Was fuer eine Nacht Cowboy
zu. “Das wird schöner für mich sein als der Sieg.”
Das klang verrückt, aber Noah wusste, dass Taggart es ernst meinte.
„In der Hinsicht entgeht mir wohl was”, bemerkte Noah und grinste. “Ich werde mir dieses Jahr Weihnachten komisch vorkommen - als einziger Junggeselle. Lieber Himmel, Tan - ich meine, Robert und Maggie, haben inzwischen drei Knirpse und Luke und Jill einen. Schätze, ich sollte mir allmählich auch eine Frau suchen, was?”
“Überstürz bloß nichts”, riet Taggart ihm. “Das ist ungesund.” Sein Lächeln wirkte müde und mehr als betrübt. “Ich muss das schließlich wissen“.
Sicher. Taggart hatte es vor sieben Jahren sehr eilig gehabt. Nach einer Rodeoveranstaltung im Madison Square Garden hatte er in einem New Yorker Restaurant ein hübsches Stadtmädchen kennen gelernt und sich Hals über Kopf in sie verliebt. Für Julie Westmore war er der erste “echte Cowboy” zum Anfassen.
Weniger als achtundvierzig Stunden später musste Taggart zurückfliegen.
Doch in der kurzen Zeit hatte er sich so verliebt, dass er in den nächsten drei Wochen ein Vermögen ausgab, um mit Julie so oft zu telefonieren, bis er sie dazu überreden konnte, ihn zu heiraten.
Schon im Dezember gaben sie sich das Jawort. Zehn Monate später wurde Becky geboren - und Weihnachten darauf hatte sie die beiden verlassen.
Sie hatte keine Ahnung gehabt, was es bedeutete, einen Rodeocowboy zu heiraten. Die ständige Herumzieherei von einem Ort zum anderen gefiel ihr nicht. Aber ebensowenig hatte sie Lust, mit einem Baby allein zu Hause herumzusitzen und auf ihren Mann zu warten, während er seinen Lebensunterhalt mit der einzigen Arbeit verdiente, von der er etwas verstand.
“Wir haben nichts gemeinsam!” hatte sie ihn an dein Abend vor sechs Jahren, als er vom letzten großen Wettbewerb zurückgekommen war, angeschrieen.
Noah, der sich in das andere Schlafzimmer zurückgezogen hatte, hatte jedes Wort laut und deutlich mitbekommen ebenso hatte er ihre Schritte auf der Treppe gehört, das Zufallen der Haustür und das laute Schreien der zwei Monate alten Becky, die ihr Vater in den Armen hielt.
“Sie wird wiederkommen”, hatte Taggart sich am nächsten Morgen tonlos getröstet.
Doch das hatte Julie nicht getan. Stattdessen hatte sie die Scheidung eingereicht, ohne ihren Mann oder ihre Tochter noch einmal zu besuchen.
„Es sollte so sein”, hatte Taggart resigniert gesagt, als sie über Julie gesprochen hatten. Er und Noah hatten vergangenen Winter ein paar Tage bei Taggarts Eltern verbracht. “Julie hatte recht, wir haben nicht zusammengepasst.” Er hatte innegehalten und sich nach seiner fünfjährigen Tochter umgesehen, die mit ein paar Spielzeugpferden im Wohnzimmer hockte. “Doch den Versuch war es wert.
Immerhin hat sie mir Becky geschenkt.”
„Becky ist schon eine”, sagte Noah jetzt und freute sich, als Taggarts betrübtes Lächeln sich rasch in ein fröhliches verwandelte.
“Sie ist großartig. Kommt ganz auf mich.” Er grinste verschmitzt. “Habe ich dir schon erzählt, dass sie unbedingt Bullen reiten will?“
Eine Windböe warf sich gegen den Kombi. Im Rückspiegel sah Noah einen Lastwagen in dem Schneegestöber hinter sich auftauchen. “Willst du, sie das etwa versuchen lassen?”
“Nein, Donnerwetter noch mal!” entgegnete Taggart. “So etwas Gefährliches werde ich ihr nicht erlauben. Dabei würde sie sich doch nur das Genick brechen.”
Noah lachte. “Was dem einen recht ist, ist dem anderen…“
Taggart schüttelte den Kopf. “Kommt nicht in Frage! Meinetwegen kann sie bei Seifenkistenrennen mitmachen, wenn sie will”, fügte er großzügig hinzu.
“Nett von dir. Verflucht!” Noah schaute erneut in den, Rückspiegel. “Kann der nicht etwas langsamer fahren!“
“Wer?”
Noah deutete mit dem Kopf nach hinten. “Der Laster da. Der will doch nicht etwa überholen, oder?”
Aber ganz offensichtlich wollte er das. Doch dann überlegte der Fahrer es sich offenbar anders. Dass er auf der schneebedeckten Straße versuchte abzubremsen, machte alles nur noch schlimmer. Der Lastwagen wurde dadurch nicht langsamer, sondern geriet ins Rutschen und schlingerte zur Seite.
Noah sah im Rückspiegel, wie es passierte. Der Anhänger scherte aus, seine Breitseite, rot und bunt wie eine Weihnachtsreklame, schlug herum und schlitterte wie in Zeitlupe geradewegs auf sie zu.
1. KAPITEL
Er war nicht tot.
Zumindest hatten sie ihm das gesagt.
Wahrscheinlich hatten sie
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