Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition)

Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition)

Titel: Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daron Acemoglu , James A. Robinson
Vom Netzwerk:
(Arbeiter), sindicatos (Gewerkschaften) und huelgas (Streiks). Wer auch eines von ihnen benutzte, konnte eingesperrt werden.
    Obwohl Ubico offiziell die Macht ausübte, hatte die Elite die Fäden in der Hand. Die Opposition gegen sein Regime verstärkte sich 1944, als unzufriedene Universitätsstudenten Demonstrationen abhielten. Der Unmut der Bevölkerung stieg, und am 24. Juni unterzeichneten 311 Personen, darunter viele Angehörige der Elite, das Memorial de los 311, einen offenen Brief, in dem das Regime verurteilt wurde. Ubico trat am 1. Juli zurück. 1945 wählte man eine demokratische Regierung, die jedoch 1954 durch einen Putsch gestürzt wurde, dem sich ein mörderischer Bürgerkrieg anschloss. Erst nach 1986 kehrte Guatemala zur Demokratie zurück.
    Die spanischen Konquistadoren hatten keine Bedenken, ein extraktives politisches und wirtschaftliches System aufzubauen. Das war schließlich der Grund für ihre lange Reise in die Neue Welt. Aber die meisten der von ihnen gegründeten Institutionen hätten nur zeitweilig tätig sein sollen. Beispielsweise war die encomienda als befristete Arbeitsdienstleistung gedacht. Die Spanier besaßen keinen detaillierten Plan für ein System, das weitere vierhundert Jahre wirksam sein sollte. Tatsächlich änderten sich die von ihnen eingerichteten Institutionen im Lauf der Zeit erheblich, doch ihr extraktiver Charakter – das Ergebnis des Teufelskreises – blieb bestehen. Die Ausbeutung mochte andere Formen annehmen, aber die Identität der Elite war die gleiche. In Guatemala wurden encomienda, repartimiento und Handelsmonopole durch libreta und Landraub ergänzt, während man die meisten Maya weiterhin als billige Arbeitskräfte einsetzte, denen man eine qualifizierte Ausbildung sowie sämtliche Rechte und jeden Anspruch auf öffentliche Dienstleistungen vorenthielt.
    In Guatemala war, wie fast überall in Zentralamerika, ein typisches Muster des Teufelskreises zu beobachten: Extraktive politische Institutionen stützten ein ebensolches Wirtschaftssystem, das die Macht der Elite auf Dauer sicherstellte.

Von der Sklaverei zu Jim Crow
    In Guatemala bestanden extraktive Institutionen von der Kolonialzeit bis in die Gegenwart, wobei immer die gleiche Elite das Ruder fest in der Hand hatte. Jeglicher Wandel der Institutionen ging auf die Anpassung an ein neues wirtschaftliches Umfeld zurück, wie etwa der durch den Kaffee-Boom motivierte Landraub durch die Elite.
    Die Institutionen im Süden der Vereinigten Staaten waren bis zum Bürgerkrieg ähnlich extraktiv. Wirtschaft und Politik wurden von der südstaatlichen Elite dominiert, das heißt von Plantagenbesitzern mit riesigen Anwesen und einem Heer von Sklaven, die weder politische noch wirtschaftliche (und auch kaum sonstige) Rechte hatten. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts war der Süden dann durch seine extraktiven wirtschaftlichen und politischen Institutionen erheblich ärmer geworden als der Norden. Er verfügte über wenig Industrie und investierte kaum in die Infrastruktur. Im Jahr 1860 produzierte seine gesamte verarbeitende Industrie weniger als die Staaten Pennsylvania, New York oder Massachusetts. Nur 9 Prozent der südlichen Bevölkerung wohnten in städtischen Gebieten, verglichen mit 35 Prozent im Nordosten. Die Eisenbahndichte (km/100 km 2 ) war im Norden dreimal so hoch wie im Süden. Ähnliches galt für die Dichte der Wasserstraßen.
    Karte 18 zeigt das Ausmaß der Sklaverei im Jahr 1840 in den amerikanischen Countys. Besonders ausgeprägt war die Sklaverei im Süden, wo in manchen Countys, beispielsweise am Mississippi, bis zu 95 Prozent der Bevölkerung versklavt waren. Karte 19 verweist auf die Konsequenzen, nämlich auf den Anteil der 1880 in der Industrie tätigen Arbeitskräfte. Dieser war, gemessen am 20. Jahrhundert, nirgendwo hoch, doch es gab deutliche Unterschiede zwischen dem Norden und dem Süden. In großen Teilen des Nordostens waren über 10 Prozent der Arbeitskräfte in den Fabriken beschäftigt, während ihre Zahl im Süden, besonders in Gebieten mit einer starken Sklavenkonzentration, oft bei null lag.

Karte 18: Sklaverei in den US-Countys im Jahr 1840   

Karte 19: Prozentsatz der in Fabriken Beschäftigten im Jahr 1880   
    Der Süden war nicht einmal in seinen Spezialsektoren innovativ: Von 1837 bis 1859 belief sich die Zahl der Patente für Neuerungen, die mit Mais und Weizen zu tun hatten, auf durchschnittlich zehn bis zwölf; für Baumwolle, das wichtigste

Weitere Kostenlose Bücher