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Was Hexen wollen: und andere paranormale erotische Stories (German Edition)

Was Hexen wollen: und andere paranormale erotische Stories (German Edition)

Titel: Was Hexen wollen: und andere paranormale erotische Stories (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsay Gordon
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Sein vorstehender Adamsapfel hüpfte über seinem konservativ gestreiften Schlips auf und ab.
    Laura bewegte unter dem Tisch die Beine und errötete im Gesicht und überall. »Haben Sie schon mal die Fernsehserie Numb3rs gesehen? Gestern Abend …«
    Ein Summer ertönte.
    Perkin wischte sich sorgfältig Hände und Mund mit einer Serviette ab und stand auf. »Ich muss los«, sagte er, nahm sein Tablett vom Tisch und ging davon.
    Ein Mann, der seine Verantwortung ernst nimmt, dachte Laura träumerisch und sah den straffen Hinterbacken des Mannes nach, die in der Menschenmenge, die die Kantine verließ, verschwanden.
    Laura war sich ihrer einzigartigen übersinnlichen Fähigkeiten erst mit zwölf bewusst geworden, als sie bei einer Freundin zu einer Pyjamaparty eingeladen war. Als Einzelkind, das mit seinen Eltern in einer geräumigen Villa lebte, hatte sie noch nie so nahe bei jemand anderem geschlafen. Doch in dieser Nacht hatte sich Ashley Schweinsteiger direkt neben ihr hingelegt. Und dann war, als Laura wach lag und dem schweren, nasalen Atem des Mädchens lauschte, plötzlich ein seltsames Bild in ihren Gedanken aufgeflammt: Ashley, die auf einem Einhorn ritt.
    Als Laura sich konzentrierte, war Ashleys merkwürdiger Traum in beider Köpfe weitergegangen. Ashley und ihr Einhorn waren über Regenbogen und Wasserfälle gesprungen, unter dem Applaus einer Menge von Bewunderern, die aus einem Casting für Nickelodeon hätten stammen können, auf einer goldenen Wiese im Kreis geritten und hatten von einem Zentauren, der wie Freddie Prinze Junior aussah, eine riesige rote Siegesschärpe verliehen bekommen. Laura wusste, dass das Mädchen von Pferden geradezu besessen war. Ein wenig zu sehr, stellte sie fest, als Ashley den Prinze-Zentauren umarmte. Und später … wurde es noch merkwürdiger.
    Als die Dotcom-Blase platzte und ihr Vater für drei Jahre im Gefängnis landete, mussten Laura und ihre Mutter in eine enge Sozialwohnung ziehen, und erst da entdeckte sie ihre telepathischen Fähigkeiten und bildete sie vollständig aus.
    Sie teilte sich ein Schlafzimmer mit ihrer Mutter. Nachts lag Laura wach, konzentrierte sich auf den Geist der Schlafenden und empfing ihre Träume. Für gewöhnlich ging es darin um die Familie und bessere Zeiten – worüber Laura weinen musste –, oder um die boshafte Leiterin der Parfümabteilung in dem Kaufhaus, wo ihre Mutter arbeitete. Das rührte Laura erst recht zu Tränen.
    Sie fand heraus, dass sie nur die Gedanken Schlafender lesen konnte. Aber sie war auch in der Lage, sich in den Traum einer anderen Person hineinzuprojizieren, wenn sie sich stark genug konzentrierte.
    Das gelang ihr erstmalig, als D’arby T. Spoule, Teilzeitkünstler und Vollzeit-Parkwächter, in die Wohnung nebenan zog. Ihre Schlafzimmer waren nur durch eine dünne Gipsplatte getrennt, und Laura zapfte seine üppigen, dynamischen und von Farben erfüllten Träume an, in denen er den Himmel anmalte, kolossale Skulpturen schuf und die hochnäsigen, ahnungslosen Galeriebesitzer und Kunstagenten, die D’arbys Arbeiten ablehnten, mit zusammengerollten Leinwänden und riesigen Pinseln verprügelte.
    Sie lag im Bett und wurde in seinen spektakulären Träumen lebendig, trat persönlich in seine aufregenden Schlafszenarien ein und nahm daran teil. Sie beide bestanden zusammen mit anderen Künstlern und Modellen alle möglichen wunderbaren Abenteuer im ruhmreichen Kampf für Wahrheit und Schönheit; fantastische Traumreisen ins Unterbewusstsein, die Welten entfernt von der deprimierenden Umgebung von Apartment 10 C und D waren.
    Wenn D’arby Laura in der Realität auf dem Flur oder im Aufzug des Gebäudes begegnete, pflegte er sie merkwürdig anzusehen und nachdenklich über seinen roten Bart zu streichen. Als erkenne er mehr in ihr als nur das Mädchen von nebenan, obwohl er nicht wusste, warum oder wie. In D’arbys raffinierten, sinnlichen Träumen sprühte mehr herum als nur Farben und Ton.
    Nach einigen weiteren erfolglosen Versuchen, in der Firma Perkins Interesse zu wecken, beschloss Laura, ihre besonderen Kräfte einzusetzen, um den Kerl neugierig zu machen. Sicher, sie hätte ihre Gabe auch benutzen können, um den örtlichen Dschihadisten im Traum Frieden und Brüderlichkeit zu predigen oder die Träume von Lokalpolitikern mit dem Bedürfnis nach billigeren Bustarifen und bezahlbaren Wohnungen zu erfüllen. Aber da sie zwanzig und so geil wie die Blechbläser in einer Band aus Marines war, hatte das Mädchen

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