Was deine Blicke mir versprechen
Wunsch noch das Verlangen, im Schloss zu wohnen. Sie sagte immer, es sei voll von Wölfen und Geiern und man könne dort weder in Ruhe noch in Frieden leben. Sie bevorzugte es hier.«
Shrewsbury blieb einen Moment schweigend neben dem
Bett stehen. Er starrte auf Arie, und sein Blick verklärte sich. »Hier haben sie ihre Unzucht getrieben. Henry und meine blonde Rosamunde. Ich habe sie immer noch vor Augen. Henry war damals jünger. Stark, groß und schlank. Und Rosamunde ... ah. Rosamunde war eine Schönheit. So viel Lieblichkeit, es tat fast weh, sie nur anzuschauen. Sie war Vollendung.«
Sein Mund verzog sich angewidert, verächtlich fuhr er fort: »Und Henry musste sie natürlich besudeln. Musste seine schmutzigen Finger auf ihre reine Haut legen. Bedeckte sie mit seinem schwitzenden, keuchenden Körper. Ergoss seinen verdorbenen Samen in sie.«
Arie beobachtete wachsam, wie der Bischof den Griff des Dolches umklammerte, seine Zähne in hilfloser Wut zusammenbiss. Die Adern pulsierten sichtbar an seinen Schläfen, und sein Gesicht war vor Zorn gerötet. Plötzlich brach es mit überschlagender Stimme aus ihm heraus: »Und sie ließ es geschehen. Schlimmer noch, es gefiel ihr!«
Arie zuckte erschrocken zusammen, als Shrewsbury mit aller Gewalt den Dolch in das Bettgestell stieß, nur wenige Zentimeter von seiner Hüfte entfernt. Es schien, als wolle er die Frau in seiner Erinnerung erstechen. »Sie wimmerte, stöhnte und wand sich auf diesem Bett! Ihr nackter Körper wurde von seinem zugedeckt. Sie flehte ihn an, es ihr richtig zu geben, als er in sie hineinstieß.«
Plötzlich streckte er sich, zuckte gleichgültig die Achseln, während sein Zorn so schnell verflog, wie er gekommen war. »Sie waren beide nicht besser als Tiere.«
Arie konnte dem plötzlichen Wechsel von nackter Wut zur scheinbaren Gleichgültigkeit kaum folgen. Es war Wahnsinn. Absolut verrückt. Der Bischof war geistesgestört. Das war ihm schon vorher aufgefallen, als er meinte, er habe Rosamunde umbringen wollen, um sie zu retten. Aber das Ausmaß dieses Irrsinns war ihm zu dem Zeitpunkt nicht klar gewesen. Jetzt wusste er Bescheid und erkannte gleichzeitig, dass er sich in größter Gefahr befand. Er zerrte an seinen Fesseln, wobei er jetzt weniger darauf achtete, ob es Shrewsbury auffiel oder nicht.
»Es ist verwunderlich, dass sich Eure Frau so gut entwickelt hat, wenn man bedenkt, dass sie die Tochter der schönen Rosamunde und Henrys ist. Man nannte ihn die >Ausgeburt des Teufels<, müsst Ihr wissen. Tatsächlich hat er sich gern selber so genannt. Er schien richtig stolz darauf zu sein.«
»Und deshalb wolltet Ihr sie umbringen? Weil sie ihre Tochter ist?«, fragte Arie, während er versuchte, seine Handgelenke aus den Fesseln zu befreien.
»Nein, natürlich nicht.« Bischof Shrewsbury blickte ihn finster an. »Ich habe Euch bereits gesagt, dass ich versucht habe, sie zu retten. Das schlechte Blut, das sie von Henry geerbt hatte, hatte nichts damit zu tun. In der Tat hatte ich für Rosamunde schon immer große Erwartungen. Ich war sehr stolz, als die Nachricht eintraf, dass sie den Schleier nehmen würde. Sie wird eine wunderbare Nonne sein.«
»Sie wird keine Nonne sein«, sagte Arie erzürnt. Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn, und er konnte spüren, wie das Blut an seinen Handgelenken, die er sich inzwischen aufgerieben hatte, hinunterlief. »Sie hat nicht den Schleier genommen, sondern mich geheiratet.«
»Aye. Das ist sehr schade.« Er runzelte die Stirn. »Ich tat alles, um das zu verhindern. Ich habe dem König die Nachricht der Äbtissin vorenthalten. Ich benutzte jede nur mögliche Entschuldigung, um die pünktliche Ankunft des Königs im Kloster zu verhindern. Aber dann erfuhr er von
Eurer gelösten Verlobung und dass Ihr auf Shambley wäret - da entschied er sich für Euch statt für Rosshuen als Schwiegersohn. Das ersparte uns eine Tagesreise, und er kam rechtzeitig an. Er zwang sie, Euch zu heiraten. Und Ihr, Eurerseits, habt sie gezwungen, Eure Berührungen zu genießen.«
Arie sah ihn überrascht an, und der andere Mann nickte.
»Ja. Ich weiß alles. Die abstoßenden Dinge, die Ihr mit ihr getan habt und die sie mit Euch tun musste. Aber das war noch nicht das Schlimmste.« Ärger und Wut flammten erneut in seinen Augen auf. »Abgesehen davon, dass Ihr sie diesem verwerflichen Verhalten ausgesetzt habt, musstet Ihr ihr noch befehlen, es zu genießen. Ich habe alles gehört und gesehen, was sich im
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