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Was bleibt: Kerngedanken (German Edition)

Was bleibt: Kerngedanken (German Edition)

Titel: Was bleibt: Kerngedanken (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Küng
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Wirtschaftssystem scheinen sie sich nur wenig Gedanken zu machen. Eine solche idealökonomische Gesinnungsethik pflegt Gewinnstreben prinzipiell oder zumindest für konkrete Fälle als von vornherein unmoralisch zu diskreditieren.
    Dagegen ist zu sagen: Für die Allgemeinheit moralische Forderungen bar aller ökonomischen Rationalität zu erheben, ohne also die Gesetzlichkeiten der Wirtschaft zu beachten, bedeutet keine Moral, sondern Moralismus . Wettbewerb, Verfolgen von Eigeninteressen und Gewinnstreben, wenn sie höhere Güter und die Rechte anderer nicht verletzen, sind legitim.
    Auch keine gesinnungslose Erfolgsethik
    Ebenso ist zu formulieren: Auch nicht tauglich für eine neue Weltwirtschaftsordnung ist die bloße Erfolgsethik der Real-Ökonomen . Für sie »heiligt« der Gewinn alle Mittel, im »Notfall« auch unmoralische wie Vertrauensbruch, Lug und Trug sowie hemmungslose Raffgier. Sittlich berechtigtes Gewinnstreben wird hier zu einem dogmatischen »Gewinnprinzip« oder gar »Gewinnmaximierungsprinzip« erhoben.
    Dagegen ist zu sagen: Dogmatisch ökonomische Auffassungen bar aller ethischen Normen zu vertreten ist nicht Ökonomie, sondern ökonomischer Reduktionismus, Ökonomismus . Dem Erfolg kann keinesfalls einseitig der Primat zugestanden werden. Wahrnehmen der eigenen Interessen und jedes unternehmerische Handeln müssen sich letztlich immer auch ethisch verantworten, selbst wenn dies im konkreten Fall des Konkurrenzdrucks eine Zumutung bedeuten mag.
    Deshalb jetzt die positive Antwort: Tauglich für eine neue Weltwirtschaftsordnung ist nur ein Handeln realistischer Ökonomen mit idealistischem Horizont nach einem Ethos der Verantwortung . Solches Ethos setzt auch in der Wirtschaft eine Selbstbindung an das Gewissen und an Werte voraus, fragt aber realistisch nach den voraussehbaren, besonders auch negativen Folgen wirtschaftlicher Entscheidungen und übernimmt dafür die Verantwortung. Die richtige Gewissensentscheidung setzt Informationen und Kritikfähigkeit voraus und kann angesichts einer bleibenden letzten Unsicherheit intuitiv, wenn auch nicht irrational erfolgen.
    Ein verantwortetes Wirtschaften in heutiger Zeit besteht also darin, die wirtschaftlichen Strategien und das ethische Urteil überzeugend zu verbinden. Dieses neue Paradigma von Wirtschaftsethos wird darin konkret, daß es – bei allem selbstverständlichen Gewinnstreben – wirtschaftliches Handeln auch daraufhin überprüft, ob es höhere Güter oder Werte verletzt, ob es sozial-, umwelt- und zukunftsverträglich , kurz, ob es wahrhaft menschlich, humanistisch ist.
    Für eine ethisch fundierte Unternehmenskultur
    Richten wir nun unseren Blick von der global-wirtschaftlichen Perspektive auf die Ebene der Unternehmen. Vom Führungspersonal in der Wirtschaft wird heutzutage eine dreifache Kompetenz gefordert, die natürlich je nach Unternehmen verschieden groß sein kann:
    –   ökonomische Kompetenz im Hinblick auf den Markt, die Unternehmen und den einzelnen;
    –   politische Kompetenz im Hinblick auf die Institutionen: lokale, regionale, nationale Verantwortungsträger und internationale Organisationen;
    –   ethische Kompetenz im Hinblick auf Persönlichkeit und Charakter. Ein Unternehmer oder ein Manager muß nicht nur strategisch denken, sondern auch vorleben, was er von anderen verlangt. Es hängt letztlich vom einzelnen ab, welcher Geist in einem Unternehmen herrscht.
    Eine gute, womöglich ethisch fundierte Unternehmenskultur ist freilich nicht selbstverständlich, ein Unternehmen muß aktiv etwas dafür tun – und zwar immer wieder neu. Es genügt nicht, auf Hochglanzbroschüren Leitlinien und Unternehmensziele zu definieren, in der Annahme, sie würden damit auch umgesetzt und man hätte seiner Verantwortung damit Genüge getan. Eine Wertekultur entsteht nur in einer Atmosphäre des Vertrauens, das wiederum die Grundlage ist für Fairneß und Loyalität. Das heißt konkret:
    Erstens: »Compliance« , die Befolgung von Gesetzen, ist zu Recht eine Grundanforderung an heutige Unternehmenskultur. Denn selbst in renommierten westlichen Unternehmen wurde und wird möglicherweise noch immer betrogen, manipuliert und korrumpiert. Aber ohne einen Sinn für Integrität und ohne ein echtes Verständnis für Werte wie Wahrhaftigkeit und Gerechtigkeit, für die auf allen Unternehmensebenen aktiv geworben werden muß, wird es langfristig kaum Besserung geben.
    Zweitens: Daß sich heute immer mehr Unternehmen zu ihrer

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