Was bisher geschah
einen Lieferboykott wollten sie nach der Niederlage Ägyptens und Syriens gegen Israel im Jom-Kippur-Krieg im Oktober 1973 israelfreundliche Staaten im Westen zur Änderung ihrer Haltung zwingen. Tatsächlich trägt der Boykott im Westen zu innenpolitischen Turbulenzen und Regierungswechseln bei.
Nicht zuletzt aufgrund der atomaren Bedrohung steht die Weltgemeinschaft, allen voran die USA, seit Jahren unter Druck, den Konflikt zwischen Israelis, Palästinensern und arabischen Staaten zu lösen. Zwar hat man beim Oslo-Abkommen 1993 unter der Schirmherrschaft von Bill Clinton die palästinensische Selbstverwaltung des Westjordanlandes und des Gaza-Streifens festgelegt und die Palästinenser haben Israel anerkannt. Zehn Jahre später wird sogar mit einer roadmap , einem Fahrplan zum Frieden die Gründung eines palästinensischen Staates beschlossen, dem die israelische Regierung unter Ariel Scharon zustimmt. Doch ist Israel immer wieder von terroristischen Elementen der Hamas bedroht, welche Palästinenser in den Autonomiegebieten demokratisch als ihre Vertretung wählen. Dazu kommen die Raketenangriffe der Hisbollah (arab. »Partei Gottes«) aus Libanon, deren Aktionen eine Lösung erschweren. Als Polizeiaktion im rechtlich ungesicherten Raum kann man die Angriffe der Israelis auf jene Nachbarstaaten einstufen, die in der Entwicklung von Atomwaffen am weitesten zu sein scheinen: So zerstören im September 2007 israelische Jagdbomber einen im Bau befindlichen Kernreaktor in Syrien.
Obwohl unter der israelischen Gängelung der Palästinenser vor allem die Armen leiden, sind die Terroristen, die sich die Befreiung Palästinas auf die Fahne schreiben, offenbar nicht mehrheitlich aus materiellen Gründen Verzweifelte, sondern relativ privilegierte Angehörige der Mittelklasse. Extrembeispiele sind der Millionenerbe und Ex-Lebemann Osama Bin Laden und die Al Qaida insgesamt. Ihr Vermögen, das vor allem aus Drogengeschäften, Spenden, klassischer Kriminalität und illegalem Diamantenhandel stammt, wird auf bis zu vier Milliarden Dollar geschätzt. Die Hisbollah soll mit ähnlichen Geschäften und Verbindungen nach Südamerika und Afrika hunderte Millionen Dollar verdienen. Wie so oft im Lauf der Geschichte großer Konflikte basieren auch der islamistische Terrorismus und der Nahost-Konflikt auf einer Mischung aus Geopolitik und Glaube, religiös verbrämter Macht- und Geldgier. Zu der Mischung passt die Herkunft des Geldes, mit dem die Hisbollah die Familien, deren Häuser im Libanon-Krieg von 2006 bei israelischen Angriffen zerstört wurden, mit jeweils 12 000 Dollar unterstützte. Ermittlungen israelischer und amerikanischer Geheimdienste zufolge soll diese Gabe der Hisbollah einmal mehr aus dem Iran stammen – aus einem Topf von mehreren Milliarden sogenannter Superdollars, die in fast perfekter Qualität gefälscht wurden.
KAPITEL FÜNFZEHN
Die totale Ökonomisierung und die Suche nach neuen Werten
Die Dominanz der Wirtschaft, Wachstumsgrenzen, Utopien und Alternativen
Am 23. August 1994 verbrennen Bill Drummond und Jimmy Cauty von der Elektro-Band KLF auf der schottischen Insel Jura eine Million britische Pfund. Die einen finden die situationistische Kunstaktion in Anbetracht der globalen Armut zynisch, andere loben sie als Kritik am Geldfetischismus, an der Verschwendung von Milliardensummen für Kriege und Luxuskonsum. Die Aktion wirft weiterreichende Fragen auf: Was ist der materielle Wert von einer Million Pfund im Vergleich zum ideellen? Haben sich die Künstler mit der Opferung ihres Vermögens im Sinn des indianischen Potlatsch-Rituals Achtung und Glaubwürdigkeit erkauft oder nur ein Medieninteresse erschlichen? Oder haben KLF, vielleicht eingedenk des christlichen Armutsgebotes, einen symbolischen Schritt in Richtung neue Währungen und Werte getan?
Das Kunstwerk passt gut in eine Zeit, in der ökonomische Faktoren und Begriffe das Denken, die Politik und den Alltag so gründlich durchdringen wie kaum je zuvor. Umfragen zufolge beschäftigt die meisten Menschen im Westen aktuell nicht so sehr die Angst vor Terror und Krieg, sondern jene um den Arbeitsplatz und die Altersversorgung. In Zeiten der scheinbaren Entideologisierung ist die Ökonomie für viele zu einer Art Ideologieersatz geworden, und das sowohl in den rund 50 Prozent der Länder, die weltweit demokratisch regiert werden, als auch in Diktaturen. Im kommunistischen China stimmen im Jahr 2010 sogar mehr Menschen als in jedem
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