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Was bisher geschah

Was bisher geschah

Titel: Was bisher geschah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loel Zwecker
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anderen Land der Aussage zu, wonach sich Erfolg vor allem darin zeige, wie viel Geld man hat.
    Im Alltag spiegelt sich die Ökonomisierung, die Konzentration auf das Wirtschaftliche und das Effizienzdenken, in der Schnäppchenjagd auf DSL-Anschlüsse, Begriffen wie Ich-AG, in hochdotierten Spiel- und Casting-Shows und darin, dass der Urlaub teurer oder billiger wird, wenn Investmentbanken und Fonds gegen bestimmte Währungen spekulieren. Zwar ist es inzwischen ein Gemeinplatz, vor einem blinden Glauben an »die Märkte« zu warnen. Doch staunt man über die Beständigkeit und Kraft des Glaubens und die Tiefe seiner historischen Verwurzelung. Dass die Volkswirtschaftslehre einige Funktionen älterer Leitwissenschaften wie der Philosophie, Theologie und Astrologie übernommen hat, zeigt sich in der Bezeichnung von Regierungsberatern, die Prognosen zum Wachstum erstellen, als »Wirtschaftsweise«.
    Waren noch die Diskussionen der 68er eher durch die Soziologie bestimmt, ist die Ökonomie seither zum Feld der spannendsten, verrücktesten und erbittertsten Kontroversen, realpolitischen wie auch utopischen Ansätze geworden. Das Lehrfach Volkswirtschaft umfasst so unterschiedliche Bereiche wie Mathematik und Psychologie. Im weiteren Sinn kann man die Ökonomie als Versuch sehen, den privaten, staatlichen, globalen, ökologischen und emotionalen Haushalt gewinnbringend zu verwalten (griech. oikos = Haus, Haushaltung, und -nomos = verwaltend). So eignet sie sich als Leitmotiv, um schlaglichtartig aktuellere Entwicklungen vor einem zeithistorischen Hintergrund zu beleuchten.

Eine Bestandsaufnahme: politische Ökonomie, Einkommensscheren, Finanzwirtschaft
     
    Der Begriff der politischen Ökonomie stammt aus dem 17. Jahrhundert, einer Zeit der verstärkten staatlichen Einflussnahme auf wirtschaftliche Entwicklungen. Er ist bezeichnend für die zunehmend auch offene Vermischung der beiden Felder. Darauf aufbauend, betrifft die Ökonomie heute eine Bandbreite an Themen- von Klima- und Wertedebatten über die globale Armutsbekämpfung und die Sicherheitspolitik bis zum Rechtsverständnis. Spricht man Staaten wie Russland und China gegenüber deren Menschenrechtsverletzungen oftmals nur sehr halbherzig an, stehen anders als zu Zeiten des Kalten Krieges nun offiziell ökonomische Motive im Vordergrund, nicht militärische. Dass ein Atomschlag heute dennoch wahrscheinlicher ist als in einigen Phasen des Kalten Krieges, hängt auch mit der Privatisierung des globalen Waffenhandels zusammen. So können sich fundamentalistisch regierte Staaten wie Iran, das stalinistische Nordkorea und finanzkräftige Terrororganisationen wie Al Qaida an Privatanbieter wie Abdul Qadeer Khan wenden, den »Vater der pakistanischen Atombombe«.
    Was den internationalen Handel mit an sich harmlosen Waren betrifft, streiten sich Kritiker der Globalisierung und Leute, die sie als Quelle des Wohlstands loben. Hunderte Millionen Arbeiter stellen in Billiglohnländern wie Indonesien, Vietnam, China und Bangladesch oft unter schlimmen Bedingungen für ein paar Dollar am Tag möglichst billige Konsumprodukte für die reichen Länder her. Über 250 Millionen Kinder zwischen fünf und 14 Jahren müssen arbeiten, 110 Millionen können deshalb nach Angaben der UNESCO nicht zur Schule gehen. Aktuell wächst wegen des Nord-Süd-Gefälles die Zahl der Wirtschaftsflüchtlinge, es boomen die organisierte Kriminalität, Sklaverei, Schlepperei und Zwangsprostitution. In Skandinavien nutzen im Jahr 2009 etwa 85 Prozent der Bevölkerung das Internet, zugleich hat über ein Drittel der Menschheit noch nie telefoniert. Während ein Teil der Welt die Segnungen des Informationszeitalters genießt, können 860 Millionen Menschen nicht lesen. Doch wird oft argumentiert, dass man auch in den Schwellen- und Entwicklungsländern bei Bildung und Einkommen langsam Fortschritte machen werde wie in Zeiten der Industrialisierung in Europa. So sollen Billiglohnländer auch ihre Binnenmärkte entwickeln.
    Dabei ist es interessant zu wissen, dass die unteren und mittleren Einkommen während der Industrialisierung oft niedriger waren als im Mittelalter. Die Einkommens unterschiede haben sich zwischen 1800 und 1950 vergrößert; in der Nachkriegszeit wurden sie dann rund 25 Jahre lang reduziert, unter anderem mit Hilfe von Spitzensteuersätzen um die 90 Prozent in den USA. Seit den späten siebziger Jahren öffnet sich die Einkommensschere weltweit wieder weiter. Wenn zu Beginn des 21.

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