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Was ich dich traeumen lasse

Was ich dich traeumen lasse

Titel: Was ich dich traeumen lasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Moll
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sind.
    .Natürlich sind wir das dann noch.
    .Du wirst mich vielleicht schneller leid, als du denkst.
    .Ich werde dich nicht leid. Wir nehmen den Tag, an dem wir uns das erste Mal geküsst haben. Einverstanden?
    .Einverstanden.
    Â»Das Wichtigste ist jetzt, dass Ihr Sohn Zuwendung von vertrauten Menschen bekommt«, sagt der Arzt.
    Â»Wir werden uns abwechseln. Es wird immer einer von uns bei ihm sein«, sagt Ricos Vater und schaut von seiner Frau zu mir, wieder zu seiner Frau. Sie nickt. »Wir schaffen das. Alles wird gut.«
    Alles wird gut.
    Â»Spielen Sie ihm vertraute Musik vor. Lesen Sie ihm aus seinen Lieblingsbüchern vor. Erzählen Sie ihm Geschichten. Er muss kämpfen. Und Sie müssen ihm die Kraft dafür geben«, sagt der Arzt.
    Hinter mir sackt meine Mutter auf den Stuhl zurück. Ich hatte sie ganz vergessen. Ihre Augen sind nass geworden, ihr Mund verzieht sich, ihr Kehlkopf geht auf und nieder. Gleich wird sie schluchzen. Sie wird sich nicht zusammenreißen. Sie wird schwach sein. Gleich. Ich packe sie am Arm und ziehe sie hoch.
    Â»Rufen Sie mich an, wenn ich zu ihm kann?«, frage ich Ricos Mutter.
    Â»Ja, das machen wir.«
    Meine Mutter ist zu schwach, um sich zu wehren. Ich habe leichtes Spiel. Wir schaffen es durch die Tür, bevor es losgeht.
    * * *
    Weißt du noch, du nutztest deine Chance sofort.
    Erst seit dem Morgen warst du aus Afrika zurück und kamst trotzdem noch zu den letzten beiden Stunden in die Schule. Weil du mich unbedingt wiedersehen wolltest. Kurz nachdem der Unterricht anfing, tratest du ohne anzuklopfen in die Klasse und suchtest meinen Blick. Als ahntest du, dass es so weit war. Dass ich so weit war. Dass es losgehen konnte.
    Susanne war krank. Der Platz neben mir war frei. Als hätten sich alle verschworen. Du setztest dich so dicht neben mich, dass ich dich riechen konnte. Du rochst nach Schweiß, Flugzeugluft, fremder Welt. Ich konnte nicht aufhören, dich einzuatmen.
    Erinnerst du dich, Dornsted wollte nicht, dass du berichtest, obwohl alle Fragen nach dir warfen. Er wollte Unterricht nach Plan. Wie immer.
    Du bekamst vier Zettelchen. Ich habe gezählt. Du schriebst auf alle dasselbe, bevor du sie durch die Reihen zurückschicktest. Schön wieder hier zu sein, ich erzähle später . Sie gingen alle an Mädchen. Und ich dachte: Als wenn er ausgerechnet dich… du dumme Ziege. Es war so schwer zu glauben.
    Aber dann öffnetest du dein Heft und schriebst an mich. Hast du mich vermisst?
    Ich antwortete: Nicht die Bohne .
    Darauf du: Du bist eine schlechte Lügnerin.
    Du hattest recht. Ich war ein einziges augenscheinliches Indiz für meine Lüge. Meine Wangen waren heiß, mein Nacken schwitzig, mein ganzer Körper verwandelte sich in einen warmen, schweren Klumpen Teig. Meine Hände waren so fahrig, als sie den Stift führten. Ich interessiere mich für die afrikanischen Kinder .
    Wie augenscheinlich. Wie durchschaubar. Wie dumm. Aber du warst erfreut. Es stand in dein Gesicht geschrieben und in dein Heft. Dann treffen wir uns heute Abend im Café Feynsinn und ich zeige dir meine Fotos.
    Du kannst das nicht wissen, ich habe es dir nie erzählt, aber als die Schule vorbei war, dauerte es den ganzen Nachmittag, bis aus dem Klumpen Teig wieder ich wurde. Mit Konturen, mit Grenzen, mit einer Form, in der ich mich auskannte. Ich saß auf dem Bett und sah dabei zu. Du kannst dir nicht vorstellen, wie erleichtert ich war, als ich auch die letzte Zelle wieder unter Kontrolle hatte.
    Meine Mutter kam ins Zimmer. Sie redete ohne Unterlass über ein Geschenk ihres Lovers. Ich weiß nicht mehr, was es war. Aber sie regte sich auf, weil sie fand, es sei zu billig. Sie sei mehr wert. Sie habe Besseres verdient. Es ging um nichts Ernstes. Ich machte mir keine Sorgen. Ich wusste, in weniger als einer Stunde würde sie mit ihm im Schlafzimmer verschwinden und Versöhnung feiern. Hinter ihrem Kopf erschien für Sekunden immer wieder die Uhr mit dem kaputten Sekundenzeiger. Die war alles, was ich wirklich wahrnahm. Es war höchste Zeit zu gehen, wenn ich nicht zu spät kommen wollte.
    Aber, ehrlich, ich wollte zu spät kommen. Ich wollte sogar gar nicht kommen.
    Ich wollte einfach auf dem Bett sitzen bleiben, meiner Mutter zusehen, wie sie sich immer weiter in Rage redete, und für immer die sein, die ich war.
    Aber dann bin ich doch aufgestanden, an meiner Mutter vorbei zur Tür gegangen

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