Was fuer eine Nacht Cowboy
Krankengymnastik abzuholen.
Sie sprang energisch und herrisch mit ihm um.
Deshalb hatte er sie geküsst.
Sie hatte direkt neben ihm gestanden, ihn gestützt und ihm vom Bett in den Rollstuhl geholfen. Ganz dicht neben ihm. Aber unpersönlich und kühl.
Und deshalb hatte er sie geküsst.
Es war ein leidenschaftlicher, verlangender Kuss, mit dem er versuchte, all die Erinnerungen zu wecken, die er sich bemüht hatte, in den acht Jahren zu vergessen. Und in dem Moment, als seine Lippen ihre berührten, schienen die acht Jahre verschwunden. Ihm war so, als wären sie erst gestern zusammen gewesen.
In den acht Jahren hatte er einige Frauen geküsst. Aber keine von ihnen hatte mit einem solchen Verlangen auf ihn reagiert wie Tess Montgomery.
Bis sie schließlich merkte, dass sie seinen Kuss erwiderte. Erbost riss sie sich los. Ihr Gesicht war hochrot, ihre Brüste hoben und senkten sich heftig. Sie gab ihm einen kräftigen Schubs, so dass er nach hinten aufs Bett fiel.
“Du Schuft!” Sie wirbelte herum und stürmte aus dem Zimmer.
Noah schmerzten die Rippen und ihm brannten die Knie. Seine Schulter klopfte heftig. Er ließ sich wieder in die Kissen Men und grinste jungenhaft.
2. KAPITEL
“Was soll das heißen, ich kann zu Weihnachten nicht kommen?”
Robert Tanner fasste sich in den Nacken und schaute sich in dem kleinen Krankenhauszimmer um, als wünschte er sich, woanders zu sein. Noah hatte Verständnis dafür. Es erging ihm fast genauso - und die Nachricht, die sein Bruder ihm gerade gebracht hatte, half wenig.
“Sie wollen dich hierbehalten”, antwortete er hilflos.
Noah hatte sich gefreut, als sein ältester Bruder vor zehn Minuten hereingekommen war. Der Anblick einiger buntverpackter Weihnachtspäckchen machte ihn neugiergig. Jetzt wurde er jedoch wütend.
“Aber Taggart ist heute auch entlassen worden!” wandte er ein.
Erst vor zwei Stunden war Taggart auf Krücken zu ihm hereingehumpelt, um sich von ihm zu verabschieden. Im Hintergrund hatten Becky und seine Eltern auf ihn gewartet. Er hatte noch gegrinst und gesagt: “Kopf hoch, es wird auch für dich nicht mehr lange dauern. Komm mich in Montana besuchen, sobald du kannst.”
Und jetzt kam Tanner daher und erklärte Noah, er würde nirgends hingehen!
“Warum kann ich denn nicht hier weg?” wollte Noah wissen.
“Offenbar wegen der Gymnastik für dein Knie. Hättest du dich operieren lassen, wäre das vielleicht etwas anderes. Wahrscheinlich hätten sie dir dann noch etwas Erholung gegönnt, ehe sie dich in die Mangel genommen hätten.
Aber da du das nicht wolltest … ” Tanner brauchte den Satz nicht zu Ende zu führen. “Dreimal die Woche, hat der Arzt gesagt. Und wir können dich nicht hierherbringen. Eine Fahrt dauert knapp sieben Stunden. Das weißt du doch.”
“Also muss ich im Krankenhaus bleiben?”
“Das haben sie nicht gesagt” zerwiderte Tanner in demselben Ton, mit dem er auf nervöse Pferde einredete. “Du kannst morgen oder übermorgen raus. Sobald du das Ergebnis von der Lungenuntersuchung hast und feststeht, dass alles in Ordnung ist.”
Noah schimpfte vor sich hin und stocherte in den Nudeln herum, die er zu Mittag bekommen hatte. “Verflixt.”
Tanner umklammerte seine Hutkrempe. “Ich glaube, du kannst dich hier vielleicht besser erholen. Jedenfalls besser als auf der Ranch, bei dem Lärm, den wir im Haus haben.” Er sagte das etwas verstimmt, aber es klang nicht überzeugend.
“Darauf habe ich mich doch schon gefreut”, entgegnete Noah rau. Das war die Wahrheit. Weihnachten hatte eine neue Bedeutung angenommen, seit Jared geboren war. Obwohl er erst ein paar Monate alt gewesen war, hatte Jared das Fest zu etwas Besonderem gemacht. Vergangenes Jahr, als er krabbeln konnte, hatte er das Geschenkpapier zerrissen und die Heiligen Drei Könige in die Krippe gestellt. Doch das schönste war seine unschuld ige Freude. Und jetzt wo Tanner und Maggie auch noch die elf Monate alten Zwillinge Seth und Nick hatten und Luke und Jill mit dein acht Monate alten Keith kommen würden, hatte Noah sich besonders auf die Feiertage im Kreis der Familie gefreut.
Sicher würde es sehr schön sein. Auch ohne ihn.
“Verflixt! ” schimpfte er erneut.
“Wir werden dich vermissen”, versuchte Tanner ihn zu trösten. “Wir sind doch froh, dass du den Unfall überlebt hast”, fügte er hinzu. “Du hast großes Glück gehabt.”
Noah kam es gar nicht so vor. Ihm tat noch alles weh, und er hatte bisher nicht
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