Was der Winter verschwieg (German Edition)
genau zu wissen, was du tust.“
„Mom, ich bereite mich schon mein ganzes Leben lang darauf vor.“
Sie blieb an der Tür stehen und schaute zu, wie er den Hund streichelte. Seine Miene war ganz weich und entspannt. Sie fragte sich, welche anderen Pläne und Träume er hatte. Es gab noch so viel über Max in Erfahrung zu bringen.
Mit dem Baby auf dem Schoß setzte sie sich im Schneidersitz hin. Der Welpe kam angetapst, um Charlie genauer zu inspizieren und vorsichtig zu beschnüffeln. Daisy ging voll darin auf, Max beim Umbau seines Zimmers zur Hand zu gehen. Nach einer Weile fiel Sophie auf, dass der ganze Nachmittag verstrichen war, ohne dass Max sich einmal darüber beschwert hatte, dass es weder Kabelfernsehen noch Computerspiele gab.
Als sie so mit ihren Kindern, ihrem Enkel und dem neuen Hund dasaß, wurde sie von einem Gefühl ergriffen, das ihr beinah fremd erschien – Glück. Schlichtes, einfaches Glück. Und eine ungekannte innere Zufriedenheit.
In diesem Augenblick war das Leben einfach nur gut.
In Gedanken ging sie gerade durch, was sie zum Essen machen könnte, da klingelte das Telefon.
„Ich habe Pizza bestellt. Sie müsste in ungefähr einer Dreiviertelstunde da sein“, erklärte Noah gut gelaunt.
„Und das geht mich aus welchem Grund etwas an?“
„Weil ich dich schon mal vorwarnen wollte, dass es vegetarische Pizzas sind.“
„Ich informiere sofort die Medien.“
„Komm rüber. Wir haben hier eine Jamsession.“
„Wir?“
„Die Jungs von der Band und ich.“
Band?
„Meine Tochter ist hier …“
„Bring sie mit. Bring alle mit, die du willst.“
Sophie rief sich in Erinnerung, dass sie wegen des Hundes immer noch böse auf ihn sein sollte. „Noah …“
„Komm einfach her“, sagte er. „Aloha!“
„Was ist los?“ Fragend schaute Daisy Sophie an, als die das Telefon zur Seite legte.
„Was haltet ihr von etwas Kultur an diesem schönen Abend?“
Ihre Kinder blickten etwas skeptisch drein.
„Internationale Küche und musikalische Unterhaltung“, sagte sie.
Die Kinder wirkten nicht wirklich überzeugt, also lenkte sie ein. „Pizza und Noahs Garagenband. Wir sind alle eingeladen.“
„Mann“, sagte Eddie Haven, der Gitarrist. „Sieh bloß zu, dass du das Sweatshirt loswirst.“
„Was stimmt denn nicht damit?“, wollte Noah wissen. „Ich habe es gerade erst gewaschen.“
„Es riecht nach Weichspüler.“
Noah hatte tatsächlich etwas Weichspüler in seine letzte Wäscheladung gegeben. „Na und?“
„Frauen werden misstrauisch, wenn sie Weichspüler an einem Mann riechen.“
Noah warf ihm einen skeptischen Blick zu und ging dann zu seinem Schlagzeug hinüber. Er schlug auf die Snare, um zu gucken, ob sie richtig gestimmt war. „Das versteh ich nicht.“
„Wenn ein Sweatshirt oder Hemd nach Weichspüler riecht, kann das nur zwei Sachen bedeuten. Entweder ist der Mann schwul, oder er hat eine Freundin. Hast du das Zeug schon jemals zuvor benutzt?“
„Nein. Ich hatte noch einen Rest übrig aus meiner Zeit mit Daphne.“
„Genau das meine ich.“
„Sophie weiß, dass ich Single bin. Und sie weiß auch, dass ich nicht schwul bin.“
Eddie justierte die Lautstärke seines Verstärkers. „Ach ja?“
„Definitiv.“
„Mann.“ Er hielt ihm seine Faust hin, und sie stießen mit den Knöcheln aneinander. Von allen Männern in der Band war Eddie der Einzige, der echtes Talent hatte. Er konnte eine Gitarre zum Weinen bringen wie der junge Stevie Ray Vaughan, während er gleichzeitig Rockballaden zum Besten gab, die in Männern die Sehnsucht nach ihrer verlorenen Jugend weckten. Der einzige Grund, warum er keinen internationalen Erfolg hatte, war der, dass er in Avalon lebte – nicht aus freien Stücken, sondern aus einer gewissen Notwendigkeit heraus. Es gab da so eine komplizierte Geschichte mit dem Neffen des Staatsanwalts, einem verpassten Gerichtstermin und einem Streit mit einer schlecht gelaunten Richterin. Am Ende war Eddie dazu verdonnert worden, in der Heart of the Mountains Church in Avalon Sozialstunden als Chorleiter abzuleisten. Er machte das erstaunlich gut, was angesichts seiner Vergangenheit wiederum auch keine große Überraschung war.
„Ich meine das mit der Wäsche wirklich ernst“, betonte er nachdrücklich. „Bo hat gesagt, dass dir an dem Mädchen wirklich was liegt.“
„Stimmt, mir liegt was an ihr“, gab Noah zu.
„Ich will dir nur helfen.“
Noah lachte. „Weil du so einen umwerfenden Erfolg bei den Frauen
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