Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition)

Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition)

Titel: Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daron Acemoglu , James A. Robinson
Vom Netzwerk:
Produkt des Südens, wurde jährlich nur ein einziges Patent angemeldet. Nichts deutete darauf hin, dass Industrialisierung und Wirtschaftswachstum in naher Zukunft beginnen würden. Aber der Niederlage im Bürgerkrieg schloss sich eine fundamentale Reform an, wenn auch mit vorgehaltenem Bajonett. Die Sklaverei wurde abgeschafft, und männliche Schwarze durften wählen.
    Dies hätte den Weg zu einer radikalen Umgestaltung der südstaatlichen extraktiven in inklusive Institutionen und zu wirtschaftlichem Wohlstand eröffnen sollen. Aber der Teufelskreis sorgte wiederum dafür, dass nichts Derartiges geschah. Die extraktiven Institutionen im Süden existierten weiter, diesmal nicht in Form der Sklaverei, sondern in Form der Jim-Crow-Gesetze. Die Bezeichnung Jim Crow, die angeblich aus »Jump Jim Crow« hervorging – einer Anfang des 19. Jahrhunderts entstandenen Parodie, die von weißen Darstellern mit geschwärztem Gesicht aufgeführt wurde –, bezog sich auf die gesamte Gesetzgebung der Südstaaten zur Rassentrennung nach 1865. Die Gesetze galten noch fast ein Jahrhundert lang, bis zum nächsten großen Aufruhr, der Bürgerrechtsbewegung. Unterdessen wurden Schwarze weiterhin unterdrückt und von der Regierung ausgeschlossen. Die Plantagenwirtschaft mit schlecht bezahlten, unausgebildeten Arbeitskräften blieb bestehen und bewirkte, dass die Einkommen im Süden im Vergleich zum US-Durchschnitt sogar noch weiter fielen. Der Teufelskreis der extraktiven Institutionen war stärker, als viele damals erwartet hatten.
    Der Grund, warum sich die wirtschaftliche und politische Entwicklung des Südens nie änderte, obwohl die Sklaverei abgeschafft wurde und schwarze Männer das Wahlrecht erhielten, war der, dass die Schwarzen kaum politische Macht und ökonomische Unabhängigkeit erlangten. Die südstaatlichen Plantagenbesitzer hatten zwar im Krieg verloren, doch sie sollten im Frieden gewinnen, denn sie waren weiterhin gut organisiert und besaßen den Grund und Boden. Während des Krieges hatte man den befreiten Sklaven vierzig Morgen Land und ein Maultier versprochen, und einige erhielten diese Dinge im Lauf der berühmten Feldzüge von General William T. Sherman tatsächlich. Aber 1865 wurden Shermans Befehle von Präsident Andrew Johnson rückgängig gemacht, und die erhoffte Umverteilung von Grund und Boden fand nie statt. In einer Debatte über dieses Thema im Kongress bemerkte der Abgeordnete George Washington Julian prophetisch: »Was würde ein Gesetz zur totalen Abschaffung der Sklaverei denn nützen …, wenn die alte landwirtschaftliche Basis der aristokratischen Herrschaft weiterbesteht?« Dies war der Beginn der »Erlösung« der alten Südstaaten und des Weiterbestehens der ländlichen Elite.
    Der Soziologe Jonathan Wiener untersuchte das Beharrungsvermögen der aus den Plantagenbesitzern bestehenden Elite in fünf Countys des Black Belt, des Hauptanbaugebiets von Baumwolle in Süd-Alabama. Anhand der US-Volkszählung machte er Familien ausfindig, die Grundbesitz im Wert von mindestens 10000 Dollar hatten, und stellte fest, dass von den 236 Mitgliedern der führenden Plantagenbesitzer des Jahres 1850 nur 110 ihre Position auch 1860 noch innehatten. Andererseits gehörten 18 (72 Prozent) der 25 Besitzer der größten Plantagen des Jahres 1870 zu den bereits 1860 privilegierten Familien; 16 waren auch in der Spitzengruppe von 1850 zu finden. Während im Bürgerkrieg über 600000 Menschen fielen, hatte die Elite kaum Opfer zu beklagen. Das Gesetz, von den Plantagenbesitzern für die Plantagenbesitzer formuliert, sah vor, dass ein Besitzer von mindestens zwanzig Sklaven vom Militärdienst freigestellt wurde. Als Hunderttausende von Männern für die Beibehaltung der südstaatlichen Plantagenwirtschaft starben, saßen viele Großbesitzer von Sklaven mit ihren Söhnen bis zum Ende des Krieges auf der Veranda.
    Nach Kriegsende konnten die privilegierten Plantagenbesitzer, denen der Großteil des Landes gehörte, ihre Herrschaft über die Arbeitskräfte erneuern. Obwohl die Sklaverei abgeschafft war, überdauerte das Plantagensystem mit seinen billigen Arbeitskräften. Es wurde durch verschiedene Methoden aufrechterhalten, etwa durch die Einflussnahme auf die Lokalpolitik und durch die Anwendung von Gewalt. Die Südstaaten wurden, wie es der afroamerikanischen Schriftsteller W. E. B. DuBois formulierte, zu einem »bewaffneten Lager zur Einschüchterung schwarzer Menschen«.
    1865 verabschiedete man in

Weitere Kostenlose Bücher