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Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition)

Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition)

Titel: Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daron Acemoglu , James A. Robinson
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noch katastrophaler war. Es konnte nur eine Farce sein, dass er versuchte, einen Personenkult nach Art seines Vorgängers aufzubauen; dass er dies ausgerechnet unter Mitwirkung von Mobutus ehemaligem Informationsminister Dominique Sakombi Inongo tat, und dass Mobutus Regime seinerseits an den Mustern der Massenausbeutung orientiert war, die ein Jahrhundert zuvor mit König Leopolds Kongo-Freistaat begonnen hatten. Es war ferner eine Farce, dass der marxistische Offizier Mengistu in einem Palast wohnte, als Kaiser posierte und sich selbst und sein Gefolge bereicherte, wie es Haile Selassie und andere Kaiser vor ihm getan hatten.
    All das war eine Farce, doch auch tragischer als die ursprüngliche Tragödie, und das nicht nur wegen der enttäuschten Hoffnungen. Wie viele andere Herrscher in Afrika ermordeten Stevens und Kabila zunächst ihre Gegner und danach unschuldige Bürger. Die politischen Maßnahmen Mengistus und des Derg sollten Äthiopien trotz seiner fruchtbaren Böden immer wieder in die Hungersnot treiben. Die Geschichte wiederholte sich, wenn auch in sehr verzerrter Form. Es war eine Hungersnot in der Provinz Wollo, auf die Haile Selassie 1973 gleichgültig reagierte und die so viel dazu beitrug, die Opposition gegen sein Regime zu stärken. Doch Selassie war wenigstens nur gleichgültig gewesen, während Mengistu Hungersnöte als politisches Instrument zur Schwächung seiner Gegner einsetzte. Die Geschichte wiederholte sich nicht nur als Farce und als Tragödie, sondern sie erwies sich auch als grausam gegenüber den Bürgern Äthiopiens und großer Teile des subsaharischen Afrika.
    Das Wesen des Ehernen Gesetzes der Oligarchie als besonderem Aspekt des Teufelskreises besteht darin, dass neue Führer ihre Vorgänger mit dem Versprechen radikalen Wandels stürzen, doch letztlich nur deren Politik fortsetzen. In gewisser Weise ist das Eherne Gesetz der Oligarchie schwerer zu durchschauen als andere Formen des Teufelskreises. Die Fortdauer der extraktiven Institutionen in den amerikanischen Südstaaten und in Guatemala birgt eine klare Logik in sich: Über Jahrhunderte hinweg beherrschten die gleichen Gruppen die Wirtschaft und die Politik; selbst wenn sie herausgefordert wurden, wie die Plantagenbesitzer in den Südstaaten nach dem Bürgerkrieg, blieb ihre Macht intakt, und sie konnten ähnliche extraktive Institutionen neu erschaffen und erneut Nutzen aus ihnen ziehen.
    Aber wie sollen wir diejenigen durchschauen, die im Namen radikalen Wandels die Macht ergreifen, nur um das bestehende System noch zu verschlimmern? Die Antwort macht wieder einmal deutlich, dass der Teufelskreis stärker ist, als es zunächst den Anschein hat.
    Nicht alle radikalen Änderungen sind zum Scheitern verurteilt. Die Glorreiche Revolution war ein radikaler Wandel, der die vielleicht wichtigste politische Umwälzung der vergangenen zwei Jahrtausende bewirkte. Die Französische Revolution – mit ihrem Chaos und ihrer exzessiven Gewalt und dem Aufstieg von Napoleon Bonaparte – war noch radikaler, aber sie ließ das ancien régime nicht erneut erstehen.
    Drei Faktoren waren in hohem Maße dafür verantwortlich, dass sich nach der Glorreichen und der Französischen Revolution inklusivere politische Institutionen herausbildeten: Der Erste trat in Gestalt neuer Kauf- und Geschäftsleute auf, welche die Macht der schöpferischen Zerstörung, von der sie selbst profitierten, entfesselten. Diese neuen Männer gehörten zu den einflussreichsten Mitgliedern der revolutionären Koalitionen, und sie wollten die Entwicklung weiterer extraktiver Institutionen vermeiden, von denen sie wiederum ausgebeutet werden würden.
    Der zweite Faktor war die umfassende Koalition, die sich in beiden Fällen gebildet hatte. Beispielsweise war die Glorreiche Revolution kein Putsch einer kleinen Gruppe mit spezifischen, eng umrissenen Interessen, sondern sie stützte sich auf eine breite Bewegung, der Kaufleute, Industrielle, der Kleinadel und verschiedene politische Gruppierungen angehörten. Das Gleiche galt weitgehend für die Französische Revolution.
    Der dritte Faktor betrifft die Geschichte englischer und französischer politischer Institutionen. Sie schufen Verhältnisse, unter denen sich neue, inklusivere Regierungen entwickeln konnten. In beiden Ländern gab es eine Tradition des Parlamentarismus und der Machtteilung, die in England bis zur Magna Carta und in Frankreich bis zur Notablenversammlung zurückging. Zudem entwickelten sich beide

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