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Was deine Blicke mir versprechen

Titel: Was deine Blicke mir versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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darüber nach, wie sie diese Tatsache für sich nutzen konnte, als er sich weiter durch den Raum bewegte.
    »Ihr wart dazu ausersehen, eine Braut Gottes zu werden. Nur Er ist es wert, Euch zu besitzen. Und ich versuchte, Euch das zu zeigen. Der Trank wirkte sehr langsam, und ich dachte, wenn ich Euch jedes Mal, wenn Ihr hier mit Henry zusammen seid, eine Portion davon gebe und ihr danach immer krank würdet, müsstet Ihr irgendwann einsehen, dass er nicht gut für Euch ist. Und eine Weile schien es so, als würde es wirken. Ihr habt Euer Leben neu durchdacht, seid nach Godstow gegangen, habt Euer Kind zur Welt gebracht und Euch sogar entschieden, den Schleier zu nehmen.«
    Er machte eine Pause, und Zorn breitete sich auf seinen Zügen aus. »Aber dann kam Henry ... immer wieder Henry! Er sprach von Heirat und davon, das Kind gemeinsam großzuziehen. Ich sah, dass Ihr unsicher wurdet«, sagte er voller Abscheu. »Ihr wolltet ihn immer noch. Trotz Eurer Verpflichtung gegenüber Gott. Ihr liebtet und begehrtet ihn. Ihr wäret zurückgekehrt. Ich habe das deutlich erkannt, und daher musste ich ...« Verwirrung ersetzte plötzlich seinen Zorn und seine Bitterkeit, als er Rosamunde . anstarrte und bestürzt flüsterte: »Ich habe Euch getötet.«
    »Aye. Ihr habt mich getötet«, stimmte Rosamunde bedächtig zu. »Aber Gott hat mich zurückgeschickt, um Euch zu sagen, dass Ihr Unrecht getan habt. Und um zu verhindern, dass Ihr denselben Fehler noch einmal macht.« Sie arbeitete sich einen Schritt weiter an das Bett und Arie heran. Mit der freien Hand zog sie ihren kleinen Dolch hervor. Wenn sie ihn doch nur Arie geben könnte, ohne dass Shrewsbury es bemerkte, so würde er ihm vielleicht helfen, sich zu befreien.
    »Unrecht?« Shrewsbury schien nicht erfreut von dem Gedanken.
    »Aye«, versicherte ihm Rosamunde mit fester Stimme. »Ihr sollt Arie nicht töten. Darum sind auch die Versuche, ihn zu ertränken und vom Pferd stürzen zu lassen, fehlgeschlagen. Arie und Rosamunde sollen verheiratet bleiben.«
    »Arie?« Einen Moment lang schien er verwirrt und sah dann zu dem Mann hinüber, den er am Bett festgebunden hatte. »O ja«, murmelte er. Dann weiteten sich seine Augen entsetzt und er keuchte. »O nein. Nein! Das darf nicht sein.
    Sie werden sich vermehren, und ihre Teufelsbrut wird sich über das Land verteilen. Nein!« Er streckte sich abrupt und schüttelte den Kopf. »Nein. Da hat sich nicht Gott eingemischt, sondern Satan.«
    Wunderbar! dachte Rosamunde ungeduldig. Es war ihm möglich zu glauben, dass Gott seine Angriffe auf sie unterbunden hatte, aber scheinbar nicht die auf Arie. Das musste also Teufelswerk sein. Sie war gerade so sehr damit beschäftigt, seine Logik zu verstehen, dass ihr beinahe die Tatsache entgangen war, dass sie sich nahe genug am Bett befand, um Arie ihren Dolch zuzuschieben. Es gelang ihr unbemerkt.
    »Aye, Satan hat sich eingemischt. Und er hat Euch wahrscheinlich auch geschickt, um mich wieder in Versuchung zu führen«, beschuldigte Shrewsbury sie verbittert und lenkte damit ihre Aufmerksamkeit wieder auf sich. »Immer wieder diese Versuchung. Mein eigenes Gelöbnis aufzugeben, wie Ihr Eures aufgeben habt. Mich zum Sünder werden zu lassen, wie Ihr einer wart. Mich ...«
    »Oh, haltet die Luft an, Bischof!«, fauchte Rosamunde ihn an. Jetzt, nachdem es ihr gelungen war, Arie den Dolch zu geben, hatte sie keine Geduld mehr, sich den Unsinn, den er von sich gab, länger anzuhören.
    Rosamunde hatte von ihrem Vater nicht nur die Haarfarbe, sondern auch das Temperament geerbt. Nach der Anspannung und der Belastung der vergangenen Monate -das Verlassen des Klosters, ihres bis dahin einzigen Heimes, die Anpassungsschwierigkeiten an das Eheleben, die Eifersucht ihres Ehemannes, der Tod ihres Vaters und die Angriffe auf sie und dann auf Arie - war sie verständlicherweise erschöpft. Oder sie war es bis jetzt gewesen. Die heutigen Ereignisse hatten ihre Erschöpfung unglücklicher-weise in blanken Zorn umschlagen lassen. Rosamunde meinte, sie sei an diesem einen Morgen um zehn Jahre gealtert. Die Angst und Unruhe, die sie durchleben musste, als Arie verschwunden war, ihre Wut und der Schmerz, die sie überfielen, als sie vor dem Häuschen wartete und mit anhören musste, dass Shrewsbury nicht nur den Mord an ihrer Mutter gestand, sondern sie zusätzlich auch noch als Sünderin und Hure beschimpfte, hatten ihre Spuren hinterlassen. Sie hatte wirklich genug und der berüchtigte Jähzorn ihres

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