Was fuer eine Nacht Cowboy
darüber nachgedacht, wann er sich zur nächsten Rodeoveranstaltung auf den Weg machen würde. Jetzt konnte er über Weihnachten nicht mal zu Tanner fahren. Eine Weile schwiegen sie beide. So hatten sie sich die Feiertage nicht vorgestellt.
Doch natürlich hätte es schlimmer kommen können.
„Ich bin froh, dass du mich besucht hast”, sagte Noah schließlich und bemühte sich um einen fröhlichen Ton.
“Ich wäre schon viel eher gekommen, aber Jared hatte die Grippe, und die Zwillinge bekommen ihre ersten Zähne. Ich konnte Maggie doch nicht allein lassen.”
“Nein, ich wusste ja, dass du kommen würdest, sobald du kannst.“
Wenn etwas gemacht werden musste, nahm Tanner es auch in Angriff. Er war immer verantwortungsbewusst gewesen und hatte sich um andere gekümmert -
ganz im Gegensatz zu Noah und Luke, die sich mehr für sich selbst interessiert hatten.
Tanner griff nach der goldenen Schnalle, die Noah gewonnen hatte. Er wog sie in der Hand und sah seinen Bruder an. “So etwas habe ich nie geschafft.”
“Ich schaffe das vielleicht auch nie wieder.”
“Macht nichts. Du brauchst nichts mehr unter Beweis zu stellen. Dafür braucht man Mumm.“
“Taggart meinte, er würde aufhören.” Noah konnte die Entscheidung seines Freundes noch nicht begreifen.
“Das überrascht mich nicht.”
Noah blinzelte. “Wieso? Er hat doch auch Mumm. Sogar eine Menge. Das musste er, um sich um Becky zu kümmern.“
“Das stimmt. Wenn man Kinder hat, denkt man mehr an die Zukunft. Und will möglichst viel vom Leben haben.”
“Woher soll ich das wissen?”
Tanner lächelte. „Eines Tages wirst du es erfahren.”
“Unwahrscheinlich”, brummte Noah. “Ich eigne mich nicht zum Vater.”
In diesem Moment ertönte ein Geräusch von der Tür her, so als hätte jemand heftig eingeatmet. Noah hob den Blick und sah Tess dort stehen. Sie wirkte sehr bestürzt und wandte sich zum Gehen.
“Das Tablett kannst du schon haben”, rief er ihr nach. Gern wollte er mit ihr reden, aber nicht solange sein Bruder dabei war.
Sie drehte sich um. “Nein. Du hast noch nicht aufgegessen”, erwiderte sie.
„Ich habe keinen Hunger mehr. Darf ich dir meinen Bruder vorstellen?“
Tess zögerte.
Noah winkte sie zu sich. “Er sieht nur so gefährlich aus, aber er beißt nicht.” Er wusste genau, dass sie mehr vor ihm auf der Hut war als vor seinem Bruder.
Doch dann kam sie langsam näher.
“Das ist Tann - ich meine, Robert. Der netteste von uns drei Brüdern. Und das ist Tess”, meinte er zu Tanner.
Noahs Ton musste sich verändert haben, denn Tanner schaute etwas genauer hin. Seit er mit Maggie verheiratet war, beachtete er andere Frauen kaum, doch bei Tess machte er eine Ausnahme.
Sie lächelte ein wenig befangen, dann reichte sie ihm die Hand. “Freut mich, dass wenigstens einer von Ihnen nett ist.”
“Das kann ich verstehen.” Tanner sah kurz Noah an. „Er hat Sie sicher viel beansprucht, nicht wahr? Das überrascht mich nicht. Sie müssen ihn einfach ignorieren.”
“Ich bemühe mich.”
“Lassen Sie sich bloß nicht von ihm nerven”, fuhr Tanner fort.
“Bestimmt nicht.”
Was sollte das? Mussten sie über ihn reden, als wäre er nicht da? Gereizt mischte Noah sich ein: “Das habe ich schon gemacht.”
Tess’ Wangen röteten sich, aber sie ignorierte ihn und griff nach dem Tablett.
“Ich habe sie geküßt.”
Ihre schwach geröteten Wangen liefen rot an. Sie riss das Tablett vom Tisch und hastete zur Tür.
“Sie hat meinen Kuss auch erwidert. Nicht wahr, Tess?” rief er ihr nach.
Aber Tess war schon verschwunden und schob den ratternden Essenswagen draußen über den Flur, als wollte sie sich für das nächste Rennen auf dem Indianapolis Motor Speedway qualifizieren.
Tanner schaute ihr nach, dann sah er seinen Bruder fragend an. “Ich glaube, du kriegst Ärger.”
“Den hatte ich schon.”
“Weil du sie geküsst hast?”
Noah zuckte mit den Schultern. “Es steckt etwas mehr dahinter als nur das.”
“Dachte ich mir.” Tanner wartete ab, ob Noah ihm mehr erzählen würde.
Noah atmete tief durch. “Vor Jahren … Na ja, da haben wir…“ Ja, was?
Miteinander geschlafen? Uns geliebt? Eine Affäre gehabt? Wie sollte er seinem Bruder erklären, was in den zwei Wochen passiert war? Irritiert zupfte Noah an der Bettdecke. “Es ist ein heilloses Durcheinander.”
“Kommt mir so vor.”
“Hast du einen brüderlichen Rat?”
Tanner schaute ihn groß an. “Ich? Tut mir leid.
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