Warum Sex Spass macht
Körper hat sich in der Evolution so entwickelt, daß sich die Fettreserven in leicht erkennbaren, einfach zu beurteilenden Bereichen sammeln – vielleicht weil gleichmäßig über den Körper verteiltes Fett kaum zu sehen wäre. Die anatomische Lage der Fettpolster ist allerdings in den einzelnen menschlichen Populationen ein wenig unterschiedlich. Alle Frauen neigen zu Fettansammlungen an Brust und Hüften, jedoch mit geographischen Schwankungen. Bei den Frauen vom Volk der San im südlichen Afrika (den sogenannten Buschmännern und Hottentotten) sowie bei den Bewohnerinnen der Andamaneninseln im Golf von Bengalen sammelt sich viel Fett am Gesäß, ein Zustand, den man als Fettsteiß oder Steatopygie bezeichnet. Die Männer sprechen überall meist auf Brüste, Hüften und Gesäß der Frauen an, und das führte in der modernen Gesellschaft zu einer weiteren chirurgischen Methode zur Fälschung von Signalen: der Brustvergrößerung. Natürlich kann man einwenden, daß manche Männer sich weniger für diese Anzeichen des Ernährungszustandes einer Frau interessieren als andere und daß die Beliebtheit dünner oder molliger Mannequins sich von Jahr zu Jahr entsprechend den Modelaunen ändert. Aber allgemein zielt das Interesse der Männer deutlich in eine Richtung.
Angenommen, wir könnten Gott oder Darwin spielen und entscheiden, wo wir am Körper einer Frau das Fett anbringen wollen. Arme und Beine kommen nicht in Frage, denn dort würde es für das Gehen oder den Gebrauch der Hände eine zusätzliche Belastung bedeuten. Es bleiben also noch viele Bereiche des Rumpfes, an denen sich Fett sammeln könnte, ohne die Bewegung zu behindern, und tatsächlich haben sich hier, wie gerade erwähnt, bei den Frauen verschiedener Populationen drei unterschiedliche Signalregionen herausgebildet. Man muß aber fragen, ob der Ort des Signals in der Evolution rein zufällig ausgewählt wurde und warum es keine Gruppen mit anders angeordneten Signalen gibt, beispielsweise mit Fettpolstern am Bauch oder mitten auf dem Rücken. Paarweise angeordnete Fettreserven am Bauch wären für die Fortbewegung kein größeres Hindernis als die tatsächlich vorhandenen beidseitigen Polster an Brüsten und Hinterbacken. Es ist jedoch seltsam, daß sich bei den Frauen aller Populationen die Fettreserven an der Brust entwickelt haben, also an jenem Organ, dessen Milchleistung die Männer vielleicht am ehesten anhand der Fettpolster beurteilen. Manche Fachleute haben deshalb die Vermutung geäußert, große, fettreiche Brüste seien nicht nur ein ehrliches Signal für insgesamt gute Ernährung, sondern auch ein täuschendes Signal für eine große Fähigkeit zur Milchproduktion (täuschend deshalb, weil die Milch in Wirklichkeit nicht im Fett der Brust, sondern in ihren Drüsengeweben gebildet wird). Entsprechend hat man auch vermutet, die Fettpolster an den Hüften der Frauen auf der ganzen Welt seien sowohl ein ehrliches Signal für gute Gesundheit als auch ein täuschendes Signal, das einen breiten Geburtskanal vorspiegelt (täuschend deshalb weil ein wirklich breiter Geburtskanal die Gefahr von Geburtsschäden verringert, Hüften mit Fettansatz aber nicht.)
An dieser Stelle muß ich einigen Einwänden zuvorkommen, die sich gegen meine Vermutung richten, der sexuelle Schmuck des weiblichen Körpers sei von Bedeutung für die Evolution. Wie man es auch interpretiert, eines ist klar: Der Körper der Frau hat tatsächlich Merkmale, die als Sexualsignale wirken, und Männer sind an diesen speziellen Körperteilen besonders interessiert. In dieser Hinsicht ähneln Frauen den Weibchen anderer Primatenarten, die in Rudeln mit vielen ausgewachsenen Männchen und Weibchen zusammenleben. Schimpansen, Paviane und Makaken leben wie Menschen in Gruppen, und ihre Weibchen sind (wie auch die Männchen) mit sexuellen Signalen ausgestattet. Weibliche Gibbons und die Weibchen anderer Arten, die alleinlebende Paare bilden, besitzen dagegen nur wenige oder gar keine auffälligen Sexualsignale. Dieser Zusammenhang legt die Vermutung nahe, daß sich bei den Weibchen nur dann Sexualsignale entwickeln, wenn sie heftig mit anderen Weibchen um die Aufmerksamkeit der Männchen konkurrieren – zum Beispiel weil sich im Rudel mehrere Männchen und Weibchen jeden Tag begegnen, so daß in Sachen Attraktivität ein ständiger Evolutionswettbewerb herrscht. Weibchen, die nicht so regelmäßig der Konkurrenz ausgesetzt sind, haben eine derart aufwendige Ausstattung nicht
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