Was auch geschehen mag: Schlossklinik Chefarzt Dr. Sturm (Heftromane für den Kindle) (German Edition)
Zimmer in Kronstett nehmen.«
»Aber nein, Frau Seidel, das Geld können Sie sich sparen«, widersprach Michael Engel. »Ich rufe nachher in der Naturheilklinik an und sage, daß Sie schon hier sind. Ich bin sicher, Sie sind bereits heute willkommen. Es…« Er unterbrach sich, weil in diesem Augenblick Erna Stiller mit dem Kaffee kam. Auf dem Tablett stand außer dem Geschirr und einer weißen Porzellankanne auch noch ein halber Gugelhupf.
»Ich bin so froh, daß ich in der Klinik von Doktor Sturm a nfangen kann«, sagte Isabelle. »Deshalb möchte ich mich nicht gleich unbeliebt machen, indem ich alles durcheinander bringe.«
Die Haushälterin deckte den Tisch, schenkte Kaffee ein und legte jedem ein Stück Kuchen auf den Teller, dann ging sie wieder hinaus.
Kaum hatte sich die Tür hinter ihr geschlossen, griff der Pfarrer nach dem Milchkännchen und reichte es seinem Gast. »Denken Sie daran, reichlich Milch zu nehmen. Außerdem kann gar nicht die Rede davon sein, daß Sie sich unbeliebt machen. Das Zimmer im Wohnheim wird bestimmt schon für Sie zur Verfügung stehen.« Er beobachtete, wie Isabelle einen Schluck Kaffee nahm.
Seinen Blick richtig deutend, meinte sie: »So schlimm ist er gar nicht, Herr Pfarrer.« Sie erzählte von ihrer Begegnung mit den beiden Frauen.
Nachdem sie die beiden beschrieben hatte, sagte Michael Engel: »Demnach kann es sich nur um Frau Winter und Frau Gruner handeln. Es gibt Leute, die sind nur glücklich, wenn sie über andere klatschen können. Machen Sie sich nichts daraus, Frau Seidel. Die Naturheilklinik von Doktor Sturm ist in ganz Deutschland bekannt, es kommen oft sogar Patienten aus dem Ausland. Natürlich sind viele seiner Heilmethoden von der Schulmedizin nicht anerkannt, das geht allen Naturheilärzten so. Jeder, der unbekannte Wege geht, hat erst einmal mit Schwierigkeiten zu kämpfen.« Er nahm sich ein zweites Stück Gugelhupf. »Auch wenn Frau Stiller beim Kaffee keine sehr glückliche Hand hat, backen kann sie.«
»Ja, der Kuchen schmeckt sehr gut,« bestätigte Isabelle.
»Um auf die Schloßklinik zurückzukommen«, sagte Pfarrer Engel, »handelt es sich beim Stab des Professors durchweg um Fachärzte, die eine Ausbildung als Schulmediziner haben, aber im Laufe der Zeit dahinter gekommen sind, daß es ganz gut ist, den Heilungsprozeß auch mit natürlichen Mitteln zu unterstützen.«
»Ich bin sehr gespannt auf meine neue Stelle. Ich habe noch nie in einer Naturheilklinik gearbeitet.« Isabelle sah ihn an. »Und ich kann Ihnen gar nicht genug danken, daß Sie es möglich gemacht haben, Herr Pfarrer.«
Michael Engel streckte abwehrend die Hände vor. »Davon möchte ich nun wirklich nichts mehr hören, Frau Seidel«, bestimmte er energisch. »Übrigens arbeitet mein Bruder ebenfalls in der Klinik. Jochen ist Koch.« Er trank seinen Kaffee aus.
Eine Stunde später stieg Isabelle in den Wagen des Pfarrers. Er verlud ihr Gepäck im Kofferraum. Auch wenn sie es vermied in diese Richtung zu schauen, sie merkte, daß sie von der anderen Seite des Platzes aus beobachtet wurde.
Der Pfarrer wollte eben einsteigen, als ein dicker, glatzköpfiger Mann quer über den Platz auf ihn zukam. Sie begrüßten sich mit Handschlag. Auf Isabelle machte er nicht gerade einen sympathischen Eindruck. Michael Engel stellte sie einander vor. Es handelte sich um den Bürgermeister von Kronstett. Unauffällig wischte sie sich die Hand ab, nachdem sie sich begrüßt hatten. Sie war feucht von seinem Schweiß. Erleichtert darüber, daß er sich nicht lange bei ihnen aufhielt, lehnte sie sich in ihrem Sitz zurück, als Pfarrer Engel neben ihr Platz nahm.
Sie fuhren durch Kronstett. Isabelle erfuhr bei dieser Gelege nheit gleich etwas über die Sehenswürdigkeiten des Städtchens. Dann ließen sie die letzten Häuser hinter sich. Links von ihnen lag der Kronsee. Im Licht der Nachmittagssonne schimmerte das Wasser tiefblau. Isabelle freute sich schon auf die langen Spaziergänge, die sie an seinem Ufer machen wollte. Sie wußte, daß sie die über dieser Landschaft liegende Ruhe und Stille von ganzem Herzen genießen würde.
»Es kommt mir wie im Märchen vor«, sagte sie, nachdem sie die Auffahrt entlang durch den Klinikpark gefahren waren. »Ich bin es gewohnt, inmitten von hohen Häusern zu leben und zu a rbeiten.«
»Hoffen wir, daß Sie hier glücklich werden, Frau Seidel«, e rwiderte Pfarrer Engel und half ihr das Gepäck in die Eingangshalle des Krankenhauses zu bringen.
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