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Was fühlt mein Hund, Was denkt mein Hund

Was fühlt mein Hund, Was denkt mein Hund

Titel: Was fühlt mein Hund, Was denkt mein Hund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Ruge , Guenther Bloch
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sich ganz und gar nicht irritiert. Im Gegenteil. Er blickte um sich, als wäre er gerade aus einem merkwürdigen Traum erwacht, und lief ziemlich entspannt weiter. Als der nächste Kerl um die Ecke bog, genügte bereits ein kurzer Ruck am Brustgeschirr, und die Sache war erledigt.
    Frauchen zufrieden, Hund zufrieden.
    Hilft Strafen etwa doch?
    Mittlerweile kann ich mit Lupo sogar relativ stressfrei an einem Grundstück vorbeijoggen, hinter dessen Zaun ein höchst aggressiver Kläffer lauert. Früher hätte er mich wie einen Mehlsack quer über die Straße gezerrt, um mit wild gefletschtem Gebiss einen Veitstanz aufzuführen. Jetzt halte ich ihn einfach extrem kurz an der Leine – und spätestens seitdem das Leinenende noch zweimal unsanft auf seinem Hinterteil gelandet ist, hat er verstanden: Eine Gefühlsexplosion gehört sich nicht. Und ich habe kapiert, dass eine starke Hundepersönlichkeit viel Respekt und Freiraum braucht, aber auch ein wirklich starkes Gegenüber.
    Oder ist die »rustikale« Disziplinierungsmethode zu riskant?
    GÜNTHER BLOCH: Fachlich ausgedrückt handelt es sich bei dem geschilderten Konflikt zwischen Hund und Mensch um ein »Anführerschaftsproblem« und um die richtige »Stimuluskontrolle«. Wenn ein bestimmter Reiz aus der Umwelt auf den Hund einwirkt (zum Beispiel ein weglaufender Hase), muss der Mensch ihn daran hindern können, diesem Reiz nachzugeben (und dem Hasen hinterherzulaufen). Dafür kann bei dem einen Hund ein deutliches »Platz« genügen. Ein anderer muss mithilfe eines mehrwöchigen Trainings an der langen Leine dazu gebracht werden, verlässlich zurückzukommen. Die Stimuluskontrolle kann demzufolge je nach Hund zu schwach, zu stark oder eben der Verhältnismäßigkeit angepasst genau richtig sein.

    Prävention ist besser als Strafe
    Ich persönlich würde einen Hund weder kurz führen (das verrät eher Hilflosigkeit) noch ein Brustgeschirr benutzen (mit dem ist der Hund fast immer einen halben Meter voraus und kann so schwerer kontrolliert werden) oder ihm einen Klaps geben. Stattdessen bin ich grundsätzlich eher ein Freund von Alternativverhalten nach dem Motto »Guck mal, hier«. Dadurch erreiche ich, dass mich mein Hund schon im präventiven Bereich anschaut und ich seine Aufmerksamkeit durch ein wohlwollendes Wort, ein kurzes Streicheln oder ein Leckerli alternativ belohnen kann. Außerdem setze ich vor einer Hundebegegnung auf präventive Bewegungseinengung. Dazu gehe ich einen Schritt auf den Hund zu und begrenze dadurch körpersprachlich-betont demonstrativ seinen Freiraum. Wenn es gar nicht anders geht, verwende ich ein individuell eingesetztes Abbruchsignal (zum Beispiel Fixierblick, Zwicken, Schulterstoß, kurzes Kicken). Bei willensstarken Hunden wie Lupo, die eine disziplinierte Führung brauchen, ist so eine souverän-bestimmende klare Ansage sehr wahrscheinlich unabdingbar.
    Schicken Sie den Hund zu Hause auf den Platz, wenn es Ihnen zu bunt wird.
    Kontakt zu Artgenossen verstärken
    In vielen Fällen ist plötzliches aggressives Verhalten gegenüber Artgenossen übrigens nicht nur auf die Geschlechtsreife zurückzuführen. Auch mangelnder Kontakt zu anderen Hunden und die einseitige Fixierung auf den Menschen steigert sehr oft die hundliche Verteidigungsbereitschaft sowie das Eifersuchts- und Wettbewerbsverhalten um Sozialpartner, Objekte und andere Ressourcen. Deshalb nochmals mein Appell an alle Hundehalter: Lassen Sie Ihre Vierbeiner im Welpen- und Junghundealter regelmäßig mit ihresgleichen herumtoben, Grenzen erfahren, Erfolgs- und Misserfolgserlebnisse verarbeiten.
    Nur dadurch wird ein Hund erfahren im Umgang mit Artgenossen.
    Außer Haus müssen Hunde folgen. Trotzdem sollten sie auch ihren Bedürfnissen nachgehen dürfen.
Ab wann schadet Konditionierung der Seele?
    NINA RUGE: Als ich ein Zirkusfestival moderierte, hatte ich Gelegenheit, ein Interview mit dem Trainer der Hundenummer zu führen. Er war der Meinung, dass fast alles möglich sei. Und tatsächlich war es schier unglaublich, wie die Tiere parierten und was für eine hochkomplexe Choreografie sie dem Publikum präsentierten.
    Bei alldem schienen sie einen Riesenspaß an der Sache zu haben.
    Doch kann ich mir da eigentlich so sicher sein? Manchmal frage ich mich, ob wir nicht ein bisschen übertreiben. Was wir alles anstellen mit unseren Zöglingen! Wir lehren sie »Sitz«, »Platz« und »Bleib«. Sie laufen locker bei Fuß, egal, was in ihrer Nähe geschieht. Sie ignorieren

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