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Was Farben sagen

Was Farben sagen

Titel: Was Farben sagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabelle Wolf
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Charakter von Grün zu dem eines lebhaften, jungen Farbtons wie Limonengrün, das, je näher es dem Gelb kommt, sogar richtig frech und respektlos wirken kann. Es herrscht allerdings noch das mittlere, harmonische Grün vor, weswegen die Farbe trotz des strahlenden, aufmerksamkeitheischenden Gelb nie zu laut oder zu schreiend wirken wird, sondern sich einpendelt auf einem zwar anregenden, aber stets auch noch ausgleichenden Level. Das rastlose Denken von Gelb ist hier durch den Grünanteil beruhigt worden zu einem wachen, aber ausgeglichenen Geist.
    Hoffnung    Insbesondere mit den gelbstichigen Grünnuancen wie frühlingsfrischem Maigrün ist auch der Begriff der Hoffnung verknüpft. In ihnen dominieren die gelben Impulse, die für das Licht und generell alles Positive stehen; die Waage hat sich hier zur » guten«, strahlenden, hoffnungsfrohen Seite hin geneigt. Es sind die Farben der ersten Blätter im Frühling, der Hoffnung auf bessere Zeiten nach meist kargen Wintern.
    Wachstum und Fülle    Gerade gelbgrüne Töne stehen damit auch für neues Leben– und wirken sehr jung. Junge Triebe oder jemanden, der » grün hinter den Ohren ist«, betrachtet man als unreif und unfertig. So ist auch jedes Grün, da gerade geboren aus Gelb und Blau, ein noch junger Farbton. Es ist die Farbe der Erneuerung, der Natur und des Wachstums, die Farbe des Lebens selbst. Trotz seiner bescheidenen Mittelstellung steht Grün nicht nur in der Natur für Üppigkeit. Die Farbe schöpft aus zwei starken Ursprungsfarben. Sie vereint die gesamte Bandbreite unzähliger Grüntöne zwischen den so gegensätzlichen Polen von Gelb und Blau in sich und ist damit ein Synonym für Fülle und Überfluss.
    Blaugrün    Mischt man Blau zu, erhält der Grünton eine nach innen gerichtete, nachdenkliche und abwartende Qualität. In den Blaugrüntönen dominieren die Kühle und das zurückhaltende Element von Blau gegenüber der sonnigen Energie der gelben Anteile. Manche eher blaustichigen Grünnuancen strahlen sogar etwas Weises und Altes aus, eine unaufgeregte Ruhe, die man mit Lebenserfahrung und gesetztem Alter verbindet. Die Römer zum Beispiel bezeichneten Menschen zwischen 45 und 60 als viridis, von » grünem Alter«.
    Statische und ausgleichende Formen    Wenn sich die Waage aber weder zur gelben noch zur blauen Seite hin neigt, ist Grün beides, jung und alt, eine alterslose, neutrale, unbewegliche und rein statische Farbe. Das spiegelt sich in der Form des ruhenden Rechtecks mit breiter Basis wider, das durch seine vier Seiten zudem den Parallelismus von Grün in der Zahl Vier abbildet. Es steht wie die Farbe für Ausgewogenheit und Harmonie (das durchweg maskuline, starre Quadrat ist für mein Empfinden zu hart und dominant für versöhnliches Grün; sein Komplementär Rot findet sich darin allerdings wieder). Eine weitere Entsprechung in den Formen findet ausbalanciertes Grün im sphärischen Dreieck (Kugeldreieck), der Kombination aus blauem Kreis und gelbem Dreieck, das ihm Johannes Itten zugeordnet hat. Er wollte damit sowohl die Vereinigung der beiden Ausgangsfarben und ihrer Formen als auch die gelassene Ruhe von Grün zum Ausdruck bringen.
    Die antike Klassik beziehungsweise ihre Wiederauferstehung im Klassizismus erinnert ebenfalls in einigen Punkten an harmonisches Grün, dem sowohl die Geradlinigkeit der Bauwerke als auch ihre Ausgewogenheit in den Proportionen entsprechen. Wo der Barock noch das Ausbrechen aus starren Linien, die Dynamik und die Bewegung favorisierte, wendet sich der Klassizismus komplett davon ab und strebt einer makellosen Ruhe und absoluter Symmetrie zu, die an Grün erinnert.
    Regeneration und Heilung    Grün ist die Farbe der Balance und Harmonie. Es ist die nötige Ruhepause und wirkt ausgesprochen erholsam– nicht umsonst fährt man » ins Grüne«, um sich zu regenerieren: Auf eine grüne Fläche oder einen sommerlichen Laubwald zu blicken beruhigt nicht nur die Augen, sondern wirkt auch auf der emotionalen Ebene sehr entspannend. Man balanciert sich aus, findet zu seiner Mitte zurück– und in diesem Sinne ist Grün sogar die Farbe der Heilung. Rudolf Steiner spricht insbesondere dem Smaragdgrün besonders gute Heilenergien zu, und Hildegard von Bingens gesamtes Konzept fußt auf der » Grünkraft«, viriditas,

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