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Was der Hund sah

Was der Hund sah

Titel: Was der Hund sah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malcolm Gladwell
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tödlichen Angriffe hatten die Halter an illegalen Hundekämpfen teilgenommen. Hunde, die Menschen beißen, sind oft gesellschaftlich isoliert, weil ihre Halter gesellschaftlich isoliert sind, und sie sind aggressiv, weil ihre Halter einen aggressiven Hund wollen. Der Schäferhund vom Müllplatz, der aussieht, als wolle er Ihnen gleich an die Kehle springen, und der Schäferhund, der eine Sehbehinderte führt, gehören der derselben Rasse an. Trotzdem ist es nicht derselbe Hund, denn die Besitzer verfolgen unterschiedliche Absichten.
    »Ein tödlicher Angriff ist nicht einfach nur der Angriff eines großen oder aggressiven Hundes«, fuhr Lockwood fort. »Meist geht dem eine lange Geschichte einer unglücklichen Beziehung zwischen Hund und Mensch voraus: der falsche Hund, das falsche Umfeld, der falsche Halter. In vielen Prozessen hatte ich den Eindruck, dass alle Beteiligten Schuld hatten. Ein unbeaufsichtigter Dreijähriger streunt durch die Nachbarschaft und wird vom hungrigen, misshandelten Hund zu Tode gebissen; der Halter nimmt an illegalen Hundekämpfen teil und ist der Freund der Mutter, die keine Ahnung hat, wo ihr Kind steckt. Gefährlich ist nicht der alte Schäferhund, der am Kamin schläft und plötzlich durchdreht. In der Regel gibt es vorher eine ganze Menge Warnsignale.«
6.
    Jayden Clairoux wurde von Jada, einem Bullterrier, und ihren beiden Bullterrier-Mastiff-Welpen Agua und Akasha angefallen. Der Besitzer war der 21-jährige Shridev Cafe, der gelegentlich als Hilfsarbeiter auf dem Bau arbeitete. Fünf Wochen vor diesem Angriff waren die drei Hunde ausgerissen und hatten einen sechzehnjährigen Jungen und dessen viereinhalbjährigen Halbbruder beim Schlittschuhlaufen angefallen. Die Jungen hatten die Hunde mit einer Schneeschippe zurückgeschlagen und sich in das Haus eines Nachbarn geflüchtet. Cafe musste ein Bußgeld bezahlen und brachte die Hunde im Haus seiner 17-jährigen Freundin unter. Es sollte nicht das letzte Mal sein, dass er Ärger bekam - einige Monate später wurde er wegen häuslicher Gewalt angezeigt, und in einem anderen Fall wegen Körperverletzung nach einer Schlägerei auf der Straße. »Shridev hat psychische Probleme«, sagt Cheryl Smith, eine Expertin für Hundeverhalten, die als Beraterin herangezogen wurde. »Er ist ein sehr unreifer Mensch.« Agua und Akasha waren sieben Monate alt. Nach dem ersten Angriff verfügte ein Richter, sie müssten in einem geschlossenen Hof gehalten werden und außerhalb des Hauses einen Maulkorb tragen. Doch Cafe legte ihnen keinen Maulkorb um, angeblich weil er sich die Anschaffung nicht leisten konnte, und offenbar machte sich die Stadtverwaltung nicht die Mühe zu überprüfen, ob er sich wirklich an das Urteil hielt. Gelegentlich hatte er erwähnt, die Hunde in eine Hundeschule bringen zu wollen, doch es blieb bei den Absichtsbekundungen. Auch über die Kastration von Agua hatte er laut nachgedacht, doch die hätte ihn 100 Dollar gekostet, und das war ihm offenbar zu teuer. Doch auch die Stadt Ottawa, die die Hunde nach dem ersten Angriff einige Tage lang einbehielt, kastrierte ihn nicht, da es keine Verordnung gab, nach der Hunde nach Angriffen auf Menschen sterilisiert werden müssen.
    Am Tag des zweiten Angriffs hatte Cafes Freundin nach Aussagen einiger Zeugen Besuch von einem Fremden erhalten, und die Hunde hatten erregt reagiert. Sie waren nach draußen befördert worden, wo die Schneewehen so hoch lagen, dass der Zaun kein Hindernis mehr darstellte. Jayden Clairoux blieb stehen, sah die Hunde und rief: »Hündchen, Hündchen!« Seine Mutter rief nach dem Vater, der vorausgegangen war. Der Vater rannte zurück, ein Verhalten, dass einen aggressiven Hund provoziert. Die Hunde sprangen über den Zaun, Agua packte Jayden am Kopf und schüttelte ihn. Es war ein klassisches Szenario: Nicht kastrierte, nicht abgerichtete, erregte und in der Vergangenheit auffällig gewordene Hunde eines verantwortungslosen Halters kommen frei und fallen über ein Kleinkind her. Die Hunde hatten bereits die Bürokratie von Ottawa durchlaufen, die den zweiten Angriff hätte verhindern können, wenn sie die richtige Verallgemeinerung getroffen hätte - nicht aufgrund der Rasse, sondern aufgrund des Zusammenhangs zwischen aggressiven Hunden und grob fahrlässigen Besitzern. Doch dazu hätte jemand Shridev Cafe einen Besuch abstatten müssen, um zu überprüfen, ob er Maulkörbe angeschafft hatte, jemand hätte die Tiere nach dem ersten Angriff kastrieren

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