Was fühlt mein Hund, Was denkt mein Hund
beiden die Welpenschule besucht und bin bis heute davon fasziniert, wie sehr die regelmäßige Begegnung mit anderen Vierbeinern die beiden geprägt hat.
Lupo hat gelernt, dass er weder der Größte, Schönste und Tollste noch der Stärkste ist.
Wenn man es so will, hat er sich die imaginären Hörner abgestoßen – ganz einfach, weil er von anderen Rüden eins auf die Mütze bekam und dabei auch mal ordentlich gekniffen wurde. Er blieb zwar ein Draufgänger, wurde aber deutlich umsichtiger.
Jetzt guckt er erst einmal, von welchem Kaliber sein Gegenüber ist. Weiß, dass es hin und wieder durchaus Sinn macht, abzudrehen, wenn ein Klitschko-Typ um die Ecke biegt. Und er hat scheinbar begriffen, dass es für sein Wohlbefinden ungünstig sein könnte, einen anderen Rüden ohne Ende zu provozieren. Kurzum: Er erfuhr in der Welpenspielstunde, wo er anfängt und wo er aufhört. Er lernte sich und seine Kräfte einzuschätzen. Was meiner Meinung nach eine wichtige Voraussetzung für den Seelenfrieden ist. Denn wenn ich mich ständig überschätze, ernte ich doch immer Frust.
Vroni, die immer gut gelaunt, extrem tapsig und alles andere als schreckhaft aus der Schweiz zu uns kam, hatte dagegen erst einmal ganz schöne Probleme mit der Welpenschule. Sie wagte sich gar nicht auf die Spielwiese: Sooo viele Gerüche. O je, die anderen Hunde, wie sehen die denn aus?
Dabei waren es nur fünf. Aber wahrscheinlich dachte Vroni, es sei besser, den Ball erst einmal schön flach zu halten.
Wie animiere ich meinen Hund?
Unser sonst so stürmisches Mädchen schien zu denken: »Nein, kein Kontakt bitte, Mami.
Nimm mich bitte auf den Arm, ich bleib nur bei dir.« Vroni setzte sich auf die Wiese und war zu nichts zu bewegen. Leckerli munterten sie wie üblich auf, aber sie blieb trotz allem schüchtern und mied den Kontakt zu den anderen Welpen. Spielaufforderungen fand sie schrecklich und eine ganze »Schulstunde« viel zu lang.…
Es dauerte mehrere Wochen, bis Vroni auftaute. Wir versuchten es mit einer anderen Welpenschule, bei der man nur so lange blieb, wie man wollte. Vroni war begeistert, dass sie einfach weggehen konnte, wenn es ihr zu viel wurde. Und plötzlich konnte sie die Zeit bis dahin richtig genießen und im unverbindlichen Spiel mit Artgenossen lernen, ihre Scheu und Zurückhaltung zu überwinden. Heute hat sie eine super realistische Selbsteinschätzung, ein gesundes Ego, das mit Körpergröße und Alter wunderbar gewachsen ist. Im Spiel mit anderen – andere Altersklassen, Rassen, Temperamente.
Dutzende Spiegel der eigenen Befindlichkeit, des eigenen Charismas. Ist es tatsächlich so, dass Sport und Spiel mit gleichaltrigen Artgenossen den Hund von Anfang an erden? Ihn lebenstüchtig und selbstsicher machen und seine Seele stärken?
GÜNTHER BLOCH: Ich persönlich bin ein großer Anhänger gut organisierter Welpenspielgruppen. Wo sonst hat der junge Hund Gelegenheit, mit gleichaltrigen Artgenossen zu spielen. Und dabei gewinnen und verlieren zu lernen – die Voraussetzung für eine soziale Grundeinstellung. Übungen wie »Bei Fuß gehen« machen in so einer Gruppe dagegen überhaupt keinen Sinn. Daher würde ich das Ganze auch nicht als »Welpenschule« bezeichnen. Denn Welpen sind altersbedingt noch gar nicht in der Lage, eine feste Personenbindung aufzubauen. Dazu sind sie einfach noch viel zu jung. Praktiziert wird es trotzdem, weil die Sozialisation auf Artgenossen und Personenbindung ständig gleichgesetzt werden, auch wenn es zwei völlig verschiedene Paar Schuhe sind. Ein auf die Art Mensch gut sozialisierter Welpe läuft zu jedem Fremden, wenn der nur einen halbwegs freundlichen Eindruck macht.
Je nach Rasse (kleine/mittlere/große Hunde) zeigen auf den Menschen gut sozialisierte Welpen erst im Alter zwischen vier und fünf Monaten »echte« Personenbindung und folgen nun – wie es auch frühjugendliche Wölfe tun – den erwachsenen Tieren einer Gruppe auf erste längere Spaziergänge.
Erst jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, ab dem das Einüben des »Bei-Fuß-Gehens« für jeden Hund Sinn macht.
Junge Wölfe spielen den ganzen Tag miteinander. Hunde haben diese Möglichkeit selten.
Die ideale Gruppe
Damit der Hund von der Welpenspielgruppe profitiert, sollten nie mehr als sechs bis zehn Hundebabys zusammenkommen.
Diese Zahl entspricht in etwa einer durchschnittlichen Wurfstärke. Auch kann ich nur davon abraten, jugendliche »Schnösel« in Welpengruppen integrieren zu wollen.
Die sind zum
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