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Was mich fertig macht, ist nicht das Leben, sondern die Tage dazwischen (German Edition)

Was mich fertig macht, ist nicht das Leben, sondern die Tage dazwischen (German Edition)

Titel: Was mich fertig macht, ist nicht das Leben, sondern die Tage dazwischen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Birbæk
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eins erledigt habe, gehe ich in die Küche, um Wasser für Teil zwei aufzusetzen. Auch wenn wir bei Gott verschissen haben und in Sünde leben, die Erfindung des Kaffees müsste eigentlich für ein milderes Urteil sorgen.
    Ich will mir gerade die erste Tasse einschenken, als Vivis Tür aufgestoßen wird und ein Heavy-Metal-Konzert aus dem Zimmer knallt. Ein fremder Typ marschiert wortlos durch die Küche und schaut ausgiebig weg. Durch den Krach höre ich, wie er die Wohnungstür zuknallt. Oh, oh ...
    Um sicherzugehen, dass er Vivi lebend zurückgelassen hat, werfe ich einen Blick in ihr Zimmer, und wie immer ist der Anblick alles andere als jugendfrei. Sie liegt in einem Schlachtfeld aus verstreuten Klamotten, CDs und Zeitschriften auf ihrem Futon ausgestreckt, und zwischen ihren gespreizten Beinen beugt sich eine weiße Substanz träge den Gesetzen der Schwerkraft. Ich gehe zu ihrer Monsteranlage und drücke die Stopptaste. Die Ruhe ist wie ein Bad im Meer.
    Vivi hebt den Kopf und blinzelt zu mir hoch.
    »Mogn«, krächzt sie und dreht den Kopf einmal links, einmal rechts, dann schielt sie mich wieder an.
    »Weg?«
    Ich nicke. Ja, ich war zwei Wochen weg, aber das meint sie sicher nicht. Als ich wegfuhr, versprach sie mir hoch und heilig, dass sie sich um meine Lieblingspflanze kümmern würde. Hat sie auch – erst verdurstet, dann ersoffen, keine Einschüsse. So ist sie. Akzeptieren oder Verstand verlieren.
    »Kaffee?«, fragt sie.
    Als ich wieder ins Zimmer komme, hält sie sich gerade die Hand dicht vors Gesicht. Sie hat in dem weißen Zeug herumgewühlt und schnuppert jetzt an ihren Fingern, während sie eine nachdenkliche Miene aufsetzt. Ich halte ihr die Tasse hin, und mit einer Was-soll’s-Geste wischt sie sich die Finger am Laken ab und schnappt sich die Tasse. Ihren Pupillen nach zu urteilen, wird es das erste legale Aufputschmittel seit Tagen sein.
    Sie blinzelt gegen das Tageslicht an, und während sie aus der Tasse schlürft, kann sie es nicht lassen, ihre Brüste weiter als nötig herauszustrecken. Es hat keinen Sinn, sie darauf hinzuweisen, dass ihr geprüfter Mitbewohner vor ihr steht, denn auch der ist ein Kerl, und damit erfüllt er schon alle Voraussetzungen für das Spiel, das sie spielt. Seit einem Jahr wohnen wir jetzt zusammen, und in der Zeit haben wir nur eine einzige Regel nicht gebrochen: kein WG-interner Sex. Himmel! Ein Strahl der Vorsehung muss mich da gestreift haben, denn Vivi ist zwar eine gottverdammte Schönheit, aber gleichzeitig auch das rücksichtsloseste Miststück, das mir je über den Weg gelaufen ist. Auf ihr Äußeres reinzufallen ist der größte Fehler, den man bei ihr machen kann, und die Hälfte der Typen dieser Stadt stehen Schlange, um genau den Fehler zu machen. Dahinter steht die andere Hälfte, um ihn zu wiederholen.
    Das Telefon klingelt. Beim zweiten Mal hat sie den Hörer.
    »Tacheeeeeles, Teeeelefooon!«
    Max ist dran. Er schafft es wieder nicht, mehr als fünf Silben von sich zu geben. Hört sich aber an wie ein Frühstücksdate im Underground.
    Ein paar Minuten später schwinge ich mich auf mein nahkampferprobtes Rad. Es ist Wochenende, und als ich mich zwischen den Sonntagsfahrern einfädele, bin ich auf das Schlimmste vorbereitet. wrooaarrrr ! Zwei Hirnlose jagen ihre Lieblinge aus dem Stand von null auf hundert. Ein Zwischenspurt bringt mich rechtzeitig vom Zebrastreifen. Sie ziehen hupend und lachend an mir vorbei.
    »wichser!«
    Sofort leuchten die Bremslichter auf, und als ich an ihnen vorbeirausche, öffnet der Beifahrer die Tür. Kaaanapp! Ich gebe ihm den Effenberg, muss aber die Hand sofort wieder runterreißen, um beidhändige Bremskraft zu entwickeln, weil eine Zombiemama im Jogginganzug ihr geliebtes Balg blind auf den Fahrradweg hinausschiebt.
    Zehn Zentimeter vor dem Kinderwagen komme ich mit jaulenden Bremsen zum Stehen. Zombiemama glotzt mich böseblöd an. Ich glotze zurück, und für ein paar Sekunden bricht das große Schweigen aus. Da wir uns gegenseitig den Weg versperren, befinden wir uns in einer klassischen Konfliktsituation – einer muss nachgeben. Aus solchen Situationen sind schon Weltkriege entstanden, und uns bietet sich hier die Chance, den Kriegstreibern zu zeigen, wie mündige Bürger Konflikte lösen: auf einer Basis der Nächstenliebe, mit Achtung vor der Persönlichkeit des anderen und einem vernünftigen Maß an humandemokratischem Denken, Diskussion statt Eskalation, das Thema erörtern, die Fakten herausstellen und

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