Was der Winter verschwieg (German Edition)
Spiele herunter, was für Sophies Ohren fremder klang als jeder afrikanische Dialekt. „Weißt du was? Wieso suchst du dir nicht irgendwas aus, während ich schnell unter die Dusche springe?“
„Oh, schon okay. Ich würde lieber mit den Hunden spielen.“
„Ist mir auch recht.“ Noah wandte sich an Sophie. „Bin sofort zurück.“
Als Max sich auf den Boden setzte, um mit Opal ein kleines Zerrspiel anzufangen, musste Sophie sich sehr zurückhalten, um nicht
Ich hab’s doch gewusst
zu sagen. Max hätte es sowieso nicht gehört. Er lachte viel zu laut über den kleinen Welpen.
Sophie dachte an die Ironman-Pokale. An Noahs nackte, glänzende Brust und die breiten Schultern. Der Mann zog sie magisch an, doch ihr Instinkt riet ihr, das vor Max geheim zu halten. Es ist ja auch nichts, versuchte sie sich einzureden. Eine vorübergehende geistige Verwirrung.
Konnte es etwas Peinlicheres geben, als sich in Gegenwart der eigenen Kinder zu treffen? Wie hatte Greg das gehandhabt? Und waren die Kinder mit seinen Verabredungen einverstanden gewesen? Wären sie einverstanden, wenn sie sich so kurz nach ihrer Ankunft in Avalon mit einem Mann traf?
Max ließ zu, dass der Welpe auf ihm herumkrabbelte und ihm das Gesicht ableckte. Lächelnd betrachtete Sophie die beiden.
„Sie ist eine Waise“, sagte sie. „Also der Hund.“
„Wirklich?“
„Na ja, so in der Art. Laut Noah stammt sie aus einem sehr großen Wurf. Die Mutter konnte sich nicht um sie kümmern, also hat Noah sie mit der Flasche aufgezogen.“
„Sie wurde von der Mutter verstoßen?“ Max hob Opal hoch und brachte ihr Gesicht nah an seines. „Armes Ding.“
„Sie braucht ein Zuhause“, sagte Noah, der gerade die Treppe hinunterkam und ihre Unterhaltung mit angehört hatte. Sein braunes Haar fiel ihm in die Stirn. Er sah so sexy aus in seinen Jeans, dem nachlässig in den Bund gesteckten Karohemd und mit nackten Füßen.
Sieh ihn nicht an, ermahnte Sophie sich. Wenn sie ihn anschaute, würde sie auf der Stelle einen Herzschlag erleiden.
„Vielleicht möchtest du sie behalten“, sagte er zu Max. Dann setzte er sich auf einen Stuhl, um Socken und Schuhe anzuziehen.
Max sprang auf die Füße und drückte den jungen Hund an seine Brust. „Wirklich?“
„Wenn deine Mom damit einverstanden ist.“
„Oh, das ist ja gar keine emotionale Erpressung.“ Sophie lachte. „Wenn ich Nein sage, bin ich den Rest meines Lebens die böse Rabenmutter.“
„Dann sag einfach nicht Nein“, riet Noah ihr. „Du hast doch selber mal gemeint, wie nett es wäre, Max einen Hund zu schenken. An deinem ersten Morgen hier hast du mir erzählt, dass du dir einen Hund holen willst. Also tue ich dir nur einen Gefallen.“
„Das war theoretisch gemeint, nicht …“
„Das hast du gesagt, Mom?“ Max schaute sie mit einem Mal voller Bewunderung an.
„Ja, aber vielleicht noch nicht so bald. Ich habe ja noch nicht mal ein eigenes Haus. Es ist vollkommen inakzeptabel, ein Tier in ein Haus zu bringen, in dem ich nur Gast bin.“
„Ich habe gestern Abend mit Bertie gesprochen, um sicherzugehen, dass es ihr nichts ausmacht“, erklärte Noah.
„Das hast du nicht getan“, widersprach Sophie. „Du hast gesagt, du kennst sie gar nicht.“
„Ich habe gesagt, ich habe sie lange nicht gesehen. Hast du dein Handy dabei?“
Ohne nachzudenken, zog Sophie es aus der Tasche und reichte es ihm. Er klappte es auf, scrollte durch ihre Kontakte, drückte auf „Wählen“ und gab ihr das Telefon zurück. „Am besten, du fragst sie einfach selber.“
Sophie klappte das Telefon zu, bevor die Verbindung aufgebaut war. „Ich kann das trotzdem nicht machen. Ich habe keine Zeit. An drei Nachmittagen in der Woche passe ich auf meinen Enkel auf.“
„Die Kleine kann hier bleiben, wenn du wegmusst. Und wenn Max nicht in der Schule ist, kann er sich um sie kümmern.“
„Mom, bitte.“ Max drückte seine Nase an den Hals des Welpen. „Sie braucht mich.“
„Ich sag dir was.“ Noah zog seinen Parka an. „Ich zeig dir hier mal alles. Opal kann mitkommen.“
Max und die Hunde verließen das Haus durch die Hintertür. Sophie wollte ihm folgen, doch Noah hielt sie zurück, packte ihre Hand und zog Sophie daran an sich, um ihr einen überraschenden Kuss auf den Mund zu geben. Das Ganze hatte keine zwei Sekunden gedauert, doch während dieser Zeitspanne erlebte Sophie noch einmal all die Arten, auf die er sie berührt, all die unerwarteten Gefühle, die er in ihr geweckt hatte,
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