Was ist koscher - Jüdischer Glaube
werden.
Diejenige Demokratie möge biĴ e den ersten Stein werfen, die nicht im Glashaus sitzt!
Wir erleben im antizionistischen Vokabular dieselben uralten Vorwürfe, die wir als Juden schon lange kennen, zum Beispiel auch den der »jüdischen Weltverschwörung«, ursprünglich eine Erfi ndung des Geheimdienstes im zaristischen Russland. Mit den »Protokollen der Weisen von Zion«
(siehe auch das Kapitel »Gibt es ein modernes Judentum?«) versuchte damals der russische Staatsapparat, von eigenen Fehlern und Vergehen ab- und den Hass der Bevölkerung auf die Juden zu lenken, die nichts anderes im Sinne häĴ en, als die Welt und somit auch MüĴ erchen Russland zu erobern.
Diese Wahnidee funktioniert bis heute, selbst im aufgeklärten Deutschland des 21. Jahrhunderts gibt es Menschen, die glauben, dass Washington von den Juden regiert würde!
Es sind nicht immer die Dümmsten, die so denken. Ein nicht ganz unwichtiges Nachrichtenmagazin in Deutschland brachte doch tatsächlich einmal solch eine Story und war noch stolz auf seine »Recherche«!
Wahrscheinlich glaubten deshalb auch die SED und Erich 293
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Honecker in ihrer sozialistischen und zugleich kleinbürgerlichen Spießigkeit, dass sie ihre marode WirtschaĞ reĴ en könnten, wenn sie den Juden im In- und Ausland schöne Augen machten. Noch 1988 begannen sie mit übertriebenem Eifer, den Juden den Hof zu machen: 40 Jahre haĴ en sie sich nicht um die Ruine der Berliner Synagoge in der Oranienbur-ger Straße gekümmert, auf einmal wurde beschlossen, sie zu restaurieren, um ein wunderbares jüdisches Wahrzeichen in Ostberlin zu haben.
Dem Präsidenten des World Jewish Congress verliehen sie schnell den höchsten Zivilorden der DDR, und der Staatsmi-nister für religiöse Angelegenheiten wurde nach Israel gejagt, um dort beim einstigen zionistisch-imperialistischen Erzfeind zu antichambrieren, denn wie hieß es in Ostberlin: »Der Weg nach Washington führt über Jerusalem!« Und nach Washington wollten sie unbedingt. Sie erhoğ
en sich die Meistbegüns-
tigungsklausel der USA für die DDR-WirtschaĞ , um so den ökonomischen Kollaps vielleicht noch auĢ alten zu können.
Verschwörungstheorien
Auch im westlichen Teil Deutschland gibt es solches Denken.
Geld regiert die Welt, und mit Geld verbindet man natürlich wieder die Juden, die Wall Street, Capitol Hill. Na klar, dass Amerika und Israel gemeinsame Sache machen, bei all den Kissingers, Cohens, Liebermans, Wolfowitzen, Fleischers, Perles und wen es sonst noch in Washington D.C. gibt. Klar, dass ein Scharon dort wie ein Familienmitglied aufgenommen wird!
Nach dem 11. September gab es auch in unseren Breiten die irrwitzige Theorie, dass vielleicht der israelische Mossad 294
PюѢљ Sѝіђєђљ
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in Wirklichkeit diesen Terrorakt begangen hat, um die USA in den Krieg gegen die arabische Welt zu hetzen. Denn: Konnte man es den dummen, primitiven Arabern wirklich zutrauen, solch ein kompliziertes logistisches »Meisterstück« abzulie-fern wie die Anschläge auf die Twin Towers, auf das Penta-gon und das Weiße Haus?
Die Israelis haben doch in der Vergangenheit schon oĞ be-wiesen, dass sie so etwas können. Und jene Verschwörungs-theoretiker, die diesen Unsinn locker, noch nicht einmal hinter vorgehaltener Hand von sich gaben, übersahen dabei, wie viel Rassismus sich da auch gegenüber den Muslimen ausdrückte!
Darf man Israel kritisieren? Ja, aber nur dann, wenn man das Existenzrecht des Staates nicht anzweifelt. Nur dann, wenn man sich auch die andere, die palästinensisch-arabische Seite ansieht. Denn sonst wird die übliche Behauptung: Der Jude ist an allem schuld, nur leicht variiert, moderner heißt es dann staĴ dessen: Israel ist an allem schuld. Darf man die israelische Okkupation also nicht verurteilen? Doch, aber wer macht sich heute noch Gedanken über die Ursache der Okkupation? Und wieso kommt es eigentlich, dass hierzulande jeder über den Nahen Osten genau Bescheid weiß, sozusagen die Instant-Lösung für den Konfl ikt zwischen Israelis und Pa-lästinensern parat hat, während man sich sehr hüten würde, ebensolches »Wissen« für den Kaschmir-Konfl ikt, ja selbst für den Konfl ikt in Nordirland zur Verfügung zu haben?
Wenn man als Jude auf das Problem des Antisemitismus oder des Antizionismus hinweist, erhält man gerne den wohl-gemeinten Rat, man solle nicht so empfi ndlich sein. Wer aber
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