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Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition)

Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition)

Titel: Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daron Acemoglu , James A. Robinson
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Revolutionen mitten in einem Prozess, der das absolutistische – oder potentiell absolutistische – System bereits geschwächt hatte. In beiden Fällen machten die politischen Institutionen es schwierig für eine kleine Herrschergruppe, die Kontrolle über den Staat zu übernehmen, sich den existierenden wirtschaftlichen Wohlstand anzueignen sowie sich eine uneingeschränkte und dauerhafte Macht zu verschaffen. Im Anschluss an die Französische Revolution riss eine kleine Gruppe unter Führung von Robespierre und Saint-Just dennoch – und mit katastrophalen Folgen – die Herrschaft an sich, doch dies war eine vorübergehende Phase, die das Fortschreiten zu inklusiveren Institutionen nicht verhinderte.
    Das alles steht im Gegensatz zu Gesellschaften mit einer langen Geschichte extrem extraktiver wirtschaftlicher und politischer Institutionen, die keine Kontrolle über die Macht der Herrscher ausüben. In solchen Gesellschaften gab es keine neuen Kaufleute oder Unternehmer, die den Widerstand gegen das herrschende Regime finanzierten, teils um inklusivere Wirtschaftsinstitutionen herbeizuführen; es gab auch keine breite Koalition, welche die Macht ihrer einzelnen Mitglieder beschränkte; und keine politischen Institutionen, die neue Herrscher daran hinderten, die Macht an sich zu reißen und sie für ihre eigenen Zwecke zu missbrauchen.
    Infolgedessen war es beispielsweise in Sierra Leone, in Äthiopien und im Kongo viel schwieriger, den Teufelskreis zu durchbrechen und Schritte in Richtung inklusiver Institutionen einzuleiten. Außerdem gab es keine Institutionen zur Kontrolle der Macht potentieller Herrscher. Solche Organe hatten in einigen Teilen Afrikas existiert, und manche, etwa in Botswana, überlebten sogar die Kolonialzeit. Aber in der Geschichte von Sierra Leone waren sie weit weniger ausgeprägt und wurden ohnehin durch die indirekte Herrschaft behindert. Das Gleiche galt für andere britische Kolonien in Afrika, zum Beispiel Kenia und Nigeria. Im absolutistischen Königreich Äthiopien hatte es nie indigene Kontrollmechanismen gegeben, und im Kongo wurden sie durch die belgische Kolonialherrschaft und die autokratischen Aktionen Mobutus ihrer Kräfte beraubt. In all jenen Gesellschaften waren auch keine neuen Kaufleute und Unternehmer vorhanden, die neue Regierungen unterstützten und auf die Absicherung der Eigentumsrechte sowie auf die Beseitigung extraktiver Institutionen drangen. Im Gegenteil, die extraktiven Wirtschaftsinstitutionen der Kolonialzeit verhinderten jegliches Unternehmertum.
    In der internationalen Gemeinschaft glaubte man, dass die postkoloniale Unabhängigkeit in Afrika durch staatliche Planung und Förderung der Privatwirtschaft zu Wachstum führen werde. Aber der Privatsektor existierte nur in ländlichen Gebieten, die in den neuen Regierungen nicht vertreten waren und ihnen deshalb als Erste zur Beute fielen. Vielleicht am wichtigsten war jedoch, dass der Machtbesitz in den meisten dieser Fälle enorme Vorteile mit sich brachte. Dadurch wurden skrupellose Männer wie Stevens angezogen, welche die Macht monopolisieren wollten, und dadurch kamen deren schlimmste Seiten zum Vorschein. Es gab nichts, was den Teufelskreis hätte durchbrechen können.

Negatives Feedback und Teufelskreise
    Reiche Staaten haben ihren Reichtum der Tatsache zu verdanken, dass es ihnen irgendwann in den vergangenen drei Jahrhunderten gelungen ist, inklusive Institutionen aufzubauen. Auch wenn diese zunächst zerbrechlich waren, erzeugten sie eine Dynamik, die einen Prozess des positiven Feedbacks auslöste und die Inklusivität allmählich erhöhte. England wurde nach der Glorreichen Revolution von 1688 keineswegs zu einer Demokratie. Nur ein Bruchteil der Bevölkerung verfügte über offizielle Repräsentanten, doch das Land war pluralistisch. Dies spielte eine entscheidende Rolle, denn dadurch wurden die Institutionen mit der Zeit inklusiver. England erwies sich als typisches Beispiel für den Tugendkreis: Inklusive politische Institutionen schränkten die Ausübung und Aneignung von Macht ein. Daneben brachten sie inklusive Wirtschaftsinstitutionen hervor, die ihrerseits die Fortdauer des inklusiven politischen Systems stützten.
    Unter inklusiven Wirtschaftsinstitutionen konzentriert sich der Wohlstand nicht auf eine kleine Gruppe, die ihre ökonomischen Mittel nutzen kann, um ihre politische Macht überproportional zu vergrößern. Daneben halten sich die Vorteile, die mit dem politischen

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