, tatsächlich zu funktionieren scheinen – und zwar besser als die nach wissenschaftlichen Erkenntnissen propagierten Methoden. Obwohl die Bereiche Medizin und öffentliche Gesundheitsfürsorge seit Jahrhunderten kontinuierlich weiterentwickelt und verbessert werden, kann die Schulmedizin eines noch immer nicht: uns sagen, wie wir gesund bleiben. Die gewöhnliche Erkältung ist heutzutage noch ebenso verbreitet wie früher, und dass es früher wesentlich mehr Krankheiten gab als heute, kann man auch nicht behaupten. So spricht doch eigentlich alles dafür, Abwehrstrategien gegen Krankheiten von den Menschen zu lernen, unter denen die gewöhnliche Erkältung für gewöhnlich nie grassiert.
    Und genau dieser Aufgabe habe ich mich in den letzten Jahren gewidmet. Meine Mission lautete: Finde Menschen, die nie krank werden, lerne ihr Geheimnis kennen und stell fest, ob auch andere davon profitieren können.
    Natürlich bekommen auch Menschen, »die nie krank werden«, ab und zu einmal einen Schnupfen oder haben kurzzeitig das eine oder andere Zipperlein. Aber sie fangen sich keine starken Erkältungen oder grippale, fiebrige Infekte ein, unter denen so viele von uns immer wieder leiden. Worunter sie auch so gut wie nicht leiden, sind wirklich schwere Krankheiten. Selbst wenn eine genetisch